Der KURIER-Fanreporter: Kein Mensch wird mehr von Cordoba reden
Richtig gesund kann das alles ja nicht sein. Und damit meine ich jetzt gar nicht einmal die dritte Halbzeit, die natürlich bei so einer EM nicht zu kurz kommen darf. Nein, es sind die Spiele der österreichischen Nationalmannschaft, die mich so mitnehmen. Meinen Körper. Den Geist. Natürlich auch die Nerven.
Die Stimme ist inzwischen angeschlagen nach den lauten Freudengesängen und den Jubelschreien. Keine Ahnung, wie oft ich in den letzten Tagen "I am from Austria" angestimmt habe.
Ich habe einen Muskelkater von der Hüpferei auf der Tribüne und den Luftsprüngen, die ich nach unseren Toren gemacht habe. Ganz zu schweigen von meinem Puls: Der ist gerade im Match gegen Holland nicht nur einmal nach oben geschnellt.
Ich bin jetzt wirklich froh, dass unser Achtelfinale erst am Dienstag ist. Nicht nur die Spieler haben sich eine Pause verdient. Auch ein Fan benötigt Erholung.
Wenn es ein Wort gibt, das ich seit dem Gruppensieg am häufigsten in den Mund genommen habe, dann ist es wohl: verrückt. Es ist alles nur mehr verrückt, was hier gerade vor sich geht.
3:2 - sobald ein österreichischer Fußballfan dieses Ergebnis gesehen hat, dann hat bis zu diesem Dienstag jeder sofort an Cordoba gedacht. Auch Anhänger, die 1978 noch nicht auf der Welt waren. Ich glaube, das hat sich jetzt - Hans Krankl möge mir bitte verzeihen - erledigt.
Jeder, der das Match gegen Holland gesehen hat - und gefühlt hat es ganz Österreich gesehen - der wird in Zukunft das Ergebnis 3:2 immer mit diesem legendären Auftritt im Berliner Olympiastadion verbinden.
1978 in Cordoba ist es ja in Wahrheit für Österreich um nichts mehr gegangen. Genau mit diesem Gedanken bin ich am Dienstag in das Olympiastadion gegangen: Worum geht's da eigentlich? Was steht da schon auf dem Spiel?
Dass dann das dabei herauskommt: ein 3:2 gegen Holland, gegen die wir 1978 bei der WM 1:5 verloren haben. Der Sieg in dieser Gruppe. Verrückt. Einfach nur verrückt - im positiven Sinne.
Richtig regenerieren - das ist nach dieser Aufregung auch für einen Fan das Gebot der Stunde. Also wird in den nächsten Tagen die Stimme geschont, auf Aufregung verzichtet und dafür Kraft getankt.
Ich glaube nämlich, dass wir am Dienstag in Leipzig nicht das letzte Mal singen, springen und jubeln werden.