Das zweite verlorene EM-Finale: England trauert – und zweifelt
Auf Bildern im Internet kursieren einige Fotos von Tätowierungen, die sich englische Fußball-Fans vor dem Finale stechen haben lassen. Darauf zu sehen: der EM-Pokal mit dem Schriftzug Gewinner.
Man kann immer noch nach Spanien auswandern, dort leben ohnehin so viele Briten wie nirgendwo sonst fernab der Insel.
Den Mutigen gehört zweifelsfrei die (Fußball-) Welt. Jener Mut, den die englischen Teamspieler auf dem Feld vermissen ließen. Vor allem wegen des zögerlichen Auftretens steht das Starensemble nach der bitteren, aber verdienten Niederlage in der Kritik. Die Offensivbilanz des Finalisten liest sich wie ein Armutszeugnis. Nur fünf der 24 EM-Teilnehmer haben noch seltener auf das Tor geschossen als Harry Kane und Co.
Der Kapitän, der einmal mehr seinen ersten Titel verpasste, war am Boden zerstört: „Es ist extrem schmerzhaft und wird noch lange wehtun. Aber wie immer werden wir uns aufraffen, den Staub von uns abklopfen und bereit sein, wieder im Trikot Englands zu kämpfen.“ Teamkollege Jude Bellingham von Real Madrid gab sich selbstkritischer: „Wir sind immer noch eine junge Mannschaft, aber ab einem bestimmten Punkt müssen wir auch liefern.“
Zukunft des Teamchefs
Die Überlegenheit der Spanier wurde auch von den Engländern nicht geleugnet. „So nah ... und doch so fern“, befand der Mirror nach dem 1:2 in Berlin. Der Telegraph wiederum fasste die Gemütslage der Fußball-Nation wie folgt zusammen: „Die Qual hält an. Der Schmerz geht weiter. Und weiter. 58 Jahre und er geht für England immer noch weiter.“
Offen ist, wer 2026 den nächsten Versuch verantworten darf, dem Mutterland des Fußballs den ersten Titel bei den Männern seit der WM 1966 zu bescheren. „Ich vermute, es war Gareth Southgates letztes Spiel“, sagte Ex-Stürmerstar Alan Shearer zur Zukunft des nicht unerfolgreichen, aber dennoch heftig kritisierten Teamchefs. Gary Lineker, Fußball-Idol und BBC-Experte auf der Insel, empfahl gar Jürgen Klopp als Nachfolger. Der populäre Deutsche befindet sich nach seinem Rückzug als Liverpool-Coach aber in einer selbst verordneten Auszeit.