Fußball: Die Wiener Vorgeschichte des deutschen Sensationstrainers
Der große Hamburger SV muss wieder in die Relegation, um vielleicht doch wieder in der 1. Bundesliga spielen zu dürfen. Dort spielt erstmals in der Klubgeschichte Heidenheim, als 57. Verein seit Gründung der Bundesliga.
Dramatisches Aufstiegsfinale
Die Stadt mit 50.000 Einwohnern in Baden-Würtemberg (nördlich von Ulm und östlich von Stuttgart) sicherte sich am letzten Spieltag sogar noch Platz eins und damit den Direktaufstieg. In einer dramatischen Nachspielzeit mit zwei Toren gelang der Mannschaft von Frank Schmidt doch noch das 3:2 in Regensburg.
Der 49-jährige Trainer ist jetzt der Held seiner Heimatstadt. Seit 2007 coacht er die Heidenheimer, schaffte mit ihnen in seiner ersten Saison den Aufstieg in die Regionalliga und danach in die 3. Liga. 2014 gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga und 2023 der erstmalige Einzug ins deutsche Oberhaus. Vor drei Jahren war der Klub noch in der Relegation an Werder Bremen gescheitert.
Schmidt ist der längstdienende Trainer im deutschen Profifußball noch vor dem Freiburger Christian Streich (seit 2012). Dessen Vorgänger Volker Finke ist mit 16 Jahren Deutschlands Allzeitrekordler, wird aber im September von Schmidt abgelöst.
Das Talent landete in der Regionalliga
Vor 25 Jahren, im Frühjahr 1997, kam er mit 23 Jahren zum Sportklub nach Wien. Schmidt hatte bis zur U 20 in allen deutschen Nachwuchsauswahlen gespielt. Er war in Nürnberg im Bundesliga-Kader gestanden, aber nie zum Einsatz gekommen. Seinen größten Auftritt hatte er mit Vestenbergsgreuth, mit dem Oberligaklub warf er 1994 Bayern München aus dem Cup, die von Trapattoni trainiert Startruppe rund um Kahn, Matthäus und Papin.
Doch die Karriere von Schmidt nahm nicht Fahrt auf. Er landete in der österreichischen Regionalliga, spielte mit den Wienern gegen Mattersburg und Klingenbach. „Er hatte keinerlei Allüren“, erinnern sich Mitspieler an den jungen Deutschen, der als Libero spielte. Bekannte Mitspieler waren unter anderen Damir Canadi (Ex-Trainer von Rapid), Jürgen Macho (Ex-Teamtormann) und Manfred Nastl (Co-Trainer beim LASK). Im Sommer 1997 übersiedelte Schmidt mit Trainer Peter Barthold in die 2. Division zur Vienna, wo er noch ein Jahr spielte.
Danach wechselte er wieder nach Deutschland, kam über Aachen und Mannheim 2003 nach Heidenheim, wo er 2007 vom Spieler zum Trainer wurde. Wie damals in Wien ist Schmidt auch in seiner Heimat wegen seiner Bodenständigkeit beliebt. Seine erste Freundin wurde seine Frau und ist wie die beiden Töchter Krankenschwester. Und in der Stunde des Erfolgs gab er einen Anteil des Erfolgs auch an den Vorstandsvorsitzenden weiter, der schon seit der Landesliga beim Klub ist. Und Schmidt ehrte auch den verstorbenen Aufsichtsratsvoritzenden.
Von Statuen und Hunden
Holger Sanwald, der Vorstandsvorsitzende, sagte im Kicker: „Ich biete ihm eine Statue an, er will nicht. Ich biete ihm einen Rentenvertrag an, will er auch nicht – so ist der Frank.“ Das Thema Statue lehnte Schmidt humorvoll ab. Hatte einst ein österreichischer Teamspieler gemeint, dass Tauben Statuen als WC nutzen, so verwies Schmidt darauf hin, dass diese von Hunden als Pissoir missbraucht würden.
Als schmerzhaftes Erbe seiner Kickerkarriere hat Schmidt ein Verknöcherung in der Halswirbelsäule, die auch der Grund dafür ist, dass er den Kopf schief hält.