Der neue Austria-Trainer heißt Gerald Baumgartner
Von Alexander Huber
Der 30. Trainer der Wiener Austria seit 1990 heißt Gerald Baumgartner. Nur wenige seiner Vorgänger starteten mit so einem großen Vertrauensvorschuss: Der bisherige St.-Pölten-Coach soll mit einem Zweijahresvertrag bis 2016 und sogar der Option auf ein weiteres Jahr ausgestattet werden.
Offiziell bekannt gegeben wurde der neue Chefcoach am Dienstagabend, weil der von Präsident Wolfgang Katzian geführte Aufsichtsrat mehrheitlich zustimmen musste. Da einige der zwölf Mitglieder auf Urlaub weilen, zog sich der Formalakt hin.
"Wir haben uns über die Ablösemodalitäten geeinigt. Der Rest liegt bei der Austria", verlautbarte der SKN mit dem Stolz, als Zweitligist dem Verein mit dem zweitgrößten Budget einen Trainer verkauft zu haben. Auch wenn die Maximalforderung von 200.000 Euro Ablöse (oder Spieler in ähnlichem Wert) nicht ganz durchgesetzt werden konnte. Dazu kommt, dass nicht alle Kicker der Wiener, die angeboten wurden, den St. Pöltnern gefielen.
Ex-Austria-Stürmer
Bisher kam Baumgartner nur als Stürmer mit der höchsten Spielklasse in Berührung. Der heute 49-Jährige schaffte zwischen 1984 und 1992 für Austria Salzburg, Austria Wien und die Vienna 65 Bundesligaspiele. In Favoriten (1987–’89) blieb er in zehn Spielen ohne Tor.
Seine Trainerkarriere startete er 2005 als Co-Trainer der Salzburg Juniors und lernte bis 2011 unter sechs Betreuern. Die zweite Begegnung mit der Austria war schon ein Bewerbungsschreiben: Mit Drittligist Pasching kam er 2013 bis ins Cup-Finale und schlug den neuen Meister mit 1:0.
Beim SKN setzte sich der unglaubliche Lauf des Cup-Helden fort – erst nach 14 Partien ohne Niederlage und der neuerlichen Europacup-Qualifikation war im Finale gegen Salzburg (2:4) die Siegesserie beendet.
Von den Salzburgern inspiriert war auch die taktisch moderne Spielweise: hohes Verteidigen, stets nach vorne spielen und mit genug Kondition für das Gegenpressing. Durchgesetzt hat Baumgartner seine Ansichten ohne Rücksicht auf Verluste und allzu großes Verständnis für Spielerwünsche. Die Austria-Kicker müssen sich auf einen forschen Umgangston einstellen. Außerdem auf einen neuerlichen Stilwechsel: Vorgänger Bjelica setzte mehr auf Defensive, davor Stöger auf Offensive, sein Vorgänger Vastic auf Defensive und bis 2011 Daxbacher auf Offensive.
In St. Pölten nahm Baumgartner seine Aufgabe bis zuletzt ernst, verhandelte noch am Sonntag über einen Spielerkauf. Nach der gescheiterten Rückkehr von Manfred Schmid aus Köln witterte der vom Manager Thomas Böhm beratene Salzburger allerdings seine Chance: "Mein Ziel war die Bundesliga. Wenn ein Klub wie die Austria Interesse hat, kann man nicht Nein sagen."
Gager oder Schöttel
St. Pölten hat sich seit dem (abgeblockten) Grödig-Angebot auf einen Abgang vorbereitet. Als Top-Kandidaten gelten nun Austrias bisheriger Interimstrainer Herbert Gager und Peter Schöttel, der bei Rapid seinen Vertrag aufgelöst hat. Gager sagt zum KURIER: "Ich muss der Austria noch diese Woche Bescheid geben, ob ich in den Nachwuchs zurückkomme. Aber St. Pölten wäre natürlich auch eine extrem spannende Herausforderung."