Rapid gewinnt das 318. Wiener Derby 4:1
Wenn Austria-Tormann Almer künftig den Namen Traustason hört, wird er womöglich einen Ausschlag bekommen. Der Isländer hatte bei der EURO gegen Österreich in Paris zum 2:1 getroffen, am Sonntag gab es zwischen den beiden ein Deja-vu in der 32. Minute, als der Isländer Rapid in Führung brachte. Eine Vorlage von Szanto schloss der Stürmer sehenswert mit einem Innenrist-Schuss ins kurze Ecke ab, unhaltbar für Almer. Am Ende gewann Rapid das unterhaltsame und hektische Derby durchaus verdient mit 4:1.
Beide Teams boten den (nur) 15.270 Zuschauern von Beginn an eine sehr gute Unterhaltung. Austria-Trainer Fink schickte erstmals in dieser Saison das Angriffs-Duo Friesenbichler/Kayode aufs Feld. Grünwald erhielt nach den 120 anstrengenden Minuten von Trnava (vorerst) eine Verschnaufpause, ebenso Rotpuller.
Flotter Start
Chancen fanden jedenfalls beide Teams vor, ein Kayode-Kopfball stellte Tormann Novota nicht vor große Probleme (19). Es sollte für lange Zeit die letzte Möglichkeit der Hausherren bleiben.
Ein Schuss von Rapid-Verteidiger Pavelic wäre für Almer problematisch geworden, wäre er nicht knapp daneben gegangen. In besagter 32. Minute klappte es dann besser. Es war die verdiente Führung für die Rapidler, die ab der 20. Minute besser agierten als die Austrianer, die wie gewohnt das Spiel über Holzhauser aufziehen wollten, damit aber nicht wirklich gefährlich vors Tor kamen. Auch in der zweiten Hälfte hatten die Hütteldorfer alles unter Kontrolle.
Torreich
Plötzlich, aus einem Befreiungsschlag von Larsen, wurde die Austria gefährlich. Der lange arbeitslose Novota unterschätzte den Ball und überschätzte seine 200 Zentimeter an Körpergröße. Über den slowakischen Goalie hinweg flog die Kugel zu Larry Kayode. Der nach vorne gesprintete Austria-Stürmer schob ins leere Tor zum 1:1 nach 63 Minuten ein.
Martschinko verlor dabei die Nerven und schlug Joelinton ungestraft mit dem Ellbogen ins Gesicht.
Fünf Minuten später war Schiedsrichter Drachta wieder gnädig mit der Austria. Ein Handspiel von Serbest hätte auch zu einem Elfmeterpfiff führen können.
In der Rapid-Viertelstunde konnte die Austria nicht mehr zusetzen und wurde ausgekontert. Zuerst legte Schobesberger perfekt für Grahovac auf – 1:3 (87.); danach für Joelinton – 1:4 (93.).
Ernst-Happel-Stadion, 15.270 Zuschauer, SR Drachta
Tore:
0:1 (33.) Traustason
1:1 (63.) Kayode
1:2 (65.) Schaub
1:3 (87.) Grahovac
1:4 (93.) Joelinton
Austria: Almer - Larsen, Windbichler, Filipovic (60. Grünwald), Martschinko - Serbest, Holzhauser - Pires, Friesenbichler (77. Tajouri), Venuto (88. Kvasina) - Kayode
Rapid: Novota - Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel - Schwab, Mocinic - Schaub, Szanto (57. Grahovac), Traustason (44. Schobesberger) - Joelinton (94. Entrup)
Gelbe Karten: Larsen bzw. Mocinic
"Wenn ich die Chance dazu bekomme, mache ich wieder ein Tor gegen Robert – das hätte schon was", kündigte Arnor Ingvi Traustason vor seinem ersten Wiener Derby im KURIER an. Und tatsächlich kam es beim Wiedersehen nach dem 2:1 für Island gegen Österreichs Teamtormann bei der EURO auch im Wiener Prater zu einem Treffer für Traustason.
Die erste Chance saß noch nicht, der Schuss des Isländers in Minute 13 wurde entscheidend abgefälscht. Aber 20 Minuten später wurde der Rapid-Neuzugang wieder freigespielt. Nach schönem Pass von Derby-Debütant Tamas Szanto zirkelte der linke Flügelstürmer mit dem starken rechten Fuß den Ball perfekt ins Eck – 1:0.
Der Führungstreffer beflügelte den 23-Jährigen, auf dem Weg Richtung Almer kam es nach 41 Minuten allerdings zu einem verhängnisvollen Zweikampf. Pires klärte hart, aber nicht unfair. Traustason verletzte sich dabei und musste mit großen Schmerzen im Knie abtransportiert werden.
Am Montag erfolgt noch eine genauere Untersuchung, aber die Rapid-Ärzte gaben zumindest leichte Entwarnung: es dürfte dabei kein Band im Knie stärker verletzt sein. Traustason verfolgte die zweite Hälfte bereits von der Bank aus.
Neben dem Neuen nahm nach 57 Minuten Szanto Platz. Der in Ungarn aufgewachsene Eigenbau-Spieler kam gleich beim Startelf-Debüt zu einem Assist.
Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Die Niederlage ist verdient. Rapid war die bessere Mannschaft. Sie waren vorne schärfer - schneller und gefährlicher. Ich denke, es war die falsche Entscheidung von mir, 4-4-2 zu spielen. Ich muss die Niederlage auf meine Kappe nehmen. Wir müssen jetzt erstmal damit leben. Wir haben jetzt eine Woche, wo wir etwas Zeit haben. Die Balance zwischen Europa League und Liga zu halten, ist sehr schwer."
Mike Büskens (Rapid-Trainer): "Die Mannschaft hat heute ein hervorragendes Spiel abgeliefert. Wir haben sofort die Kontrolle übernommen, nicht zugelassen, dass die Austria das Spiel verlagert und tiefe Bälle auf ihre schnellen Stürmer spielt. Wir waren sehr konzentriert. Mit dem 1:1 kann ein Moment entstehen, wo das Spiel kippen kann, aber die Mannschaft hat eine hervorragende Reaktion gezeigt und das Spiel auf sehr gute Weise zu Ende gespielt. Fakt ist, dass wir in den richtigen Momenten da waren."
Zum verletzten Arnor Traustason: "Bei Arnor müssen wir abwarten. Erst sah es nicht so gut aus, jetzt ist es der abgeschwächte Modus. Das 1:0 hat er überragend gemacht."
Traustason (Rapid-Torschütze): "Es war ein guter Sieg. Es ist mir schwergefallen, auf der Bank zu sitzen und zuzusehen. Ich habe einen Schlag auf das Knie bekommen. Wir werden es morgen untersuchen lassen, ich denke aber, es ist nichts Gravierendes."
Richard Windbichler (Austria-Verteidiger): "Eine Stunde lang war es eine ausgeglichene Partie. Die Konsequenz in beiden Strafräumen hat entschieden. Da war Rapid entschlossener. Die vier Gegentore soll man nicht überbewerten. Wir wollten unbedingt den Ausgleich, die daraus entstehenden Konter hat der Gegner ausgenutzt."