Sport/Fußball

Bayern will mit neuer Handschrift zum CL-Titel

Klar, die Deutsche Bundesliga ist wichtig. Sie ist das tägliche Brot des FC Bayern München. Doch das schnappt sich die Mannschaft von David Alaba sowieso im Vorbeigehen. Wonach in München immer lauter gefragt wird, ist ein anderer Titel. Jener in der Champions League, für den vor drei Jahren Star-Trainer Pep Guardiola geholt wurde. Auftrag war, den damaligen Titelverteidiger auf ein noch höheres Niveau zu hieven.

Drei Bundesliga-Titel später verließ der Spanier München in Richtung Manchester City. In der Champions League musste er sich 2014, 2015 und 2016 jeweils mit dem Halbfinale begnügen. Guardiola konnte seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Auch deshalb blicken nicht viele in München dem Startrainer mit großer Wehmut hinterher.

Mit Carlo Ancelotti übernahm ein Trainer die Star-Truppe, der die Champions League schon drei Mal gewonnen hat. Zuletzt stemmte er die Henkel-Trophäe 2014: Im Semifinale fegte sein Team Real Madrid 1:0 und 4:0 über Guardiolas Bayern hinweg.

Der Ruhepol

Den 57-jährigen Italiener scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Als er bei Real darauf angesprochen wurde, ob jemand an seinem Stuhl sägt, sagte er nur: "Wissen Sie, ich habe einen so dicken Hintern, dass ich das gar nicht spüre."

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Auch die ersten Monate seiner Amtszeit in München verliefen überzeugend. Der ständige Ballbesitz ist nicht mehr die oberste Maxime wie noch unter Guardiola. Stellt sich ein Gegner hinten rein, kann es auch einmal sein, dass sich die Bayern zurückziehen und die Bälle weiter hinten wieder zurückerobern wollen. Gelingt das, dann geht mit den schnellen Flügelspielern wie Diego Costa, Kingsley Coman, Franck Ribéry oder Arjen Robben die Post ab. Und so entstehen oft bessere Torchancen, als wenn die Bayern nach dem x-ten Querpass einer Menschenmauer gegenüberstehen. Kapitän Philipp Lahm kennt aber auch die Tücken: "Das ist schon richtig. Aber es ist auch laufintensiver, als wenn wir den Ball gleich vorne wieder zurückerobern."

Dass die taktische Flexibilität funktioniert, haben die Münchner in der Bundesliga gezeigt. Die inferioren Bremer wurden mit 6:0 abgeschossen, die starken Schalker am vergangenen Freitag mit 2:0 besiegt.

Heute starten die Bayern gegen den nahezu unbekannten FK Rostow in die Gruppenphase (20.45 Uhr, Sky). Die Russen waren 2015 beinahe abgestiegen und schafften 2016 sensationell die Qualifikation für die Champions League. Auf dem Weg in die Gruppenphase schalteten sie Anderlecht und Ajax Amsterdam aus. Thomas Müller versichert, dass die Bayern keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen werden: "Dass wir lasch oder ohne Fokus ins Spiel gehen, das habe ich selten erlebt. Bei unserem internen Konkurrenzkampf kann sich kein Spieler zu sicher sein."

Laut Statistik können sich die Bayern heute fast sicher sein, zu gewinnen. Die letzten zwölf Auftaktpartien wurden gewonnen – mit einem Torverhältnis von 25:2.

Der Motivator

Carlo Ancelotti kündigte an, dass er seine Spieler mit dem Rotationsprinzip bei Laune halten wird. Daher kann mit dem Einsatz von Costa, Vidal und Kimmich gerechnet werden. "Rotation ist wichtig. Erstens, um die Spieler frisch zu halten. Und zweitens, um bei allen Spielern die Motivation hochzuhalten." Schließlich wäre der Gruppensieg nur der erste Schritt. "Entscheidend wird es dann im März, April, wenn es in die entscheidenden K.-o.-Spiele geht."

Das Finale findet 2017 übrigens in Cardiff statt.

Erstrebenswert ist es allemal, einen Platz in der Champions League zu ergattern. Denn in Europas Königsklasse gibt es Jahr für Jahr mehr zu verdienen. Heuer schüttet die Europäische Fußball-Union einen Gesamtbetrag von 1,3 Milliarden Euro aus. So viel wie noch nie. Das Startgeld, die Prämien für das Überstehen der Gruppenphase und für die Aufstiege in der folgenden K.-o.-Phase wurden ein weiteres Mal erhöht. Was im Idealfall eine Gesamtsumme von 57,2 Millionen für den Sieger bedeuten würde.

Für jeden der 32 teilnehmenden Klubs gibt es alleine 12,7 Millionen Startgeld. Jeder Sieg in der Gruppenphase wird mit 1,5 Millionen belohnt, ein Unentschieden bringt immerhin auch noch 500.000 Euro. Auf die Aufsteiger ins Achtelfinale warten je sechs Millionen, im Viertelfinale 6,5, im Halbfinale 7,5 Millionen. Dem Finalverlierer winken tröstliche elf Millionen, dem Champions-League-Sieger zusätzliche 15,5 Millionen Euro.

Dazu kommen noch weitere Zahlungen aus dem sogenannten Marktpool, der von Land zu Land unterschiedlich und abhängig von den Einnahmen der UEFA aus dem jeweiligen Fernseh-Markt ist. In zwei Jahren wird dann es übrigens eine Reform der Champions League geben. Die vor allem eines bewirken soll: mehr Geld für die Spitzenklubs.