1:3 in Glasgow - Verpatztes Debüt für Kühbauer
Von Alexander Huber
Guter Start, aber letztlich doch eine verpatzte Premiere für Didi Kühbauer: Rapid verliert mit dem neuen Trainer trotz 1:0-Führung nach zu vielen Fehlern im beeindruckenden Ibrox Stadium der Glasgow Rangers 1:3.
Die Defensive wurde nach der 0:2-Niederlage gegen St. Pölten nicht geändert. Kühbauer wollte bei Boli Bolingoli nach dessen Verletzung nicht zu viel riskieren. In der Offensive wurden die am Wochenende enttäuschendsten - und auch körperlich schwächsten – Spieler auf die Bank befördert: Christoph Knasmüllner und Deni Alar. Stattdessen begann Andrija Pavlovic erstmals im Europacup, vor dem zentral postierten Thomas Murg. Veton Berisha sollte links vorne den Offensivdrang von Rechtsverteidiger Tavernier bekämpfen.
Der Rangers-Kapitän führte die aktuelle Top-Elf des schottischen Rekordmeisters auf den grünen Teppich, ein Kunstwerk von Rasen. Auch wenn die beiden Mannschaften in der Liga kriseln: In der Gruppe G der Europa League war es das Spitzenspiel.
Star auf der Bank
Steven war als Spieler ein ähnlicher Typ wie Kühbauer, „aber seine Höhen hab’ ich nie erreicht“, meint der neue Rapid-Trainer über die Liverpool-Legende.
Gerrard ist übrigens tatsächlich das, was Ex-Rapid-Coach Goran Djuricin immer vorgeworfen worden war: Ein Trainer-Lehrling, bis auf eine Saison als Betreuer der Liverpooler U 18 hat der 38-Jährige nichts vorzuweisen.
Seinen Stil hat Gerrard den Rangers aber schon verordnet: Kein Kick and Rush, sondern gepflegtes Kombinationsspiel. Doch die Hütteldorfer standen gut, der beeindruckende Roar war kein Hemmnis.
Als es ruhiger wurde im Stadion, gab es die erste Chance – es war eine große: Nach einer Schwab-Flanke setzte Pavlovic den Kopfball daneben (22.)
Der Matchplan war klar: Die erste Pressinglinie der Schotten sauber überspielen, um dann die Technik im direkten Duell eins gegen eins ausspielen zu können. Mateo Barac gelang die Spieleröffnung besser als zuletzt, auch bei der ersten gefährlichen Flanke war der Kroate zur Stelle. Doch Morelos sprang in den Verteidiger, fügte Barac ein tiefes Cut zu – ungestraft von Schiedsrichter Buquet. Es kam Christopher Dibon zum Comeback, dem ersten Einsatz seit dem Cupfinale in Klagenfurt 2017.
In Minute 42 stand wieder das französische Schiedsrichterteam im Mittelpunkt: Andrei Ivan sprintete aus Abseitsposition los, die Rangers konnten nicht klären und Veton Berisha nutzte am langen Eck die Chance zum 0:1.
Noch vor der Pause glich der Rekordmeister mit der ersten echten Möglichkeit aus: Tavernier wurde freigespielt, Goalgetter Alfredo Morelos verwertete dessen Hereingabe (44.).
Wachsender Druck
Auch in Hälfte zwei war es ein Fight auf Augenhöhe. Alar kam für Ivan, Murg rutschte nach rechts. Und Rapid baute körperlich ab.
Bei einem Coulibaly-Kopfball zeichnete sich Strebinger aus (68.). Bolingoli (statt Berisha) sollte dem stärker werdenden Druck trotzen. Mario Sonnleitner, ansonsten stark, kam aber nach einem der vielen Ballverluste (diesmal von Ljubicic) zu spät. Den Elfmeter verwertete Tavernier zum 2:1 (84.). In den Schlusssekunden erhöhte Morelos nach Potzmann-Patzer noch auf 3:1.
Das Bundesliga-Spiel am Sonntag gegen Mattersburg wird für Rapid (noch) wichtiger, um mit einem Sieg die Krise vor der Länderspielpause zu vertreiben.
Meinungen zum Spiel:
Dietmar Kühbauer: "Stolz kann man bei einer Niederlage nie sein. Es war ein sehr zweikampfstarkes Spiel, in der ersten Hälfte haben wir da Präsenz gezeigt. Wir haben nichts zugelassen, gehen in Führung und kassieren dann leider schnell den Ausgleich. Das war der 'Game-Changer'. Denn wenn wir das 1:0 rüberbringen bis zur Pause, dann kriegen wir die zweite Luft und der Druck für die Schotten steigt. Bei den Rangers hat man gesehen, die haben nach der Pause die hohe Zweikampfpräsenz beibehalten, das ist uns nicht mehr so gelungen. Trotzdem haben wir wenig zugelassen."
Mario Sonnleitner: "In der ersten Halbzeit gehen wir in Führung, haben das Spiel gut kontrolliert. Wir wussten, dass sie in der zweiten Halbzeit mit viel Elan kommen werden. Es war dann wenig Entlastung da. Wir haben gewusst, dass die Rangers ein sehr intensives Spiel spielen. Aber wir haben sehr gut dagegen gehalten, bis zur 80. Minute war es in Ordnung. Alles in allem sind wir nicht zufrieden, aber hier werden noch andere Mannschaften verlieren."
Stefan Schwab: "Das 1:1 zur Pause war angerichtet für uns. Dann hören wir zweite Halbzeit auf, Fußball zu spielen, lassen uns reindrängen. Sie haben das Tor erzwungen, wir hatten keine Entlastung mehr. Schade, in der 84. das Tor zu bekommen, den Punkt hätten wir mitnehmen können."
Steven Gerrard: "Wir haben in der Gruppe einen guten Start hingelegt mit vier Punkten nach zwei Spielen, aber wir müssen am Boden bleiben. Meine Spieler haben eine großartige Leistung abgeliefert. Rapid ist die bisher stärkste Mannschaft, gegen die wir in dieser Europacup-Saison gespielt haben. Das Rapid-Tor war nicht regulär, aber ich möchte nicht darüber reden, sondern nur darüber, wie gut meine Spieler waren."