Sport/Fußball

Ein Grödiger als Matchwinner für Chisinau

Ein Duell mit einem Großen des europäischen Klubfußballs und einmal mehr Besucher im Stadion, als im gesamten Dorf Einwohner – davon träumten sie beim SV Grödig, seit der Gegner für die dritte Qualifikationsrunde zur Europa League feststand. Zimbru Chisinau aus Moldawien, so waren sich beim Verein alle einig, sollte da kein Stolperstein sein auf dem Weg zum großen internationalen Auftritt.

Doch die vierte und letzte K.o-Runde und ein Kräftemessen mit einer Mannschaft von Rang und Namen sind für die Grödiger in weitere Ferne gerückt. Die Salzburger verloren das Hinspiel gegen Chisinau mit 1:2 und stehen damit in einer Woche im Rückspiel in Moldawien unter Zugzwang.

Die Niederlage war ein klassischer Selbstfaller, und die Gegentore stehen sinnbildlich für das verpatzte Heimspiel gegen den moldawischen Cupsieger, der ohne großes Zutun auf die Siegerstraße kam. Denn ihr wichtigster Spieler trug das Dress des Gegners: Simon Handle.

Schwarzer Tag

Vor dem 0:1 wollte der Grödiger Abwehrspieler im eigenen Strafraum ein Kabinett-stückl zum Besten geben und eine Flanke elegant mit der Brust stoppen. Die Einlage ging gründlich daneben: von Handles Brust prallte der Ball direkt vor die Beine von Chisinau-Angreifer Alexeev, der das Geschenk dankend annahm – 0:1 (35.).

Der zu hohe Rasen in der Bullen-Arena, der vor der Partie auch von UEFA-Beobachtern kritisiert worden war, darf nicht als Ausrede herhalten – Simon Handle hatte schlicht einen rabenschwarzen Tag erwischt, wie sich spätestens nach einer Stunde zeigen sollte. Denn da leistete sich der 21-Jährige den nächsten Aussetzer. Diesmal gebührte Handle nicht nur der Assistpunkt für den Gegentreffer, er schoss ihn überhaupt gleich selbst – Torhüter Cican Stankovic war gegen den Kopfball seines Kollegen chancenlos – 0:2 (59.).

Möglicherweise wäre alles ganz anders gekommen, hätten die Grödiger in der Anfangsphase Kapital aus ihrer Überlegenheit geschlagen. Doch auch da hatte die Baur-Elf schon schlampig und unkonzentriert agiert und die Chancen leichtfertig vergeben. Erst im Finish drehten die Grödiger auf: Tomi gelang mit einem sehenswerten Schuss der Anschlusstreffer (88.), Huspek hätte per Kopf sogar beinahe noch den Ausgleich erzielt.

Begehrter Stankovic

Und nach dem bevorstehenden Europacup-Aus steht den Grödigern auch ein personeller Abschied ins Haus. Torhüter Stankovic soll Mitglied der großen Fußballfamilie von Red Bull werden. Bei Zweitligaaufsteiger Leipzig wird ein Goalie gebraucht, nachdem die Nummer eins , Fabio Coltorti, lange ausfällt. Stankovic ist ein Kandidat für den Posten, aber auch Salzburgs Reservekeeper Alexander Walke.

Sollte Walke nach Leipzig wechseln, könnte ihn Stankovic bei der Hütter-Elf beerben und dürfte dann auch in der Gruppenphase zum Einsatz kommen. Bei Grödig ist derweil bereits Jörg Siebenhandl (Wr.Neustadt ) als Ersatz im Gespräch.

SV Grödig - Zimbru Chisinau 1:2 (0:1)

Stadion Salzburg, 1.926 Zuschauer, SR Lee Evans/Wales. Rückspiel am 7. August (21.05 Uhr) in Chisinau.


Torfolge: 0:1 (35.) Alexeev
0:2 (59.) Handle (Eigentor)
1:2 (89.) Tomi

Grödig: Stankovic - Handle, Maak, Karner, Strobl (63. Martschinko) - Brauer, Nutz (74. Djuric) - Huspek, Tomi, Boller (63. Schütz) - Reyna

Zimbru: Rusu - Jardan, Burghiu, Pawljutschek, Erhan - Potirniche, Vremea - Dedov (64. Grossu), Pascenco (78. Amani), Cheptine (54. Spataru) - Alexeev

Gelbe Karten: Reyna bzw. Dedov, Alexeev, Rusu

Nach einem klassischen Selbstfaller steht Grödig in der Europa League vor einer schwierigen Aufgabe. Gegen Zimbru Chisinau reichte es dank eines späten Tores von Tomi zumindest noch zu einem 1:2. Eklatante Patzer hatten die Salzburger im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zuvor in die Bredouille gebracht. Am Donnerstag soll in der moldawischen Hauptstadt dennoch die Wende geschafft werden.

"Ich habe gleich in der Kabine gesagt, die Chancen sind noch aufrecht", wollte Trainer Michael Baur nicht Schwarzmalen. Die erste Europacup-Niederlage eines österreichischen Vertreters gegen einen Verein aus Moldawien war hausgemacht. Nach dem Missverständnis zwischen Simon Handle und Torhüter Cican Stankovic beim zweiten Gegentor schien die Ausgangslage denkbar schlecht.

Eine Einzelaktion von Tomi in der 89. Minute ließ die Chancen der Grödiger aber noch am Leben. Erst danach waren die Salzburger plötzlich am Drücker. "Jedes Tor zählt und mit etwas Glück schießen wir noch ein zweites", meinte Philipp Huspek. Für den Flügelspieler war klar: "Wir haben schon gezeigt, dass wir auswärts Tore schießen können."

Physische Vorteile

Ans 4:0 bei Cukaricki Belgrad in der zweiten Quali-Runde erinnerte auch Mittelfeldmann Timo Brauer. "Wir haben auch in Serbien vier Tore gemacht. Fußballerisch sind wir besser als der Gegner", betonte der Deutsche. Dazu muss aber Zimbrus in Salzburg schnörkellos agierende Abwehr geknackt werden. Die physisch robusten Moldawier hatten mit ihrer Defensivtaktik bereits ZSKA Sofia (1:1/a, 0:0/h) ausgeschaltet. Vor heimischer Kulisse wird sich der nationale Cupsieger nicht herauslocken lassen.

Positiv stimmt die Grödiger immerhin, dass man in der Schlussphase etwas frischer wirkte. "Den Moldawiern sind die Kräfte geschwunden, wir haben noch welche mobilisiert. Das stimmt mich zuversichtlich", sagte Baur, den vor allem die Vorstellung seiner Elf in der ersten Spielhälfte ärgerte. Die hohe Fehlpassquote und wenig Bewegung monierte der Tiroler, der die spielerischen Vorteile trotzdem bei seinem Team sieht.

Nichts zu verlieren

Im Rückspiel habe man laut Baur jedenfalls nichts mehr zu verlieren. "Wir tragen die Köpfe oben, egal ob wir gewinnen oder verlieren. Man muss mit Selbstvertrauen auftreten, das werden wir auch im Rückspiel machen", sagte der ehemalige ÖFB-Teamspieler. Er schickte auch eine kleine Bitte an Klub-Manager Christian Haas hinterher. Ein durchschlagkräftiger Stürmer mehr im Kader wäre "kein Fehler", so Baur.

Bescheiden war jedenfalls einmal mehr die Kulisse in Grödigs internationalem Ausweichquartier. Keine zweitausend Zuschauer fanden sich am Donnerstag in der Red-Bull-Arena von Salzburg ein. Echte Europacup-Atmosphäre dürfte der SV erst in Chisinau genießen. "Es tut ein wenig weh, wenn man ins Stadion kommt und vor 1.900 Leuten spielt und im Rückspiel 10.000 warten. Kompliment an die paar, die hier sind. Mit ein paar mehr im Rücken würde es uns aber leichter fallen", meinte Baur. Daran muss sich Grödig aber nun auch in der heimischen Meisterschaft einstellen. Am Sonntag geht es zu Hause gegen den WAC.