Sport/Fußball

Nach Torfestival und Thriller: Spanien mit Mühe ins EM-Viertelfinale

Spanien darf bei der Europameisterschaft weiter vom vierten EM-Titel träumen. Am Montag setzten sich Sergio Busquets und Co. in einem verrückten Achtelfinale gegen Vizeweltmeister Kroatien in Kopenhagen nach Verlängerung mit 5:3 (3:3,1:1) durch und treffen im Viertelfinale auf den Sieger des 21-Uhr-Duells zwischen Frankreich und der Schweiz.

Ein Pedri zugerechnetes Slapstick-Eigentor von Tormann Unai Simon (20.) schien die Pläne der Spanier an diesem Abend ein erstes Mal zunichte zu machen. Pablo Sarabia (38.), Cesar Azpilicueta (57.) und Ferran Torres (77.) brachten die Iberer zwar verdientermaßen wieder auf die Siegerstraße, aber noch lange nicht ins Ziel. Mit einem Kraftakt und Treffern von Mislav Orsic (85.) und Mario Pasalic (92.) erzwang Kroatien eine Verlängerung, wo die Favoriten dank Alvaro Morata (100.) und Mikel Oyarzabal (103.) die Oberhand behielten.

KROATIEN – SPANIEN 3:5 n.V. (3:3, 1:1)
Tore: 1:0 (20., Eigentor) Simon, 1:1 (38.) Sarabia, 1:2 (57.) Azpilicueta, 1:3 (76.) Torres, 2:3 (85.) Orsic, 3:3 (92.) Pasalic, 3:4 (100.) Morata, 3:5 (103.) Oyarzabal.
Gelbe Karten: Brozovic, Caleta-Car bzw. keine.
Kroatien: Livakovic – Juranovic (74. Brekalo), Vida, Caleta-Car, Gvardiol – Modric (114. Ivanusec), Brozovic, Kovacic (79. Budimir) – Vlasic (79. Pasalic), Rebic (67. Orsic) – Petkovic (46. Kramaric).
Spanien: Simon - Azpilicueta, E. Garcia, Laporte, Gaya (78. Alba) – Koke (78. Fabian), Busquets (102. Rodri), Pedri - F. Torres (88. Oyarzabal), Morata, Sarabia (71. Olmo).

Spanien in Spiellaune

Tatsächlich schien es so, als sei bei Spanien nach dem 5:0 über die Slowakei die Flasche Schaumwein, wie es Trainer Luis Enrique genannt hatte, geöffnet worden. Der dreifache Europameister zeigte sich in Spiellaune, der Dreiersturm Torres, Morata und Sarabia konnte sich immer wieder in Szene setzen. Erst ließ Sarabia das Außennetz erzittern (13.). Die erste Großchance von Koke vereitelte dann im Eins-gegen-Eins Dominik Livakovic mit einer Fußabwehr (16.), wenig später machte es Morata dem kroatischen Goalie mit einem verunglückten Köpfler im Fünfer zu einfach (19.).

Alle Inhalte anzeigen

Kroatien, bei dem in der Offensive Ante Rebic den coronapositiven Schlüsselspieler Ivan Perisic ersetzte, war bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen, lauerte erfolglos auf Konter. Spaniens Führung schien nur noch eine Frage der Zeit, wäre da nicht Simon mit einem Blackout der kuriosen Sorte gewesen.

Peinliches Eigentor

Dieser war vor der EM nur Insidern des spanischen Fußballs bekannt. Seit Montag ist der 24-jährige Tormann einer breiten Öffentlichkeit wegen eines der peinlichsten Eigentore bei einem großen Turnier ein Begriff. Im Spielaufbau kam der Ball zu Pedri, der 18-Jährige sah keinen freien Mitspieler und schoss knapp vor der Mittellinie den Ball auf seinen Tormann zurück. Unai Simon wollte diesen mit dem rechten Fuß annehmen, doch rutschte er ihm über den Rist und von dort ins Tor (20.).

Alle Inhalte anzeigen

Simon vergrub sein Gesicht im Leiberl, Teamchef Luis Enrique bedeckte mit einer Mineralwasserflasche seine Augen. Im November 2020 hatte er den Tormann von Athletic Bilbao zum Einser im Team gemacht und Manchester Uniteds David de Gea zum Ersatz degradiert. In bislang zehn Spielen hat der Baske sechs Gegentore kassiert, das verflixte siebente im elften Spiel hätte auch als seines gelten können, aber die UEFA schrieb es Pedri zu.

Spanische Schockstarre

Etwas mehr als zehn Minuten dauerte die Schockstarre der Spanier, die noch vor der Pause zum verdienten Ausgleich kamen: Nach mehreren Versuchen und Strafraumwirren konnte Livakovic nur abprallen lassen, Sarabia war aus gut zehn Metern erfolgreich.

Alle Inhalte anzeigen

Es war der Auftakt zur Trendwende, die sich nach dem Seitenwechsel fortsetzte. Spanien dominierte und kam nach Flanke von Torres durch einen unhaltbaren Azpilicueta-Köpfler aus Kurzdistanz zum 2:1. Luka Modric und Co. stemmten sich zwar gegen das Aus, zumeist aber mit unzureichenden Mitteln. Erst fiel ein Abschluss von Rebic viel zu schwach aus (66.), dann konnte sich Simon bei einem Versuch Josko Gvardiols aus Kurzdistanz auszeichnen.

Letzterer kam schließlich gegen Torres fiel zu spät, sein Gegenspieler konnte von rechts außen ungehindert zum Tor ziehen und ins lange Eck abschließen. Abwehrspieler Gvardiol war nach schnellem Wiederanpfiff von Schiri Cakir infolge einer Trinkpause nicht mehr rechtzeitig auf seine Position zurückgekehrt und so klar im Nachteil gegenüber Torres gewesen.

Alle Inhalte anzeigen

Weil Spanien in der Folge einen Gang zurückschaltete und Kroatien den Druck vor vielen eigenen Fans noch einmal erhöhte, konnten zwei "Joker" der Partie innerhalb von rund acht Minuten eine neuerliche Wendung geben: Orsic nach Strafraumgestocher und Pasalic per Kopf nach Flanke von Marcelo Brozovic schossen ihr Team in die Verlängerung.

Dorthin nahm Kroatien das Momentum mit. Orsic schlenzte gleich zum Auftakt den Ball nur knapp über das Tor (92.), wenig später scheiterte Andrej Kramaric aus Kurzdistanz am glänzend parierenden Simon. Doch die Spanier schlugen ein weiteres Mal zurück. Ihnen reichten dafür nur vier Minuten: Erst war der bisher viel gescholtene Morata nach Maßflanke Dani Olmos zur Stelle, den Sack machte mit Oyarzabal ebenfalls ein "Joker" zu. Olmo klopfte kurz vor Abpfiff noch einmal an der Stange an (120.)