Sport/Fußball

Alles dreht sich um David Alaba

"Hast du den Alaba gesehen? Dort drüben steht er." Und plötzlich hatte ein Nachwuchsspieler des FC Vaduz leuchtende Augen, als würde er vor dem Christbaum stehen. Für ihn und seinen Freund war quasi Weihnachten, als das österreichische Nationalteam am Donnerstagabend mit seinem Superstar von den Bayern im Rheinparkstadion das Abschlusstraining absolvierte.

15 Minuten lang durften die jungen Burschen David Alaba beim Aufwärmen zuschauen und mit offenen Mündern staunen. Gleich wo das Team auftritt, es dreht sich alles um Alaba. Und jeder dreht sich nach ihm um, möchte Selfies und Autogramme ergattern, wie am Flughafen vor dem Abflug nach Altenrhein. Alaba ist höflich, nett, sympathisch, erfüllt den Fans fast alle Wünsche, weil er weiß, wie er gut ankommt in der Öffentlichkeit.

Das zweite Subjekt der Begierde ist Marko Arnautovic, weil er eben anders ist, wieder einen guten Spruch auf den Lippen oder eine extravagante Frisur hat. Alaba fällt sportlich auf. Der Rest des Teams wird zwar zur Kenntnis genommen, der Fokus richtet sich aber einzig und allein auf David Alaba.

Lobeshymnen

Real Madrid hat die Fühler schon längst ausgestreckt nach dem teuersten Kicker in der österreichischen Fußball-Geschichte. Und die Real nahe stehende Tageszeitung Marca, gewöhnlich bestens informiert, macht dementsprechend Stimmung und lobt Alaba in höchsten Tönen. "Kein Linksverteidiger der fünf größten europäischen Ligen hat eine Passquote von 91,5 Prozent wie Alaba." Die Zeitung zitiert Alabas Trainer Pep Guardiola. "Für uns ist David ein Geschenk. Er ist einer der besten Linksverteidiger, die ich jemals trainiert habe. Er spielt alle drei Tage auf dem höchsten Niveau."

Im Nationalteam selbst waren die Gerüchte um Österreichs besten Kicker vor dem EM-Qualifikationsspiel in Liechtenstein kein Thema, wie manche Spieler und Betreuer bestätigten. Alaba gibt sich gelassen und locker wie stets, das Klima wird von diversen Transfer-Gerüchten nicht gestört.

Tatsache ist, dass in der Geschichte des österreichischen Fußballs kein Spieler eine dermaßen alleinige Strahlkraft besitzt wie derzeit Alaba. In der Vergangenheit hat es stets zumindest zwei Stars gegeben, die nebeneinander existierten. Siehe ein Gerhard Hanappi, Ernst Ocwirk und Ernst Happel. Später ein Franz Hasil und ein August Starek, dann Herbert Prohaska und Hans Krankl, in Folge Andreas Herzog und Toni Polster.

Steigende Aktie

Aber dieser David Alaba hat in einem Alter bereits einen Status erreicht, in dem andere erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Mit seinen 22 Jahren hat der Wiener freilich die besten Jahre noch vor sich – und auch das macht ihn so begehrt. Und nebenbei so wichtig für den FC Bayern, bei dem er mittlerweile längst in den Rang eines unersetzbaren Leistungsträgers aufgestiegen ist. So müssen sich beim Rekordmeister hochdekorierte und hochverdiente Kicker wie Robben, Ribery, Schweinsteiger oder Alonso bei Freistößen hinter dem Wiener anstellen. Der Status und das Ansehen, das Alaba genießt, zeigte sich auch deutlich, als sich der 22-Jährige im Spätherbst verletzt hatte – und bei Pep Guardiola plötzlich das große Wehklagen ausbrach.

Auf 40 Millionen Euro wird der Österreicher bereits taxiert. Tendenz stark steigend. Neben David Alaba verkommt sogar der teuerste österreichische Fußballer zu einem Schnäppchen. Aleksandar Dragovic war 2013 um neun Millionen von Basel nach Kiew gewechselt.