Sport/Fußball

EM-Quali: Österreich siegt hochverdient in Nordmazedonien

Um 22.35 Uhr jubelten die Österreicher in Skopje ausgelassen. Und das völlig zu Recht. Über einen hochverdienten 4:1-Sieg gegen Nordmazedonien. Über einen dominanten Auftritt, den man bei einem Auswärtsspiel von Rot-Weiß-Rot schon lange nicht mehr gesehen hat. Und auch über vier Tore in einem Bewerbspiel, die erstmals seit 2015 gelangen, damals beim 4:1 in Schweden.

Teamchef Franco Foda lachte über das ganze Gesicht, wissend, dass nur noch ein Punkt auf Rang zwei fehlt. Das ÖFB-Schiff segelt wieder auf Kurs, der Hafen EM 2020 ist wieder in Sicht.

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Vergebene Chancen

Foda musste seine Startelf nur auf einer Position verändern, für Alaba brachte er Ilsanker. Hinteregger, der harte Knochen, biss die Zähne zusammen und spielte trotz schmerzhafter Rippenverletzung. Die taktische Ausrichtung blieb nicht ganz unverändert im Vergleich zum Sieg gegen Slowenien, Foda wählte ein 4-1-4-1, vertraute einer Viererabwehr. Ilsanker sollte das Zentrum besetzen, vor ihm Schlager und Laimer für spielerische Linie sorgen, Sabitzer und Lazaro über die Flanken Solospitze Arnautovic unterstützten. Der Kapitän hatte nach 37 Sekunden die Führung auf dem Fuß, scheiterte aber aus kurzer Distanz.

Wäre das ein Auftakt gewesen! Schon wieder eine dieser ungenützten Topchancen, die sich seit einiger Zeit wie ein roter Faden durch das rot-weiß-rote Spiel ziehen. Der nächste Beweis dafür wurde in der 12. Minute erbracht. Ilsanker eroberte den Ball, Arnautovic brachte Sabitzer in Position, doch der schoss aus zehn Metern am kurzen Eck vorbei.

Doch das Hadern sollte noch größer werden, als Hinteregger das 1:0 erzielte – für Nordmazedonien (18.). Der Verteidiger wollte einen hohen Ball per Kopf zu Goalie Lindner spielen, doch der stand ohne Not zu weit vor seinem Tor und konnte nicht mehr retten.

Klare Überlegenheit

Dabei trat Österreich dominant auf, diktierte das Geschehen ob der vielen Balleroberungen. Nicht zuletzt dank acht Spieler, die bei Salzburg diesen Stil pflegen oder gepflegt haben. Österreich kam zu weiteren Chancen, Arnautovic vergab eine weitere große, ein Laimer-Schuss verfehlte nur knapp das lange Eck. Den Fluch brach dann Lazaro, der einen tollen Wechselpass des starken Laimer elegant zum 1:1 verwertete (39.).

Kurz durfte man aufatmen, als knapp vor der Pause einem wieder der Atem stockte. Sabitzer war im Strafraum aufgetaucht, diesmal rechts, er visierte unbedrängt das lange Eck an und traf die Stange (44.). Österreich hatte mittlerweile Möglichkeiten für drei Siege.

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Das Chancenvergeben ging auch nach dem Wechsel vorerst weiter. Ulmer zögerte, Laimers Schuss wurde geblockt, Sabitzers Kopfball landete in den Händen von Tormann Dimitrevski (49.). Kurz darauf hätten Arnautovic und Lazaro für das zweite Tor sorgen können.

Es fiel dann doch noch. Laimer schickte Sabitzer auf die Reise in den Strafraum, wo dieser gefoult wurde – Elfmeter. Die beste Möglichkeit dieses Abends ließ sich Arnautovic nicht nehmen, er übernahm Verantwortung und verwandelte zum 2:1 (61.). Knapp vor dem Ende bewies er Köpfchen und versenkte eine Sabitzer-Flanke zum erlösenden 3:1.

Spät aber doch hatte das Zittern ein Ende, die mitgereisten Fans feierten auch noch das 4:1 durch den überragenden Laimer.

Österreich ist nach zwei Pflichtsiegen zurück im Rennen um die EM-Teilnahme.

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Meinungen zum Spiel:

Marcel Sabitzer: "Wir waren selber schuld. Wir haben so viele Chancen am Anfang gehabt. Wir hatten genügend Möglichkeiten gehabt, es vorher schon zu drehen. Wenn wir immer so spielen, bin ich zuversichtlich, dass wir die Qualifikation noch schaffen können. Du willst immer Tore machen, der Mannschaft helfen. Marko macht einen Doppelpack, dann ist alles gut."

Martin Hinteregger: "Das passiert einfach mal. (Das Eigentor, Anm.). Er (Tormann Heinz Lindner) ist nicht dort gestanden, wo ich gedacht habe, dass er steht. Ich habe erst heute Früh entschieden, dass ich spiele. Es ist das letzte Spiel vor dem Urlaub, dann ist Regeneration genug. Man muss sagen, die Mazedonier haben in der ersten Halbzeit sehr gut defensiv gespielt, wir zu zaghaft und langsam. Wir haben dann die Leichtigkeit im Spiel gehabt, ihnen ist ein bisschen die Kraft ausgegangen."

Valentino Lazaro: "Ich bin froh, dass mein erster wirklicher Torschuss drin war. Das war schon ein bisschen ein Dosenöffner für uns. Es ist wichtig, dass wir vor der Halbzeit noch ein Tor machen. So haben wir es trainiert. Ich darf da nicht zögern, muss gegen die Laufrichtung vom Tormann schießen. Man hat gesehen, es waren sehr, sehr schwere Umstände. Vorne hatten wir heute ein absolutes Chancenplus. Mit den Chancen kannst du fast die Gruppe gewinnen."

Marko Arnautovic: "Ich war überzeugt von meiner Mannschaft. Am Anfang war es natürlich schwer. Ich habe das in der Pause noch einmal angesprochen: ,Jungs, ich weiß, dass wir gewinnen werden, wenn wir so auftreten wie in der ersten Hälfte. Wir müssen nur noch konzentrierter sein vor dem Tor. Wir werden gewinnen. Hundertprozentig.' Und das haben wir getan."

Konrad Laimer: "Wir haben in der zweiten Hälfte Ruhe am Ball bewiesen, hinten fast nichts zugelassen, richtig viele Chancen herausgespielt und hochverdient gewonnen. Da können wir über die drei Punkte happy sein. Ich habe sehr viel Lust auf mehr bekommen. Ich war froh, heute wieder spielen zu können."

Franco Foda: "Der Sieg war hochverdient, wir haben schon in der ersten Hälfte viele hundertprozentige Chancen vorgefunden. In diesem Jahr haben wir immer wieder Fortschritte gehabt. Auch in allen diesen Spielen davor. Wir haben aber zu wenig aus den Torchancen gemacht so wie heute in der ersten Hälfte. Da müssen wir noch konzentrierter sein. Auch die jüngeren Spieler wie Laimer oder Posch haben ihre Sache sehr gut gemacht. Klar ist, dass der Konkurrenzkampf größer geworden ist."

Igor Angelovski (Teamchef Nordmazedonien): "Am Anfang konnten wir noch Paroli bieten, aber dann haben uns die Österreicher einfach überrannt. Nach dem Elfmeter waren wir chancenlos. Gegen Polen haben wir unglücklich verloren (Anm.: 0:1 am Freitag), gegen Österreich war die Niederlage verdient. Österreich ist auf einem Level mit Polen. Für uns ist die Qualifikation nicht vorbei, wir sind nur drei Punkte hinter dem zweiten Platz."

Das Spiel zum Nachlesen:

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