Sport/Fußball

Ärger bei Italien nach Sieg: "Manchmal gefallen wir uns zu sehr"

Kapitän Gianluigi Donnarumma und seine Mitspieler genossen noch den Jubel der Tausenden italienischen Fans im Dortmunder Stadion, da setzte Trainer Luciano Spalletti schon zur ersten Wutrede an. „Zu bequem“ und „zu leichtfertig“ habe sein Team beim 2:1 gegen Albanien zum EM-Auftakt agiert, kritisierte der 65-Jährige.

Alle Inhalte anzeigen

„Manchmal gefallen wir uns zu sehr. Wir haben gedacht, dass wir besser sind, als wir in einigen Situationen wirklich waren.“

Gegen den Außenseiter lag der Titelverteidiger nach 22 Sekunden zurück und hätte den Sieg in der Schlussphase beinahe noch verspielt. Entsprechend aufgewühlt und verärgert präsentierte sich Spalletti: „Auch wenn wir die Chance hatten, das Spiel zu verwalten, waren wir zu bequem und nicht aggressiv genug“, sagte er.

Duell mit Spanien

Bereits in der Schlussphase war der Coach wild gestikulierend an der Seitenlinie auf und ab gesprungen. Ein Remis gegen Albanien hätte den viermaligen Weltmeister in der Gruppe B mit Nations-League-Sieger Spanien und dem WM-Dritten Kroatien früh in eine schlechte Ausgangslage gebracht.

Alle Inhalte anzeigen

So können die Azzurri schon mit einem Sieg im Duell mit Spanien am Donnerstag den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen. Allerdings: Die Iberer spielten beim 3:0 gegen Kroatien deutlich souveräner als die Italiener und dürften zum echten EM-Gradmesser werden.

„Spanien hat jetzt und in der Vergangenheit gezeigt, dass sie eine großartige Mannschaft sind“, lobte Federico Chiesa. „Aber das sind wir auch.“

Den endgültigen Beweis dafür blieb der Titelverteidiger gegen Albanien schuldig. Fast drei Jahre nach dem Triumph von Wembley zeigte die Squadra Azzurra zwar über weite Strecken, warum sie auch in Deutschland zum erweiterten Kreis der Titelanwärter zählt. Vor allem in der ersten Halbzeit lieferte das Team angeführt vom starken Inter-Profi Nicolò Barella eine dominante Vorstellung und erspielte sich mehrere Torchancen.

„Ja, wir hätten mehr Tore schießen müssen. Aber so ist der Fußball“, sagte Barella, der nach muskulären Problemen gerade rechtzeitig fit geworden war.

Auf der anderen Seite präsentierte sich der Ex-Weltmeister immer wieder schlampig und defensiv zu sorglos. Ein katastrophaler Einwurf führte nach 22 Sekunden zum 0:1 durch Nedim Bajrami – das schnellste Tor der EM-Historie. Chiesa sprach von einem „positiven Schock“ und erinnerte an das 0:1 im EM-Finale gegen England nach nicht einmal zwei Minuten.

Er versprach: „Das wird uns eine Lehre sein.“

Spallettis Idee ist nach 10 Monaten zu sehen 

Auch Spalletti lobte die Reaktion auf den Rückschlag.

Nach rund zehn Monaten im Amt hat er dem Team zwar schon viel von seiner Spielidee vermittelt, zufrieden ist er noch nicht. Gegen Albanien sah er „viele guten Sachen“. Aber: „Sie müssen irgendwo hinführen. Wenn sie ein Selbstzweck bleiben, nützen sie nichts.“