Sport/Fußball

Eine Kriegserklärung gegen die mächtige FIFA

Die Spielerberaterbranche boomt. 2019 kassierten die Manager so viel wie noch nie zuvor. Laut des Weltverbandes FIFA wurden alleine bei internationalen Transfers mehr als 590 Millionen Euro an Vermittlerprovisionen bezahlt. Das ist eine Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr von 19,3 Prozent. 80 Prozent der Gesamtsumme wurde von Vereinen aus Italien, England, Deutschland, Portugal, Spanien und Frankreich gezahlt. In Österreich überwiesen die Bundesligisten rund acht Millionen Euro an Spielervermittler.

Seit vor viereinhalb Jahren die Branche liberalisiert wurde, die FIFA keine (teuren) Lizenzen mehr von Spielervermittlern verlangt und diese sich nur mehr beim jeweiligen Nationalverband registrieren müssen, gibt es immer mehr Berater und auch immer mehr schwarze Schafe. Und auch deren Einfluss auf den Fußball und besonders auf einzelne Vereine ist immer weiter gestiegen.

Belgien, dessen Nationalteam auf Platz eins in der FIFA-Weltrangliste steht, wird erneut von einem Skandal erschüttert, bei dem ein Spielerberater eine Hauptrolle spielen soll. Am Mittwoch gab es beim zehnmaligen Meister Standard Lüttich und bei dessen Präsidenten Bruno Venanzi Razzien.

Laut belgischen Medien sind die Fahnder einem Betrugsverdacht nachgegangen. Es soll um Unregelmäßigkeiten bei mehreren Transfers gehen, die im Zusammenhang mit dem Spielerberater Christophe Henrotay stehen könnten, zu dessen Klienten auch Stars wie Real-Keeper Thibaut Courtois gehören. Dieser soll als Freund des Standard-Präsidenten großen Einfluss auf den Klub haben.

 

Sieben Millionen Euro

Henrotay war im September 2019 in Monaco festgenommen worden. Bei Hausdurchsuchungen waren unter anderen sieben Millionen Euro und drei Luxussportwagen beschlagnahmt worden. Der Manager war danach gegen eine Kaution von 250.000 Euro freigekommen, Belgien wartet noch immer auf seine Auslieferung. Dieser Skandal ist nur einer von vielen, der den Fußball zuletzt erschütterte und in dem Manager zu den Beschuldigten gehörten.

Die FIFA will das Treiben der Spielervermittler wieder regulieren – auch wegen der Recherchen durch die Aufdeckerplattform Football Leaks. Laut dem Enthüllungsbuch „Football Leaks – Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball“ soll Mino Raiola allein beim Transfer von Paul Pogba von Juventus zu Manchester United für Vermittlungstätigkeiten insgesamt 49 Millionen Euro kassiert haben. Das soll es in Zukunft nicht mehr geben. Die Provisionen sollen maximal zehn Prozent der Transfersumme betragen. Auch eine FIFA-Lizenz soll wieder kommen. Die Branche läuft gegen diese Pläne allerdings Sturm.

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200 Berater, darunter Größen wie eben Raiola, der Portugiese Jorge Mendes oder der Engländer Jonathan Barnett trafen sich vergangene Woche in London, um gemeinsam gegen die FIFA vorzugehen, sollte es zu Regulierungen kommen. Man werde den Weltverband dann mit Klagen eindecken, kündigte Barnett an. „Wir wollen Fairness. Wir machen einen guten Job und handeln nur im Sinne unserer Spieler.“