Ein Test mit bitterem Beigeschmack
Egal, wer kommt. Egal, ob ein Ernstfall, in dem es um Qualifikationspunkte geht, oder freundschaftlich. Egal, ob das Wetter gründlich auf den Frühling pfeift. Die Menschen strömen in den Prater. Um die Nationalmannschaft zu sehen, das wirklich wahrgenommene Lebenszeichen des österreichischen Fußballs.
Es war eine freundschaftliche Auseinandersetzung mit Bosnien-Herzegowina. Ein Gegner, der allerdings einen erheblichen Teil dazu beigetragen hatte, dass der Stadionsprecher feststellen durfte: „Das Ernst-Happel-Stadion ist ausverkauft.“
Er werde vor der heißen Phase der EM-Qualifikation sein stärkstes Aufgebot präsentieren, meinte Teamchef Marcel Koller vor dem Spiel. Um dann doch vier Änderungen fünf Tage nach dem befriedigenden Abschneiden in Liechtenstein vorzunehmen: Özcan ersetzte Almer, die ständige Nummer eins; in die Viererkette fädelten sich Suttner und Wimmer für Fuchs und Hinteregger ein; und Harnik hatte am rechten Flügel Sabitzer Platz zu machen.
Durchwachsen
Es war lange Zeit tatsächlich freundschaftlich, geradezu gemütlich, was sich auf dem durchnässten Spielfeld tat. Österreich ließ die Entschlossenheit vermissen, zeigte eine unterdurchschnittliche Leistung und fand darum auch keine Lücke im früh und hoch störenden bosnischen Team. Koller stand am Spielfeldrand, seine kurbelnde Handbewegung verlieh seiner Unzufriedenheit Ausdruck. Was blieb, war die Hoffnung auf Standardsituationen. Freistöße, die sich in den letzten Monaten als geeignetes Stilmittel herausgestellt hatten. Doch die Spezialisten Junuzovic (19.) und Alaba (24.) erwischten nicht ihren besten Tag.
So plätscherte das Spiel dahin (Junuzovic: „Wir kamen nie in unseren Spielfluss und haben gesehen, dass wir weiter an uns arbeiten müssen“). Aufgeweckt wurde die Stimmung nur vom Knallkörper schmeißenden, unverbesserlichen Teil des bosnischen Fansektors.
Doch wenn gar nichts zu gehen scheint, hat Österreich noch Marc Janko. In der 34. Minute behandelte er einen von Baumgartlinger zugespielten Ball geschickt, Drehung – Treffer. 1:0, erzielt als klassischer „Spitz“. Egal.
Alaba muss raus
Die finale Aufregung der ersten Halbzeit galt jedoch David Alaba. In einem Zweikampf fiel Bicakcic auf sein linkes Knie. Alaba kam auch nach dem Seitenwechsel nicht mehr aufs Feld. „Er hat einen Stich im Knie verspürt. Es geht ihm nicht gut.“ Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt wird feststellen, ob Alaba möglicherweise wieder länger ausfallen wird. Der 22-Jährige war erst im Winter nach einer Knieverletzung (Innenbandeinriss) wieder ins Geschehen eingestiegen (mehr dazu).
Die Duelle härterer Gangart sollten sich häufen. Koller war entschlossen, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Sechs Auswechslungen sollten es am Ende sein. Neben Alaba mussten auch Janko (Schulterprobleme) und Baumgartlinger (spuckte Blut) raus. Zu diesem Zeitpunkt war alles ausgeglichen. Weil Dragovic in der 48. Minute einen Schuss von Hajrovic unglücklich abfälschen sollte. Keine Chance für Özcan, der sonst sichere Figur machte.
Am 14. Juni wird sich das gesamte Team in der EM-Qualifikation gegen Russland wohl wieder von einer besseren Seite zeigen.