Sport/Fußball

Die Gründe für Mattersburgs Höhenflug

Nach der Partie gegen Rapid reisen drei Mattersburger Spieler in ihre Teamcamps. Patrick Bürger übersiedelt in die Wiener Innenstadt, wo sich das A-Team auf die Partie gegen Deutschland vorbereitet. Auf Manuel Prietl und Patrick Farkas wartet Unter-21-Teamchef Werner Gregoritsch. Der vierte ÖFB-Berufene im Mattersburger Bunde ist angeschlagen und konnte mit den Amateuren nicht spielen. Der 17-jährige Alexander Taschner wurde von Andreas Heraf in den Kader des Unter-18-Nationalteams berufen.

Dieser Mattersburger Auflauf in den Teamtrikots ist der beste Beweis für die Renaissance der burgenländischen Erfolgsmannschaft. Fuchs, Mörz und Atan schafften zwischen 2005 und 2007 den Sprung in die Herzen von Krankl und Hickersberger. Und Didi Kühbauer absolvierte acht seiner 55 Teameinsätze als Mattersburg-Spieler.

Kühbauer kam im August vor zehn Jahren aus Wolfsburg in seine Heimatstadt und war maßgeblich am Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2003 beteiligt. Er war das Herz der Mannschaft, die 2005 Fünfter wurde, 2006 und 2007 im Cupfinale stand und 2007 gar Dritter in der Liga wurde.

2008 beendet Kühbauer seine aktive Karriere, und Fuchs wechselte nach Bochum. "Danach haben wir die Harmonie nicht mehr gehabt", sagt Franz Lederer, der im November schon sein achtjähriges Jubiläum als Mattersburg-Trainer feiert. Es waren auf einmal nicht nur zwei sportliche Stützen weg, sondern auch der Leitwolf und eine wichtige Integrationsfigur. Dieses Vakuum konnte keiner ausfüllen, weder Naumoski, Mravac, Jancker, Atan oder Mörz. Im Gegenteil, es kam zu Statuskämpfen. 2009 wurde mit knapper Not der Klassenerhalt geschafft.

Umdenken

Danach setzte Klubchef Martin Pucher auf den jungen Weg. "Nach dem Aufstieg 2003 mussten wir Routine verpflichten, jetzt produzieren wir sie", sagt er. So hat Patrick Farkas mit 20 Jahren schon mehr als 80 Bundesligaspiele in den Beinen. Und was Pucher besonders freut: "Beim Sieg gegen Ried wurden 14 Spieler eingesetzt, 12 von ihnen haben bei uns ihr erstes Spiel in der Bundesliga absolviert."

So kaufte letzten Winter Kapfenberg groß ein. Mattersburg hingegen vertraute auf die jungen Spieler. Marvin Potzmann durfte kurz nach seinem 18. Geburtstag sein Ligadebüt geben.

Mittlerweile ist so viel Routine in der Mannschaft, dass zuletzt verletzte Spieler wie Mravac, Malic, Seidl, Pöllhuber, Domoraud und Doleschal ersetzt werden konnten. Sie alle werden bald wieder zum Kader stoßen. "Dieses Luxusproblem nehme ich gerne in Kauf", sagt Lederer. Vor allem der 27-jährige Pöllhuber, zuletzt wegen Kreuzbandriss out, nimmt die Rolle der Integrationsfigur ein. Mit der sportlichen Renaissance hält das Publikumsinteresse in Mattersburg noch nicht ganz mit, obwohl die ersten drei Heimspiele gewonnen wurden. Pucher: "Mit einem Schnitt von knapp über 5000 Zuschauern haben wir 2011/’12 einen Tiefpunkt erreicht. Das sind aber immerhin noch mehr als 70 Prozent der Einwohner von Mattersburg. Würde man das auf Wien hochrechnen, wäre das eine gigantische Zahl, aber dafür gäbe es kein Stadion auf der ganzen Welt."

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