Sport/Fußball

Die Ära Foda: Sorgenkinder und Hoffnungsträger

Das Resultat bleibt auch unter Franco Foda der wichtigste aller Parameter: Mit einem 2:1-Sieg des 39. der FIFA-Weltrangliste gegen WM-Teilnehmer Uruguay, die Nummer 17 der Welt, ist der Auftakt in die neue Teamchef-Ära am Dienstag gelungen. Ein paar Fragen zur Zukunft des Teams scheinen nach dem ersten Auftritt unter dem 51-jährigen Deutschen beantwortet, ein paar andere bleiben offen.

Der KURIER wagt einen Aus- und Überblick.

Personalfragen

Franco Foda erwähnte nicht nur, welch gute Arbeit Marcel Koller verrichtet habe, er gab seinem Vorgänger auch in Taten recht und setzte fürs Erste im Großen und Ganzen aufs gleiche Personal. Dazu dürfte die Liste der Ausfälle kürzer werden. Vor allem im Abwehrzentrum. Prödl, Hinteregger, Wöber und Lienhart werden Druck auf Danso und Langzeit-Abwehrchef Dragovic machen. Weniger Qualität gibt es auf der Torhüterposition. Heinz Lindner hat zwar 2017 die meisten Länderspiele von allen bestritten (alle acht), konnte aber nicht restlos überzeugen. Ab März ist das Rennen eröffnet. Robert Almer und Andreas Lukse werden von ihren Verletzungen zurückkehren. Dazu kommt mit Jörg Siebenhandl der beste Kicker unter den Schlussmännern. Pervan hat Außenseiterchancen.

Kein Teamchef zum Anfassen

Marcel Koller präsentierte sich – geschickt inszeniert von seinem Berater Dino Lamberti – in den sozialen Netzwerken als äußerst Fan-nahe. Der Schweizer postete Highlight-Videos von den Länderspielen, Fotos von seinen Beobachtungstouren in diversen Stadien und ließ sich dabei auch regelmäßig mit Anhängern ablichten. Franco Foda selbst hat betont, dass er von Social Media nicht viel hält. Man darf gespannt sein, wie viele Einblicke der Deutsche ab dem Jahreswechsel in seine Arbeit gewährt und wie der Doppelpass mit der Presse funktionieren wird. Medienprofi Koller behandelte alle Medien gleich, ließ sich nicht vom Boulevard in Geiselhaft nehmen, um besser dazustehen – und bot in dieser Hinsicht auch keine Angriffsfläche.

Trainingsumfang

Von der hohen Intensität in den Trainings wurde aus Spanien zur Genüge berichtet. Doch Foda verlangt von den Teamspielern nicht nur volles Engagement: Auch der Umfang wird in Zukunft ein anderer sein und war es schon diesmal. Ein Beispiel? Das übliche "Aktivieren" oder auch "Anschwitzen" am Vormittag des Spieltages war unter Koller ein gemütlicher Spaziergang durch Parks. Ganz unter dem Motto "weniger ist mehr". Foda indes bittet die Mannschaft auch am Spieltag auf den Trainingsplatz, wo er diesmal die Spieler auch geistig forderte und Standardsituationen trainieren ließ.

Spielphilosophie & taktische Ausrichtung

Klar, nach einem Spiel unter dem neuen Teamchef lassen sich noch keine Trends festmachen. Die Zeit des hohen Attackierens könnte dennoch vorbei sein im ÖFB-Team, oder künftig – wie vor dem 1:0 – nur noch situativ angewendet werden. Franco Foda ist kein Verfechter des Angriffspressings, unter Marcel Koller noch Paradedisziplin der Österreicher. Der Deutsche steht mehr auf den reaktiven Fußball. So wie bei Sturm ließ Foda am Dienstag den Gegner aus Uruguay lieber bis in die Nähe der Mittellinie kommen, um dann bei Ballgewinn mehr Raum für schnelle Gegenstöße zu haben. Ausbaufähig ist das flache 4-4-2 in der Defensive, das dem Gegner fürs Erste noch zu viele Räume zwischen den Linien bot.

Causa Alaba

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Durch die Verletzung des Bayern-Stars bleibt die Frage seiner Positionierung bis März offen. Foda hat sich bei seiner Antrittspressekonferenz elegant aus der Affäre gezogen und die Variabilität des 25-Jährigen hervorgehoben. Anzunehmen ist, dass der Teamchef nach seinem offiziellen Amtsantritt zum Jahreswechsel nach München pilgern und Alaba zu einem Gespräch bitten wird. Das Team bewies gegen Uruguay indes ein weiteres Mal, dass man auch ohne Alaba Spiele gewinnen kann.

Weitere Testphasen

Foda wollte gegen Uruguay Marko Arnautovic im Zentrum sehen, als Stürmer teils hinter und teils neben Burgstaller. Er beendete das Experiment zur Pause, Arnautovic schlug sich auf der linken Seite weit besser. Foda hat im Zeitraum zwischen März und Juni vermutlich noch vier Länderspiele zu ähnlichen Testzwecken. Ernst wird es mit dem Start der neuen UEFA Nations League im Herbst 2018, die am 24. Jänner 2018 ausgelost wird. Erst 2019 folgt die EM-Qualifikation.

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