Mario Götze im Mittelpunkt des deutschen Schlagers

Ein Hörgerät wird Mario Götze nicht brauchen: Die Pfiffe der Dortmund-Fans werden wahrscheinlich so laut sein, dass er vielmehr Ohrenstöpsel zur Hand haben sollte. Götze steht beim Spitzenspiel zwischen Dortmund und den Bayern (18.30 Uhr/live auf Sky) im Fokus, kehrt er doch zum ersten Mal im Trikot der Bayern an seine alte Wirkungsstätte zurück. Die meisten Dortmund-Fans haben ihm seinen Abgang nach München noch nicht verziehen.

Pfeif drauf

Sky-Experte Jens Lehmann, der einst das Dortmunder Gehäuse hütete, weiß, was auf den Nationalspieler zukommen wird. „Sollte Mario Götze spielen, wird es für ihn vor 80.000 Zuschauern eine Situation, die nicht angenehm ist. Der Großteil, alleine schon durch die Gruppendynamik auf der Südtribüne, wird ihn gnadenlos auspfeifen. Er sollte vermeiden, Einwürfe zu machen und Eckbälle zu schießen, denn dann ist der Kontakt zu den Zuschauern extrem nah.“

Sportpsychologe Thomas Graw sieht Götzes Situation nicht ganz so negativ. „Wenn ich mich selbst einer besonderen Erwartungshaltung aussetze, also denke, jetzt muss ich besonders gut spielen, dann kann es sein, dass ich nervöser werde“, sagt der Mentaltrainer der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Ob ein Fußballer bei der Rückkehr ins Stadion seines Ex-Vereins einen „Riesendruck“ verspüre, hänge aber vom Typ ab.

Zudem könnten sich Spieler mental auf diese Situation vorbereiten. „Man muss erkennen, dass die eigenen Fähigkeiten völlig unabhängig davon sind, wie die Menschen zu einem stehen“, sagt Graw.

Dortmund-Trainer Jürgen Klopp hat unterdessen Probleme mit seiner Frisur. „80 Prozent meiner grauen Haare habe ich vergangene Woche bekommen.“ Wenn einem vor dem Spiel der Spiele die gesamte Abwehr ausfällt, dann kann sich schon das Haupthaar verfärben. Hummels, Subotic und Schmelzer fehlen. Großkreutz, Sokratis und der junge Durm sind gesetzt, bei der Wahl des vierten Mannes hat Klopp nur eine eingeschränkte Wahl.

Für die Dortmunder ist es ohnehin die Woche der Wahrheit: Nach dem Schlager gegen Bayern benötigen sie am Dienstag einen Heimsieg gegen Napoli, um die Chance auf ein Weiterkommen in der Champions League zu wahren.

Ausfälle

Die Bayern stehen da weit weniger unter Druck. Trainer Josep Guardiola will vor dem Liga-Gipfel die zahlreichen Ausfälle beider Teams nicht als Ausrede gelten lassen. „Ich bin traurig für die Spieler, aber ich hasse Entschuldigungen“, sagte der spanische Starcoach. „Ich mag es, wenn der Gegner top besetzt ist. Uns fehlen auch wichtige Spieler. Aber ich bin mir sicher, in der Dortmunder Aufstellung werden sehr, sehr gute Spieler stehen.“

Guardiola erwartet einen langen Ausfall von Franck Ribéry wegen dessen Rippenbruchs. Er hofft, dass der Franzose die Klub-WM im Dezember spielen kann. In Dortmund wird Robben für Ribéry auf die linke Seite wechseln, seinen Platz auf der rechten Flanke nimmt Müller ein.