Sport/Fußball

Der lange Leidensweg des Santi Cazorla

Als Arsenals Mittelfeldmotor Santi Cazorla im Oktober 2016 aus der Champions-League-Begegnung gegen Ludogorets Rasgrad ausgetauscht werden musste, dachten viele an einen verstauchten Knöchel. Niemand konnte ahnen, dass es beinahe zwei Jahre dauern würde, bis der damals 31-Jährige auf den Platz zurückkehren würde.

Cazorlas Verletzung hatte eine lange Vorgeschichte: In einem Freundschaftsspiel zwischen seiner spanischen Nationalmannschaft und Chile zog er sich bei einem Tritt gegen den Ball eine Knöchelverletzung zu. Das war im September 2013. Es folgten Monate, Jahre voller chronischer Schmerzen, bis Cazorla schließlich mehr als drei Jahre später die Reißleine zog. "Ich konnte einfach nicht mehr", sagt er über das Spiel gegen Rasgrad.

Elf Operationen, acht Zentimeter

"Ich habe es nicht mehr genossen. Ich wollte nicht mehr Fußball spielen - also habe ich beschlossen, eine Pause zu machen und eine Lösung zu finden", sagte der Spanier zur BBC. Dass es zwei Jahre dauern würde, bis Cazorla wieder spielen würde, war damals nicht abzusehen.

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Es begann ein Leidensweg: Im Dezember 2016 wurde Cazorla erstmals operiert, zehn weitere Eingriffe folgten. Eine davon hatte schwerwiegende Folgen: Ein Gangrän - eine Gewebsnekrose, bei der unzureichend mit Blut versorgtes Gewebe abstirbt - befällt Cazorlas rechten Fuß. "Das ist keine normale Fußballverletzung, wo Bakterien acht Zentimeter deiner Achillessehne auffressen", meint Cazorla. Zwischenzeitlich stand sogar eine Amputation im Raum.

Im Mai 2018 war ein Ende des Leidenswegs in Sicht. Nach der letzten Operation, bei der die Achillessehne rekonstruiert und die verlorene Haut mit einem Stück seines linken Unterarms - inklusive Tattoo - ersetzt wurde, ging es aufwärts. "Es gab viele Momente, wo ich fast an dem Punkt war, zu sagen 'Mir fehlt die Kraft, um weiterzumachen'. Aber die Leute an meiner Seite haben meine Meinung geändert, weil sie daran glaubten, dass ich wieder spielen würde."

Heimkehr zu Villarreal

Sie sollten Recht behalten. Auch wenn sein Vertrag bei Arsenal - der trotz seiner Verletzung um ein Jahr verlängert worden war - im Sommer 2018 auslief. Eigentlich wollte sich der mittlerweile 33-Jährige in der Saisonvorbereitung trotzdem bei seinem Londoner Ex-Klub fithalten - aber dann kam das Angebot von Villarreal, jenem Klub, bei dem Cazorla schon zwei Mal unter Vertrag gestanden hatte.

Mittlerweile ist Cazorla 34 Jahre alt, aber zur Fitness hat er zurückgefunden. Und das in beeindruckender Weise. Im September trug er die Kapitänsbinde beim 2:2 gegen die Glasgow Rangers in der Europa League und steuerte eine Torvorlage bei, beim 3:3 gegen Spartak Moskau sicherte er per Elfmeter in der Nachspielzeit einen Punkt.

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Seine Glanzstunde aber war der Start ins Jahr 2019: Im wegen der Klub-WM nötig gewordenen Nachtragsspiel gegen Real Madrid brachte Cazorla Villarreal nach nur vier Minuten mit 1:0 in Führung. Zwar drehten die Königlichen zwischenzeitlich durch Benzema und Varane die Partie, in Minute 82 ist es aber erneut Cazorla, der zum Ausgleich trifft.

Wie es für den Ex-Nationalspieler weitergeht, ist noch offen. Sein Vertrag bei Villarreal läuft noch bis zum Sommer, und Traumcomeback hin oder her - Cazorla spielt immer noch mit Schmerzen. "Ich sehe Fußball in einem anderen Licht", meint er zur BBC. "Früher habe ich es nicht zu schätzen gewusst, in einem Hotel zu sein, mit dem Bus zum Stadion zu fahren. Aber ich habe zwei Jahre dafür gekämpft, das wieder zu erleben. Ich versuche, es zu genießen und jede Sekunde auszukosten, weil ich nicht weiß, wie lang es noch geht."