Debütant am Ball der Könige
2010 stand David Alaba nicht im Kader von Trainer Louis van Gaal, als die Bayern das Endspiel in Madrid gegen Inter Mailand mit 0:2 verloren. 2012 saß er gesperrt auf der Tribüne, seine Kollegen unterlagen im „Finale dahoam“ in München dem FC Chelsea im Elfmeterschießen. „Alles im Leben hat seinen Grund. Nur Gott weiß, wofür das gut war“, sagt Alaba. Vielleicht weiß es heute Abend auch er selbst. Alaba versprüht Optimismus, seine Vorfreude ist enorm. Im Interview mit dem KURIER verrät er mehr.
KURIER: Sie sind mit den Bayern bereits seit Wochen Meister. Wie schwierig war es zuletzt, die Spannung hoch zu halten?
David Alaba: Zunächst war es angenehm, ein wenig durchblasen zu können. Diese Saison war sehr anstrengend, der Druck sehr hoch. Alle drei Tage hatten wir ein wichtiges Spiel. Aber wir haben es trotzdem geschafft, nicht den Fokus zu verlieren.
Dafür war die Zeit der Vorbereitung auf das Finale in London umso länger. Sind Sie froh, dass es endlich losgeht?
Na klar. Wir haben auch das letzte Spiel in Gladbach ernst genommen. Aber die Vorbereitung auf Dortmund läuft schon länger. Wir haben alles getan und alles rausgeholt, um top vorbereitet und richtig fit zu sein.
Beide Teams kennen einander in- und auswendig. Worauf kommt es bei so einem Duell an?
Die Psyche wird eine große Rolle spielen, Kleinigkeiten können entscheiden. Da treffen zwei Teams aufeinander, die auf Augenhöhe sind. Beide mussten einen weiten Weg gehen und stehen nicht zufällig im Finale.
Hat Ihr Puls in den letzten Tagen höher geschlagen als sonst?
Nein. Obwohl ich gemerkt habe, dass alles rund um uns nur noch von diesem Finale spricht, habe ich mich nicht verrückt machen lassen. Die Anspannung kommt ohnehin kurz vor dem Spiel.
Haben Sie sich mehr Ruhe gegönnt, vielleicht Ihr Handy öfters abgedreht?
Auch das nicht. Ich bin nicht der Typ, der wegen so einem Ereignis seinen Alltag auf den Kopf stellt. Wir haben letztes Jahr einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen. Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern.
Drei Mal. Zuletzt mit Bayern gegen Arsenal im Achtelfinale im Februar. Letzten Sommer als Gast bei den Paralympics und einmal vor vielen Jahren mit der Familie bei einem Arsenal-Spiel im Highbury-Stadion.
Welche Erinnerungen weckt diese Stadt in Ihnen?
Nur schöne. Ich hatte jedes Mal eine tolle Zeit dort. London ist eine Wahnsinnsstadt, in der einem nie langweilig wird.
Wie viele Karten mussten Sie für Ihre Freunde besorgen?
Einige. Meine ganze Familie und meine engsten Freunde werden natürlich dabei sein. Jeder Spieler hat ein Kontingent von zirka 20 Karten erhalten.
Anfragen hatten Sie aber sicher viel mehr.
Natürlich. Ich versteh’ ja auch, dass alle dabei sein wollen, und es fällt mir gewiss nicht leicht, einem Freund zu sagen, dass ich keine Karte für ihn habe. Aber das sind Dinge, die ich leider nicht ändern kann.
Haben Sie in den letzten Tagen schon vom Pokal geträumt?
Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich nicht daran gedacht hab’. Natürlich bin ich jeden Tag aufgewacht und hab’ an nix anderes gedacht. Die Vorfreude war sehr groß. Ich kann’s gar nicht erwarten.
Ist das die schönste Zeit Ihres Lebens?
Ja, das ist es aber die ganze Saison schon. Ich habe für mein Alter schon verdammt viel erlebt und gesehen. Aber ein Champions-League-Finale vergisst man nicht so schnell. Ich werde versuchen, es zu genießen.
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