Das spanische Sensationsteam Levante
Juan Ignacio Martínez sagt: "Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind." Senor Martínez ist Trainer in Spanien, es ist die erste Saison, die er im Oberhaus arbeitet. Levante heißt sein Verein, Erfolg seine Devise.
Levante ist die Überraschungself der Saison, ist in neun Partien noch ungeschlagen, gewann zuletzt sieben Spiele in Serie und kann heute mit einem Sieg in Osasuna die Tabellenführung verteidigen. Beim Siegeslauf der Truppe aus Valencia sticht ein Ergebnis aber heraus, das 1:0 gegen Real Madrid vor eigenem Publikum.
Genussprojekt
"Unsere Fans genießen es, dass wir dort oben stehen, aber von der Umkleidekabine bis zum Präsidium sehen wir die momentane Situation nur als einen weiteren Schritt in die richtige Richtung", sagte Martínez . Und das ist der Klassenerhalt. "Wir haben gerade einen Superlauf, und ich bin überzeugt: Was wir bisher erreicht haben, basiert auf harter Arbeit und Aufopferungsbereitschaft", erklärte der 47-Jährige.
Levante hat keine Stars in seinen Reihen, sondern Spieler, die in anderen Vereinen ausgemustert wurden und oft schon den 30. Geburtstag gefeiert haben. Die Abwehrrecken Javi Ventas und Kapitän Sergio Ballesteros sind gar älter als 35 Jahre. Torwart Gustavo Munúa (33) kassierte in neun Spielen fünf Gegentore, eines weniger als Weltmeister Iker Casillas bei Real, eines mehr als Víctor Valdés bei Barça.
Auch Nano und Juanlu zählen zum Stamm des ehemaligen Trainers von Cartagena. Dazu kommt Arouna Koné, der auf Leihbasis von Sevilla verpflichtet wurde und Felipe Caicedo (der Topscorer aus Ekuador ist im Sommer zu Lok Moskau gewechselt) erstklassig ersetzt, was er nicht zuletzt mit seinem Siegtreffer gegen Real unter Beweis stellte.
Bekanntester Spieler in der Geschichte von Levante war Hendrik Johannes Cruyff. Der gute alte Johan hatte 1978 den FC Barcelona verlassen, danach in Los Angeles und Washington sein Geld verdient. 1981 absolvierte er für Levante in der zweiten Liga zehn Spiele und ging danach heim in die Niederlande zu Ajax Amsterdam.
Historisch
Levante ist die älteste Mannschaft der Stadt Valencia, wurde 1909 gegründet, zehn Jahre vor dem FC Valencia, in dessen Schatten Levante aber stets stand. Die Fans von Valencia verhöhnten die Anhänger des Arbeiterklubs - "granotes" genannt, weil das Klubgelände früher an einem Flussufer mit vielen Fröschen gelegen war.
Die Legende besagt, dass beim Stadion von Levante eine tote Katze neben einer Palme gefunden wurde. Auf deren Stamm heftete ein Plakat: "Erst wenn diese Katze die Palme emporklettert, wird Levante in der Primera División sein." Von der Katze waren nicht mehr die Knochen übrig, die Palme war schon längst gefällt, als 1963 Levante erstmals in die Primera División aufstieg. Der Klub verabschiedete sich aber 1965 schon wieder.
Erst 2004 gelang wieder der Aufstieg in die oberste Spielklasse. Die Freude währte aber nur ein Jahr, Trainer Bernd Schuster wurde fünf Runden vor Schluss gefeuert. 2006 stieg Levante wieder auf, hielt sich diesmal zwei Saisonen. 2010 ging der Fahrstuhl wieder nach oben. Derzeit hält die Mannschaft aber den Klubrekord und ist schon die dritte Saison in Folge in Spaniens erlauchtem Fußballkreis.
Investitionen
Levante, das wie Barça in Blau-Rot spielt, ist der ärmste Erstligist. Der Klub hat ein Budget von rund 20 Millionen Euro, Barcelona kommt auf 430 Millionen, Real gar auf 470 Millionen. 2008 erklärte sich der Klub für zahlungsunfähig und musste mit einem Gläubigerverfahren gerettet werden.
Der Trainer spricht aber gerne von Investitionen, meint dabei aber weniger das gute Geld. "Man muss so viel investieren, um in dieser Liga überhaupt einen einzigen Punkt einzufahren, von daher kann man sich vorstellen, wie sehr wir uns über jeden einzelnen Zähler freuen. Fragen sie mal die Spieler, was der von uns betriebene Aufwand an Kraft kostet", erzählte Martínez.
Aber er gibt gleich selbst die Antwort. "Die Spieler müssen nach den Spielen mithilfe ihrer Ellenbogen die Treppe hochkriechen, um ins Bett zu kommen". Martínez redete noch nie über die Tabellenführung. "Wenn wir jetzt am helllichten Tag anfangen zu träumen, werden wir Gegentore kassieren", sagt er gerne. Seit letzten Sonntag aber hieß erstmals in der Geschichte der spanischen Liga der Tabellenführer Levante. Mittwoch verteidigte man den Platz an der Sonne mit einem Sieg gegen Real Sociedad.
Die Presse schwärmt vom "JIM-Team", benannt nach den Initialen des Trainers. "Bewundernswert, fantastisch, einzigartig", war As hingerissen. Marca ergänzte: "Moralisch ist Levante jetzt schon Meister."
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