Sport/Fußball

Das Griss um den ruhenden Ball

Es war im Team nicht immer Standard, dass man sich mit Standardsituationen zu helfen wusste. Alaba, Junuzovic, Fuchs oder doch Arnautovic? Das ist hier die Frage, wenn es um den Freistoß-Schützen geht. Es herrscht ein regelrechtes Griss um den ruhenden Ball.

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In Bremen schwärmt man von den Eckbällen und Freistößen eines Zlatko Junuzovic, der damit zur Trendwende von Werder beigetragen hat. Junuzovic führt seine vier Freistoßtore in dieser Saison auch auf die Einführung des Freistoßsprays zurück. "Es sind seitdem generell mehr Freistoßtore gefallen. Die Mauer hält jetzt den Abstand ein. Das sind die Zentimeter, die den Unterschied ausmachen." Gut, dass der Spray auch in der EM-Qualifikation eingesetzt wird. So könnten sich für die Österreicher zusätzliche Möglichkeiten ergeben, das Spiel zu entscheiden. Gerade Liechtenstein am Freitag wird als defensiv kompakt und tief verteidigend erwartet. "Durch die Mitte zu kombinieren, wird da nicht leicht funktionieren", betont Aleksandar Dragovic, zwar kein Freistoßschütze, aber für den schnellen Spielaufbau zuständig.

Spieler entscheiden

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Anders als bei Elfmetern überlässt es Teamchef Marcel Koller den Spielern selbst, bei Freistößen den Schützen zu bestimmen. Man könnte meinen, wer bei den Bayern Stars wie Robben, Schweinsteiger oder Xabi Alonso bei Freistößen "wegstampert", habe auch in Österreichs Team die Chefrolle. "Chef in der Situation gibt’s keinen", versucht David Alaba gewohnt bescheiden abzuwinken. "Es kommt darauf an, wer sich gerade gut fühlt." Tatsächlich? Ist es denkbar, dass sich Alaba schlecht fühlt, wenn der Ball zum Freistoß bereit liegt?

Stille, ein Schmunzeln.

"Gute Frage!" So richtig beantworten wollte er sie nicht. "Entscheidend ist ja auch, ob der Freistoß von links oder rechts zum Tor getreten wird", betont Linksfuß Alaba, der gegen Stuttgart, Bremen und Braunschweig in dieser Saison getroffen hat. "Wir haben tolle Freistoßschützen. Es wäre aber ein Fehler, sich darauf zu verlassen."

Die spielerische Qualität sollte gegen Liechtenstein garantieren, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht auseinanderdriften. "Standardsituationen sind aber eine Waffe. Gut zu wissen, dass man darauf zurückgreifen kann", sagt Julian Baumgartlinger, selbst mit einem ordentlichen Schuss ausgestattet, ausschließlich in den Beinen freilich. "Diese Stärke müssen wir in die Waagschale werfen. Aber es sind nicht nur die Schützen, auch die Abnehmer haben große Qualität wie die großen Innenverteidiger oder Marc Janko."

Auch Christian Fuchs ist gefragt, wenn es um ruhende Bälle geht. Der Teamkapitän hat sich bei Schalke einen Stammplatz zurückerobert und glänzt immer wieder mit angeschnittenen Eckbällen und Freistößen.

Einen Stammplatz hatte Marko Arnautovic zuletzt bei Marcel Koller, nicht aber bei Stoke City in der Premier League. Trotz seiner Gefährlichkeit bei Freistößen. In der Vorsaison hat er etwa gegen Manchester United im Old Trafford einen ruhenden Ball ins Kreuzeck gezirkelt.

Reservistenrolle

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Warum er derzeit bei seinem Klub nicht erste Wahl ist? Arnautovic zuckt mit den Schultern. "Ich hab’ den Trainer gefragt: ‚Bin ich oasch?‘ Seine Antwort war ‚Nein‘. Mein Einsatz passt. Ich tu’ alles und will mir nix vorwerfen lassen", beteuert der 25-Jährige, der in dieser Saison überhaupt erst ein Tor (im Cup gegen Fünftligist Wrexham) erzielt und im Team zuletzt 2012 getroffen hat.

Der Bruder Leichtfuß (von einst?) warnt vor Liechtenstein: "Wenn einer denkt, die putz’ ma weg, dann liegt er komplett falsch." Ob er einen Spieler von Liechtenstein kennt? "Das ist so eine Sache mit dieser Frage. Wenn ich ‚Nein‘ sag’, heißt es, der Arnautovic ist arrogant. Es tut mir leid, ich kenn’ keinen. Aber da bin ich sicher nicht der einzige in unserer Mannschaft."

Auch von der großen EM-Chance Österreichs als Tabellenführer der Gruppe G will Arnautovic nichts wissen. Warnend hebt er seinen Zeigefinger. "Es ist schon zu viel, wenn einer sagt: ‚Es sieht gut aus.‘ Denn die Top-Gegner haben wir noch auswärts. Wir können noch nicht zufrieden sein. Sonst sitzen wir im Sommer 2016 wieder irgendwo in Spanien im Kaffeehaus und schauen zu."