Sport/Fußball

Dänemark-Kapitän Kjaer wurde im EM-Drama um Eriksen zum Helden

Nach etwa 20 Minuten konnte Simon Kjaer nicht mehr. Der Kapitän der dänischen Fußball-Nationalmannschaft bat den Trainer Kasper Hjulmand um seine Auswechselung. „Simon war tief betroffen und zweifelte, ob er weitermachen konnte. Er hat es versucht, aber es war nicht möglich“, sagte Hjulmand hinterher.

Millionen Menschen an den Bildschirmen, im Stadion und auf dem Spielfeld bangten und beteten am Samstagabend mit, weil Dänemarks Starspieler Christian Eriksen während des EM-Spiels gegen Finnland (0:1) zusammenbrach und auf dem Rasen reanimiert werden musste. Der 32 Jahre alte Kjaer ist nicht nur ein enger Freund des Inter-Profis und der Kapitän eines völlig schockierten Teams, er ist in der weltweiten Wahrnehmung nun auch einer der Helden dieses Abends.

Alle Inhalte anzeigen

Der Führungsspieler

Denn es war Kjaer, der seinen am Boden liegenden Freund in eine stabile Seitenlage brachte und verhinderte, dass dieser seine Zunge verschlucken konnte. Es war auch Kjaer, der die heraneilende Freundin Eriksens tröstete und der seine Mitspieler dazu brachte, einen Sichtschutz um ihren regungslosen Star zu bilden. Damit niemand sehen oder filmen konnte, wie der von den Ärzten auf dem Spielfeld wiederbelebt wird.

Alle Inhalte anzeigen

"Du bist ein Held"

„Ich kenne dich seit 17 Jahren und war noch nie so stolz auf dich wie heute Abend. Du bist ein richtiger Held. Du hast deinem Freund Christian Eriksen das Leben gerettet“, schrieb der ehemalige dänische Nationalspieler Mikkel Beck bei Instagram. Der 48-Jährige ist der Berater von Kjaer und spielte von 1993 bis 1996 für Fortuna Köln.

Irgendwann an diesem dramatischen Abend waren die Bilder, die Emotionen, das Bangen und die Erleichterung, dass Eriksen wieder stabil und bei Bewusstsein ist, zu viel für den erfahrenen dänischen Kapitän. Seine Mannschaft führte er zwar noch einmal auf den Rasen zurück, als die Partie nach einer Unterbrechung von 107 Minuten doch noch am selben Abend fortgesetzt wurde. Doch schon da hatte Kjaer Tränen in den Augen. Knapp 20 Minuten nach diesem Wiederanpfiff verließ er das Spielfeld (63. Minute).

Alle Inhalte anzeigen

"Enge Freunde"

Rein sportlich betrachtet hat der 32-Jährige schon viel erlebt in seiner Karriere. Mit 21 wechselte er als großes Abwehrtalent zum VfL Wolfsburg, enttäuschte in der Bundesliga aber die hohen Erwartungen. AS Rom, OSC Lille, Fenerbahçe Istanbul, FC Sevilla: Kjaer wechselte danach regelmäßig die Ligen und die Länder, war mal Topspieler, mal Mitläufer, ehe seine Laufbahn vor anderthalb Jahren noch einmal einen unerwarteten Schub bekam: Der Innenverteidiger wechselte zusammen mit Zlatan Ibrahimovic zum AC Mailand und führte den Club aus dem Tabellenmittelfeld zurück in die Champions League. Viele halten das vor allem für Ibrahimovic' Verdienst, doch Kjaers Einfluss als Führungsfigur und Stabilisator war mindestens genauso groß.

„Sie spielen in Mailand für zwei rivalisierende Vereine. Aber Simon und Christian sind wirklich sehr, sehr enge Freunde“, sagte Hjulmand. „Ihre Leben, die ihrer Familien, sind ineinander verschränkt.“

Alle Inhalte anzeigen