Das Stadion als Corona-Lazarett: In Brasilien wird umgebaut
Von Alexander Huber
Der Unterschied könnte größer nicht sein: In Österreich hat Sportminister Werner Kogler klargestellt, dass der Bundesliga-Fußball noch länger ruhen muss. Da die Kicker als „Kontaktsportler“ das Coronavirus besonders leicht weitertragen könnten, hat der Vizekanzler zarten Hoffnungen auf Spielen im Mai eine klare Absage erteilt.
In Brasilien hingegen wollte der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro die Corona-Epidemie nicht wahrhaben, über eine „Fantasie“ sprach der erste Mann im großen Staat. Seine Desinformationskampagne „Brasilien darf nicht stillstehen“ musste jüngst sogar gerichtlich verboten werden, um nicht Millionen zu gefährden.
Volkssport Nr. 1
Bolsonaro weiß um die Bedeutung des Fußballs in Brasilien. Sein jüngster Vorschlag: Die Liga soll wieder gestartet werden. „Wegen der Infektionsgefahren könnte man ja darauf achten, dass nur zehn Prozent der eigentlich vorgesehenen Zuschauerkapazitäten in die Stadien gelassen werden“, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
1,1 Millionen Tote?
Dabei werden bis zu 1,1 Millionen Todesfälle in Brasilien prognostiziert, wenn nicht schleunigst Vorkehrungen getroffen werden. Dementsprechend fiel die Reaktion der meisten Klubs auf den Präsidenten aus: es gab keine.
Der Fußball hat mittlerweile eine andere Aufgabe. In vielen Stadien werden Not-Lazarette aufgebaut. So wie Estádio do Pacaembu in São Paulo.
„Auf dem Geläuf, auf dem einst Pelé, die größte nationale Fußball-Ikone, für den FC Santos einen Großteil seiner mehr als tausend Tore inklusive des letzten im Ligabetrieb schoss, steht nun ein weißes Zeltdorf“, schreibt die Süddeutsche.
202 Betten statt 22 Kicker
Das Notlazarett mit 202 Betten und einer Quarantänestation wurde als Auffangposten für weniger gravierende Fälle in nur zehn Tagen aufgebaut.
Denn auch hier gibt es Unterschiede zwischen Brasilien und Österreich: Im Land des Rekordweltmeisters gibt es zwar viel mehr beeindruckende Stadien, dafür aber zu wenig Spitalsbetten.