Sport/Fußball

Weißes Ballett, schwarze Magie

Kennen Sie die Piloten Juan Bonet und Alejandro Villafranca sowie die Flugbegleiter(innen) Rosa Sosa, Verónica Ortega, Gonzalo Rivera, Elisa Monjas und Antonio Pérez? Keine Sorge, müssen Sie auch nicht. Auch ein Telefon-Joker ist nicht vonnöten.

Wichtig ist, dass Real Madrid diese Leute kennt. Denn die Iberia-Belegschaft besitzt beim Klub einen extrem hohen Stellenwert. Die Königlichen forderten aus Aberglauben bei der Fluglinie exakt jene Besatzung an, von der Real am 28. April nach München geflogen worden ist. Tags darauf zogen sie mit einem eindrucksvollen 4:0 über Bayern ins Finale der Champions League ein.

Nichts, aber auch gar nichts will Real auf dem Weg zu La Décima, dem zehnten Gewinn des Europacups, dem Zufall überlassen. Jedes Detail soll passen. So auch die Belegschaft von Flug IB2890 im Airbus A321, der am Donnerstag um 19 Uhr von Madrid nach Lissabon abhob. Real sucht vor dem Champions-League-Finale gegen Atlético am Samstag (20.45 Uhr/live Puls4, ZDF, SRFzwei, Sky) das gute Omen und findet es im Jahr 1966: Österreich gewann den Song Contest, Betis stieg in die zweite Division ab, La Coruña stieg auf, Atlético wurde Meister – und Real holte den Europacup.

In beiden Teams unternehmen die Superstars alles, um rechtzeitig für das Highlight fit zu werden. Bei Real haben Ronaldo und Bale schon grünes Licht gegeben, Atlético bangt noch um Diego Costa und Arda Turan. Costa flog am Dienstag nach Belgrad zur Ärztin Marijana Kovacevic, die seinen lädierten Oberschenkel mit Pferde-Plazenta behandelte, Turan ließ sich eigens einen türkischen Mediziner seines Vertrauens nach Madrid einfliegen.

Im Hochleistungssport sind Spitzensportler zu fast jedem Blödsinn bereit.“ So kommentiert der Sportmediziner Paul Haber von der Medizinischen Uni Wien Diego Costas Therapie, die Muskelverletzung im Oberschenkel mit einer Flüssigkeit aus Zellen des Mutterkuchens von Stuten zu behandeln. Damit soll die Heilung beschleunigt werden.

„In der Sportmedizin ist das keine übliche Behandlung“, betont Haber. Wie die menschliche Plazenta enthält jene von Stuten Stammzellen, deren Eigenschaften man sich offenbar zunutze machen will. Sie äußerlich anzuwenden oder zu injizieren sei nicht ungefährlich und erinnert Haber an frühere sogenannte Umstimmungstherapien. Etwa mit Eigenblut- oder Milcheiweiß-Injektionen sollten durch die körperfremden Stoffe Reize gesetzt werden, die Heilprozesse anstoßen.