Debakel in Champions League: Salzburg wird in Leverkusen vorgeführt
Von Peter Gutmayer
Leverkusen gehört nicht zu den beliebtesten Reise-Destinationen. Und auch für Salzburg war es ein Ausflug zum Vergessen. Der österreichische Vizemeister bekam vom deutschen Doublegewinner eine Lehrstunde und ging 0:5 (0:3) unter.
Man darf in Leverkusen verlieren, aber der Auftritt der Salzburger war wieder einmal erschreckend schwach. Hinten viele Fehler, vorne nicht vorhanden. Dazu fehlte in den Zweikämpfen jegliche Intensität – man war dem Gegner in allen Belangen mindestens zwei Klassen unterlegen.
Horror-Start
Im Gegensatz zur Deutschen Bahn legte Schiedsrichter Balakin Wert auf Pünktlichkeit und pfiff die Partie um exakt 21 Uhr an. Genau 23 Sekunden später verlor Salzburg erstmals den Ball, nur eine Minute später gab Wirtz den ersten Schuss ab, den Schlager mit seiner ersten Glanzparade des Abends hielt (2.).
Nach ganz genau fünf Minuten pfiff Schiedsrichter Balakin Elfmeter – eine Fehlentscheidung. Baidoo hatte den Ball vom eigenen Bein an den Arm bekommen. Den Strafstoß gab es trotzdem, Wirtz versenkte ihn im Kreuzeck zum frühen 1:0 (8.).
Salzburg wirkte völlig überfordert, hatte überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel. Die logische Folge: Grimaldo zirkelte einen Freistoß zum 2:0 über die Mauer (11.).
Der Fehlstart für den österreichischen Vizemeister war eigentlich schon perfekt, doch es kam noch schlimmer. Torjäger Konate verletzte sich ohne Fremdeinwirkung am Knie und musste raus (16.). Der Verdacht lautet: Kreuzbandriss.
Passend zur allgemeinen Lage der Salzburger: Ersatzmann Nene wollte beinahe ohne Stutzen aufs Feld ...
Die Hausherren ließen die Gäste kurz durchatmen, nahmen dann aber wieder Schwung auf. Grimalo (26.), Xhaka (27.) und noch einmal Grimaldo (28.) vergaben Topchancen im Minutentakt. Salzburg konnte sich bei Schlager bedanken, dass es nur 0:2 stand.
Dann war aber auch der Keeper machtlos: Wirtz tanzte durch den Strafraum und schoss zum 3:0 ein (30.). Mit dem Halbzeitstand waren die Gäste noch gut bedient – Schlager hatte noch gegen Frimpong (36.) und Palacios (45.) gerettet.
Coach Pep Lijnders ist nach harten Wochen einiges gewöhnt, doch in der Pause dürften seine Kopfschmerzen ein neues Level erreicht haben – zum Glück gibt’s in Leverkusen ausreichend Aspirin. Nach Seitenwechsel erhöhten Schick (61.) und Garcia (72.) auf 5:0.
Salzburg konnte sich bei Schlager und Leverkusen, das nicht mehr Vollgas gab, bedanken, dass die Niederlage nicht noch schlimmer ausfiel.
Lijnders schimpfte: "Es fehlte überall, das ist so nicht zu akzeptieren - das hab ich der Mannschaft auch gesagt".
Trainerfrage
Kaum zu glauben: Salzburg hat auch nach der vierten Niederlage im fünften Spiel noch immer Aufstiegschancen – theoretisch. Aber daran denkt ohnehin keiner mehr.
Viel mehr beschäftigt die Frage: Wie lange bleibt Lijnders noch Trainer? Laut Sportdirektor Bernhard Seonbuchner brauche man ihm diese Frage nicht zu stellen, es gebe keine Trainerdiskussion.
Vielleicht lautet die korrekte Formulierung auch: Wie lange dürfen Lijnders UND Seonbuchner noch weitermachen?