Zagreb-Trainer Nenad Bjelica: "Hier werde ich respektiert"
Von Peter Gutmayer
Nenad Bjelica (53) hat seine Spielerkarriere in Österreich ausklingen lassen und seine Trainerlaufbahn hier gestartet. Die Austria hat er einst in die Champions League geführt, jetzt ist er zurück bei Dinamo Zagreb. Gegen Salzburg hat er in sieben Spielen erst einen Punkt geholt. Am Mittwoch will er endlich seinen ersten Sieg (21 Uhr/live auf Canal+). Davor nahm er sich Zeit für ein Interview mit dem KURIER.
KURIER: Wissen Sie, was am 15. Februar 2014 war?
Nenad Bjelica: Meine Entlassung bei der Austria?
Fast, es war das letzte Spiel mit der Austria …
Ein 1:1 gegen Wiener Neustadt.
Haben Sie seit damals in Österreich ein Spiel gehabt?
Kein Pflichtspiel, nur ein paar Freundschaftsspiele.
Mit welchem Gefühl kommen Sie zurück?
Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Ich bin in Österreich zu Hause, habe mein Haus in Klagenfurt, komme immer, wenn ich Zeit habe. Ich bin nach wie vor sehr verbunden mit Österreich. Ich bin auch all meinen Trainerstationen sehr dankbar, allen Vereinen, die mir die Chance gegeben haben. Österreich hat auf meinem Weg als Trainer sicher eine große Rolle gespielt.
Sie sind seit rund einem Monat wieder Zagreb-Trainer. Kam das überraschend?
Ja. Keiner hat damit gerechnet, dass der Trainer gehen muss. Dann ist aber eine kleine Krise gekommen, wo Dinamo unter anderem gegen die Bayern 2:9 verloren hat. Da hat die Vereinsführung praktisch über Nacht beschlossen, den Trainer zu wechseln. Wir haben Gespräche geführt, uns geeinigt, jetzt bin ich wieder da.
Wie schätzen Sie die Chancen gegen Salzburg ein?
Salzburg ist eine junge, hungrige Mannschaft, die vielleicht nicht so gut gestartet ist, aber viel Qualität besitzt. Sie spielen seit Jahren in der Gruppenphase der Champions League. Wir haben sehr großen Respekt.
Aber Salzburg hatte zuletzt große Probleme ...
Ich bin überzeugt, dass Salzburg wieder zu alter Stärke finden wird. Ich hoffe, noch nicht gegen uns.
Sind Salzburg und Dinamo vergleichbar?
Beide sind über Jahre gesehen sehr dominant in der Liga. Dinamo war mit Ausnahme von 2017 seit 2006 immer Meister. Bei Salzburg hat es letztes Jahr nicht geklappt, aber das kann passieren. Salzburg bleibt ein gestandener Verein in Österreich und auch in Europa.
Sie haben schon einige Stationen in mehreren Ländern gehabt als Trainer. Was war das Highlight?
Meine erste Zeit hier bei Dinamo. Nicht nur, weil wir Titel geholt haben, sondern weil wir zum ersten Mal nach 49 Jahren in Europa überwintert haben. Das war sicher das Highlight. Aber es gab noch viele andere Erfolge und schöne Momente. Ich bin stolz auf alles, was ich bis jetzt erreicht habe.
Gibt es auch etwas, was Sie sich lieber erspart hätten?
Nein. Alles, was ich gemacht habe, habe ich mit Herz und Seele gemacht. Ich habe immer mein Bestes gegeben. Aber wir wissen, dass im Fußball Dinge passieren, die man nicht kontrollieren kann. Ich akzeptiere alles so, wie es kommt und gehe meinen Weg weiter.
Wohin soll Sie dieser Weg noch führen?
Aktuell bin ich sehr glücklich bei Dinamo. Ich bin zu Hause, werde respektiert. Das ist das, was am Ende zählt. Aber man muss sich Ziele setzen, und träumen darf man ja auch. Spanien oder Italien wäre schon noch irgendwann schön.
Ist eine Rückkehr nach Österreich auch möglich?
Sag niemals nie! Aktuell liegt mein Fokus aber voll auf Dinamo. Wenn sich eine Möglichkeit auftut, dass ich in eine Top-Liga gehen kann, dann werde ich das tun. Aber ich habe überhaupt keinen Druck, dass ich das noch erreichen muss, weil ich jetzt auch bei einem sehr großen Verein bin. Und Österreich – wer weiß, vielleicht irgendwann wieder. Aber aktuell ist das kein Thema für mich.