Elfer-Drama in Sevilla: Salzburg verpasst Sieg zum CL-Auftakt
Von Peter Gutmayer
Toni Polster kennt man beim FC Sevilla noch, kein Wunder, hat er in 110 Spielen für die Spanier doch 57 Tore geschossen. Seit gestern wird man sich in Sevilla aber auch einige Salzburger Gesichter merken. Die jüngste Mannschaft in der Champions League (Durchschnittsalter 22,1 Jahre) hat beim extrem unterhaltsamen 1:1 Eindruck hinterlassen.
FC SEVILLA – RED BULL SALZBURG 1:1 (1:1)
Tore: 0:1 (21., Elfmeter) Sucic, 1:1 (42., Elfmeter) Rakitic.
Gelb-Rote Karte: En-Nesyri (50./Foul/Schwalbe).
Gelbe Karten: Diego Carlos, Rakitic, Delaney, Navas bzw. Seiwald, Capaldo, Camara, Okafor.
FC Sevilla: Bono - Navas (87. Montiel), Diego Carlos, Kounde, Acuna - Jordan (46. Delaney), Fernando, Rakitic (66. Mir) - Suso (46. Ocampos), En-Nesyri, Gomez (58. Lamela).
Salzburg: Köhn - Kristensen, Solet, Wöber (51. Piatkowski), Ulmer - Sucic, Camara, Aaronson, Seiwald (79. Capaldo) - Adeyemi (80. Okafor), Sesko (67. Adamu).
"Wir können eine Überraschung schaffen", hatte Trainer Matthias Jaissle angekündigt. Zwar endete der Siegeszug in Sevilla, die Bullen bleiben aber auch im elften Pflichtspiel der Saison ungeschlagen und bestanden den ersten richtigen Härtetest. Auch wenn mehr drinnen gewesen wäre als "nur" der eine Punkt, der immerhin 930.000 Euro bringt.
Elfmeterschießen
Vier Elfmeter in einem Spiel, drei für eine Mannschaft, dreimal vom gleichen Spieler herausgeholt – das alles hat es in der Champions League noch nicht gegeben – bis gestern. 3:1 stand es zur Pause für Salzburg – allerdings nur nach Elfmetern.
Schon die erste Halbzeit in Sevilla hatte es in sich. Zunächst machte der Favorit Druck, Gänsehaut-Stimmung schon vor Anpfiff, als das wegen Corona nicht ganz gefüllte Stadion die Vereinshymne sang. Doch die jungen Salzburger hielten dem Anfangsdruck stand, wurden dann auch mutiger. Nach Foul an Adeyemi gab es zunächst Freistoß, nach VAR-Kontrolle sogar Elfmeter.
Doch der Torschütze vom Dienst bei den Bullen schoss im jugendlichen Leichtsinn knapp daneben (13.). Nur wenige Minuten später wurde er jedoch erneut im Strafraum gelegt, wieder Strafstoß für die Gäste. Diesmal schnappte sich Sucic den Ball – und verwertete sicher zum 1:0 (21.).
Es folgten wütende Angriffe der Hausherren, es wurde ruppiger – damit hatte der Europa-League-Rekordsieger nicht gerechnet. Die Fans hatten den Schuldigen mittlerweile gefunden – Schiedsrichter Kulbakow aus Belarus. Und der zog den Unmut der Zuschauer weiter auf sich, als er nach dem dritten Elfmeterfoul an Adeyemi erneut auf den Punkt zeigte.
Sucic durfte es erneut probieren – zeigte aber diesmal auch Nerven und traf nur die Stange (37.). Zwei Strafstöße vergeben – das wird in der Champions League bestraft. Wöber legte En-Nesyri, Rakitic verwandelte den fälligen Elfer zum 1:1 (42.). Irgendwie tat der Regenschauer vor der Pause allen gut.
Auch gleich nach Seitenwechsel war der Salzburger Strafraum im Fokus. Weil El-Nesyri den nächsten Elfer schinden wollte, flog er mit Gelb-Rot vom Platz (50.).
Überzahl
Plötzlich machte Salzburg das Spiel, hatte auch die Riesenchance aufs 2:1, Solet traf das leere Tor nicht (57.). Kein Grund zum Ärger, er war im Abseits gestanden. Die Gäste witterten die Chance zur Sensation, doch die Gastgeber blieben gefährlich, wie Lamelas Kopfball bewies (78.). Auf der anderen Seite vergaben in der Nachspielzeit noch Aaronson und Joker Adamu. So blieb es bei dem einen Punkt, den Salzburg entführte.