Sport/Fußball

Atlético macht das Final-Derby perfekt

Was Brüssel für die EU, das ist Madrid aktuell für den europäischen Fußball. Das Zentrum der Macht. Das Finale der Champions League wird am 24. Mai zwar in Lissabon gespielt, weil es viel früher so bestimmt worden war, doch den Titel spielen sich zwei Teams aus Madrid aus: Atlético, der kleine Bruder, fordert das große Real.

Nach dem 0:0 aus dem Hinspiel bezwang Atlético Chelsea an der Stamford Bridge 3:1. Daher gibt es erstmals in der Geschichte ein Stadt-Derby in einem Finale der Champions League.

Historisch war aber auch etwas anderes. Wer sagt noch, dass Chelsea unter Startrainer José Mourinho nur mauern und defensiv spielen kann? Am Mittwoch traten die Londoner zumindest phasenweise – wenngleich nicht mit dem erwünschten Erfolg – den Gegenbeweis an und lieferten Atlético Madrid ein intensives und taktisch zunächst diszipliniert geführtes Duell. Ein Feuerwerk an Chancen sieht freilich anders aus, aber immerhin traf auf der einen Seite Koke mit einer verunglückten Flanke die Latte, umgekehrt verfehlte Chelsea-Verteidiger Luiz mit einem schönen Fallrückzieher nur knapp.

Treffer-Reigen

Dann wurde es genauer. Zunächst traf ausgerechnet er. Er, der bei Atlético groß wurde und dann in die noch größere Fußballwelt auszog. Fernando Torres brachte Chelsea gegen seinen Ex-Verein mit 1:0 in Führung. Exakt acht Minuten standen die Londoner im Finale, ehe knapp vor der Pause Adrian Lopez eine Unachtsamkeit in der Chelsea-Defensive zum 1:1 nützte.

Schon nach dem ersten Durchgang standen die Zeichen auf ein Madrider Finale. Chelsea wollte das verhindern und spielte munter drauf los. Azpilicueta zwang mit einem Kopfball Madrid-Goalie Courtois zu einer „Strecksekunde“. Mourinho brachte mit Eto’o einen weiteren Stürmer, eine spielentscheidende Aktion. Denn Eto’o foulte im eigenen Strafraum Diego Costa – Elfer für Atlético. Costa höchst persönlich verwertete zum 2:1 (61.).

Chelsea benötigte nun zwei Treffer für den Finaleinzug, offenbarte für einige Momente weitere Offensivqualitäten und hatte dabei Pech: Luiz setzte einen Kopfball an die Stange (64.).

Die Rechnung bekam man hinten präsentiert, wo man unkonzentriert agierte. Die Folge: Arda entschied das Duell mit dem 3:1 endgültig (72.). Der Rest war ein Schaulaufen für die Spanier.

La Décima

So wird es am 24. Mai eine Pilgerreise von Madrid nach Lissabon geben. Die Zielsetzungen der zwei Madrider Klubs könnten in Portugals Hauptstadt unterschiedlicher nicht sein. Real strebt den zehnten Erfolg in der Eliteliga an, die viel zitierte La Décima.

Atlético hingegen nimmt den ersten Erfolg in der Champions League ins Visier. Das Endspiel haben die Spieler von Trainer Diego Simeone immerhin ohne Niederlage erreicht.

Chelsea - Atlético in Bildern

Chelsea FC - Atletico Madrid 1:3 (1:1)

London, Stamford Bridge, 38.000 (ausverkauft), SR Rizzoli (ITA)
Hinspiel 0:0 - Atletico Madrid mit dem Gesamtscore von 3:1 im Finale am 24. Mai im Estadio da Luz in Lissabon gegen Real Madrid.


Torfolge: 1:0 (36.) Torres
1:1 (44.) A. Lopez
1:2 (60.) D. Costa (Foul-Elfmeter)
1:3 (72.) A. Turan

Chelsea: Schwarzer - Ivanovic, Cahill, Terry, Cole (54. Eto'o) - Ramires, D. Luiz - Willian (77. Schürrle), Hazard, Azpilicueta - Torres (67. Ba)

Atletico: Courtois - Juanfran, Miranda, Godin, F. Luis - Koke, Tiago, M. Suarez, A. Turan (83. Rodriguez) - D. Costa (76. Sosa), A. Lopez (66. R. Garcia)

Gelbe Karten: Keine bzw. D. Costa, A. Lopez

Mit Real und Atletico Madrid stehen einander am 24. Mai in Lissabon zum fünften Mal zwei Mannschaften aus einem Land im Endspiel der Fußball-Champions-League gegenüber. Zugleich ist es das erste Stadtduell in einem europäischen Finale. Real Madrid und Valencia waren 2000 in Paris die ersten Finalisten in der "Königsklasse" aus dem selben Land.

Die nationalen Duelle im Champions-League-Finale

2000 Paris: Real Madrid - Valencia 3:0
2003 Manchester: AC Milan - Juventus Turin 0:0/3:2 i.E.
2008 Moskau: Manchester United - Chelsea 1:1/6:5 i.E.
2013 London: Bayern München - Borussia Dortmund 2:1
2014 Lissabon: Real Madrid - Atletico Madrid

Jose Mourinho (Chelsea-Trainer): "Es ist immer bitter, wenn man ein Halbfinale verliert. Das Spiel war sehr lange ausgeglichen. Courtois hat dann eine gute Parade gegen Terry gezeigt und gleich danach war der Elfmeter von Costa. Das war der Knackpunkt. Danach war Atletico die Mannschaft, die mehr überzeugt hat, deshalb haben sie auch ganz verdient gewonnen. Atletico hat eine großartige Leistung gezeigt, ich habe Diego Simeone zehn Minuten vor Schluss beglückwünscht zu seiner großartigen Mannschaft, die er hat."

Tiago (Atletico-Madrid-Kapitän): "Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir an uns selbst geglaubt haben, auch nach dem Tor von Chelsea. Am Ende war es ein verdienter Sieg, aufgrund der zweiten Hälfte, in der wir Chelsea weit reingedrängt haben. Wir genießen es im Finale zu stehen, ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und die Fans."

Koke (Atletico-Madrid-Mittelfeldspieler): "Es ist ein herausragendes Gefühl, gleich in der ersten Saison in der Champions League im Finale zu stehen. Entscheidend war das 1:1 vor der Pause, das hat uns viel Ruhe gegeben. In der zweiten Hälfte ist es dann von alleine gelaufen, es war ein verdienter Sieg für uns. Wir glauben daran, dass wir auch Real schlagen können, aber es wird eine enge Sache werden."