Sport/Fußball

Alabas emotionale Rückkehr nach Madrid

Es war der 25. April 2012. Und es war das zwölfte von 33 Spielen, das David Alaba bis dato in der Champions League bestritten hat. Gut möglich, dass es trotz des gewonnenen Endspiels aus dem Vorjahr das bis heute denkwürdigste Spiel in der bemerkenswerten Karriere des David Alaba war.

Es war Halbfinale, und es war in Madrid gegen Real. Fünf Minuten waren erst gespielt, als das Wechselbad der Gefühle mit einem Sprung ins kalte Wasser begann: Alvaro Arbeloa schoss Alaba aus kurzer Distanz den Ball an die Hand. Der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai zeigte auf den Elfmeterpunkt und dem Österreicher die gelbe Karte. "Ich habe schnell realisiert, was die gelbe Karte für mich bedeutet", sagte Alaba am Tag danach zum KURIER. Es war die dritte Verwarnung im laufenden Bewerb, Österreichs Fußballer-Liebling war damit im "Finale dahoam" in München gesperrt. "Dann habe ich zu mir gesagt: ‚David, dieses Spiel ist jetzt dein Finale.‘ Ich habe einfach alles getan, um der Mannschaft zu helfen."

Das hat er in der Tat: Wie der damals erst erst 19-jährige Alaba den Rückschlag wegsteckte, zur Höchstform auflief und von seiner linken Seite aus Chance um Chance vorbereitete, beeindruckte. Wie er als erster Schütze im Elfmeterschießen den damals vierfachen Welt-Torhüter Iker Casillas ins falsche Eck schickte, noch viel mehr. Bayern zog ins Endspiel ein, der Rest ist bekannt.

25. April 2012: Alabas Achterbahnfahrt der Gefühle

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Das Positive überwiegt

"Es war sicher ein emotionales Spiel mit positiven, aber auch negativen Erlebnissen", erinnert sich Alaba. "Unterm Strich überwiegt heute aber das Positive, weil wir ins Finale eingezogen sind. Das verpasste Finale konnte ich ja Gott sei Dank vor einem Jahr nachholen", sagt der Titelverteidiger schmunzelnd.

Die Gefahr, wieder ein Endspiel zu versäumen, ist für Österreichs Champions-League-Rekordspieler im Falle eines Halbfinal-Erfolgs in diesem Jahr relativ gering. Eine Gelb-Sperre kann Alaba in diesem Jahr nicht mehr ausfassen, weil er in der laufenden Saison noch kein einziges Mal verwarnt wurde und erst bei der dritten gelben Karte zusehen müsste. Und zumindest Arbeloa wird Alaba im heutigen Hinspiel (20.45 Uhr/Sky, Puls 4, ZDF) nicht wieder den Ball an die Hand schießen: Der rechte Verteidiger Reals ist verletzt.

Cristiano Ronaldo und Gareth Bale sind indes fit. Die beiden Superstars von Real machten am Dienstag das Abschlusstraining des Weißen Balletts mit. Ronaldo hatte zuletzt mit einer leichten Knieverletzung zu kämpfen, Bale mit einem grippalen Infekt. "Wir versuchen, uns auf uns zu konzentrieren und nicht auf den Gegner", meint Alaba dazu wie gewohnt gelassen. Er musste am Wochenende wegen einer Erkältung pausieren.

Für Alaba, der bereits 17-jährig 2010 in der Champions League debütierte, ist es bereits das vierte Semifinale nach 2010, 2012 und 2013. Für die Bayern ist es das insgesamt 16. Zehn Mal konnte der deutsche Rekordmeister ins Finale einziehen. Die bisherige Bilanz gegen Real macht den Bayern weiteren Mut: Acht Siege, ein Remis, fünf Niederlagen gab es in den bisherigen Champions-League-Klassikern.

Guardiolas Bilanz

Zum ersten Mal wird nun auch noch ein weiterer Erfolgsgarant gegen Real dabei sein: Josep Guardiola kehrt mit der "bestia negra" zurück nach Spanien. Er feierte mit dem FC Barcelona neun Siege in 15 Spielen. Vier Mal endeten die Spiele unentschieden, nur zwei Mal verließ Guardiola gegen Real den Platz als Verlierer. Ungeachtet dessen glaubt der Katalane an ein Duell auf Augenhöhe. "Ich habe mich vor einem Spiel im Bernabéu nie als Favorit gefühlt, weder als Spieler noch als Trainer. Dafür habe ich zu viel Respekt vor Real", betonte Guardiola. "Dieser Klub ist immer stark, weil er großartige Spieler, großartige Fans und eine großartige Geschichte hat."