Alaba als erster Österreicher gegen Messi
Es klingt nicht nach Begeisterung, was David Alaba am Freitagnachmittag übers Telefon versprüht. „Na ja“, sagt er. „Das ist ein Hammerlos.“ In seinem Haus im Münchner Vorort Grünwald hat der 20-Jährige verfolgt, wie der ehemalige Weltklassestürmer Ruud van Nistelrooy den Bayern Barcelona als Gegner für das Halbfinale bescherte. Erstmals wurden in diesem Jahr in der Königsklasse auch die Halbfinal-Paarungen ausgelost, bisher war der Weg ins Finale schon nach der Viertelfinal-Auslosung fixiert worden.
Wen sich Alaba als Gegner gewünscht hatte? „Das kann man sich ja eh nicht aussuchen. Alle vier Teams sind in etwa auf Augenhöhe. Trotzdem ist Barça das Nonplusultra und nach wie vor die beste Mannschaft der Welt.“ Beeindruckt ist Alaba, wenn er an die Protagonisten von Barcelona denkt. „Über Messi brauchen wir gar nicht reden. Ich habe aber auch gelesen, dass Xavi gegen Paris eine hundertprozentige Passquote hatte. Dass er 96 von 96 Pässen angebracht hat, das ist Wahnsinn.“
Kein Favorit
Bei allem Respekt – Angst kennt Alaba keine. „Wir wissen, was wir können, das haben wir oft genug gezeigt. Mit einem guten Hinspiel zu Hause ist auch in Barcelona alles möglich.“ Das sieht auch Alabas Kollege Franck Ribéry so: „Für mich gibt es keinen Favoriten“, sagt der Franzose. „Barcelona kann uns schlagen und wir sie genauso.“
Als erster Österreicher überhaupt wird Alaba auch auf Superstar Messi treffen. Als die Bayern mit Alaba die Katalanen 2011 im Finale des freundschaftlichen Audi-Cups bezwangen, weilte der Argentinier noch auf Urlaub. Marko Arnautovic saß im Halbfinal-Rückspiel der Champions League 2010 in Barcelona nur auf der Bank von Inter Mailand.
Beim Duell zwischen den Bayern und Barcelona drängte sich naturgemäß auch die Frage nach Pep Guardiola auf. Ob Jupp Heynckes seinen Nachfolger zu dessen ehemaliger Mannschaft befragen würde, wollte ein Münchner Journalist bei der Pressekonferenz am Freitag wissen und trieb dem Bayern-Coach damit die Zornesröte ins Gesicht: „Bitte respektieren Sie mich und meine Arbeit. Ich habe noch nie jemand anderen konsultiert, wenn es darum ging, einen Gegner zu analysieren.“
Head-to-Head der Halbfinalisten
Gute Erinnerung
Bei Real Madrid erinnert man sich gerne an 1998. Im Halbfinale trafen die Königlichen auf Dortmund, dabei kam es im Rückspiel zum berühmten Tor-Fall von Madrid, als vor Anpfiff von den Fans ein Tor umgerissen wurde. Real stieg auf und holte mit Trainer Heynckes mit einem 1:0 über Juventus den Titel.
Zu einem Wiedersehen kommt es zwischen Nuri Sahin und Real. Der Türke wechselte letzten Sommer von Real zu Liverpool und von dort im Winter nach Dortmund.
Peter Stöger (Austria-Trainer):
Für Champions-League-TV-Konsumenten gibt es nichts Schöneres als zwei deutsch-spanische Duelle. Den Clásico habe ich in den letzten Jahren ohnehin oft genug gesehen, ebenso das Duell Bayern gegen Dortmund. Daher reizt mich dieser doppelte Ländervergleich. Gibt es Favoriten? Nicht wirklich. Real hat gegenüber Dortmund vielleicht den Vorteil, dass für die Königlichen diese Situation eher die Normalität darstellt als für die junge Mannschaft aus Dortmund, die mir extrem taugt. Die Bayern haben wohl das für sie schwerste Los gezogen. Jetzt wird man sehen, wozu sie wirklich imstande sind. Ich traue ihnen nach den Leistungen in dieser Saison jedenfalls alles zu. Eigentlich könnte man das Finale mit den Würfeln tippen.
Mein Final-Tipp: Real Madrid - Bayern München
MARCEL KOLLER (Teamchef):
Wie schon vor einem Jahr hoffe ich als Teamchef, dass David Alaba das Endspiel erreicht. Das geht wohl jedem Österreicher so. Aber es wird sicherlich alles andere als einfach, ins Endspiel nach London zu kommen. Das gilt für alle Beteiligten. Es sind die beiden besten deutschen Vereine dabei und die beiden besten spanischen Klubs. Das werden zwei Duelle, die auf des Messers Schneide stehen , denn alle vier Vereine haben realistische Chancen auf den Finaleinzug. Es gibt weder Außenseiter noch Favoriten. Es ist daher auch im Bereich das Möglichen, dass es ein rein deutsches Endspiel gibt. Weil ich auch nicht der begnadete Tipper bin, will ich es lieber anderen Experten überlassen, dass sie sich festlegen.
Mein Final-Tipp: Alles ist möglich
JOSEF HICKERSBERGER (Ex-Teamchef):
Sowohl für die spanischen als auch die deutschen Vereine ist das ein glückliches Los. Barcelona hat in letzter Zeit sehr oft gegen Real gespielt, Abwechslung tut daher gut. Real ist für mich gegen Dortmund leichter Favorit wegen der internationalen Erfahrung. Dortmund hat schon gegen Málaga alles Glück der Fußball-Welt zum Aufstieg gebraucht. Es werden sicherlich zwei tolle Spiele. Ich tippe generell nicht und nur sehr ungern gegen Barcelona, deren Spielart mir seit Jahrzehnten imponiert. Aber diesmal ist es so weit, ich setze auf die Bayern, die derzeit eine überragende Mannschaft haben. Sie werden sich diesmal durchsetzen, auch wenn Barcelona einen topfitten Lionel Messi aufbieten kann.
Mein Final-Tipp: Real Madrid - Bayern München
ANDREAS HERZOG (US-Teamchef-Assistent):
Bei beiden Halbfinal-Paarungen werden die Fußball-Feinschmecker voll auf ihre Kosten kommen. Bei Bayern gegen Barcelona treffen eigentlich meine beiden Finalisten aufeinander. Ich glaube, dass die Bayern in diesem Jahr ihre überragende Saison spielen. Sie hatten eigentlich nur ein kurzes Tief vor ein paar Wochen, und das haben sie sehr schnell wieder überwunden. Barcelona ist nicht mehr ganz so Furcht einflößend wie in den letzten Jahren. Alle anderen Mannschaften haben ihre Spielweise jetzt einige Jahre studiert und können sich schon besser darauf einstellen.
Ich traue den Dortmundern zu, dass sie sich gegen Real Madrid durchsetzen, weil sie für mich das bessere Kollektiv sind.
Mein Final-Tipp: Bayern München – Dortmund