Wie Rapid die Austria abgehängt hat
Kinder, wie die Zeit vergeht. Und wie sich die Zeiten doch ändern: Im Mai 2013 bejubelte die Austria den Titel mit der historischen Punkteanzahl. 82 Zähler gelangen den Violetten unter Trainer Peter Stöger, damit lag man 25 Punkte vor Erzrivale Rapid.
Was in den zwei Jahren seither passiert ist? „Anscheinend ziemlich viel“, antwortet Trainer Andreas Ogris, dessen Veilchen bis in die Champions League geflogen waren. Umso intensiver schmerzt der Fall auf Platz sieben.
Rapid ist (fast fix) Zweiter, in Wien obenauf und hat die Violetten mit dem 4:1 um 21 Punkte distanziert. Trainer Felix Magath soll ab Sommer bei der Austria Abhilfe schaffen.
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Trainer Als Zoran Barisic Rapid im April 2013 – übrigens vor einem Derby – übernahm, lag die Austria 20 Punkte voran. Jetzt ist Barisic der längstdienende Trainer der Liga, hat die Austria kontinuierlich abgehängt (siehe Grafik) und zum zweiten Mal ein mit Salzburg konkurrenzfähiges Team aufgebaut.
Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer weiß hingegen, dass man den Veilchen in der Trainerfrage Vorwürfe machen kann: „Wir sind nicht stolz darauf. Und es zeugt nicht von Kontinuität.“ Auf Stöger folgte Bjelica, mit dem der historische Einzug in die Gruppenphase der Champions League gelang und jene Millionen flossen, von denen noch gezehrt wird. Es folgten Gager, Baumgartner und Ogris. Besser wurde es nicht: Die ständigen Trainerwechsel ließen nie die nötige Ruhe in den Verein einkehren.
Kader Barisic forcierte 2013 umgehend „seine“ Amateure wie Schaub, Max Hofmann, Behrendt oder Pavelic und profitiert jetzt davon: Der Rapid-Kader ist wesentlich billiger als der des Rivalen, aber ausgeglichener und besser eingespielt. Außerdem bekam der Coach von Sportchef Müller seine anfangs durchaus umstrittenen Wunschspieler (Beric, Kainz und Schobesberger).
Die Austria hatte nur bis 2013 ein glückliches Händchen bei den Transfers. Oft entpuppten sich danach Neuzugänge nicht als die erhofften Leistungsträger, wohl auch, weil die Spielausrichtung von den Trainern dauernd geändert wurde. Fazit: Im Sommer wird im Kader wieder ein Schnitt erfolgen – allein schon, weil (zumindest) Lindner, Mader, Ortlechner, Holland, Zulechner und Royer den Verein verlassen werden.
Sportdirektor Als mit Helmut Schulte im Jänner 2013 erstmals ein Deutscher in Hütteldorf Sportdirektor wurde, war das anfangs wie ein Kulturschock. Doch schnell wurde beim lahm gewordenen Rekordmeister erkannt, was mit einem routinierten Fachmann als Entscheidungsträger alles möglich wäre. Nachfolger Andreas Müller legt seit 2014 noch einmal an Tempo und Entschlossenheit zu, um Europas Top 50 erreichen zu können.
Bei der Austria dauerte der Übergang von Thomas Parits zu Franz Wohlfahrt zu lange, es entstand ein halbjähriges Vakuum. Auch davor hatte der scheidende Sportchef Parits bei seinen Verpflichtungen nicht mehr das Glück früherer Tage.
Chef-Entscheidungen Präsident Wolfgang Katzian nahm unmittelbar nach dem Titel 2013 das Angebot von Peter Stöger nicht an: Statt den Coach zum Sportdirektor zu machen, hielt er an Parits fest. Stöger, dessen Vertragsverlängerung trotz des Titels ausständig war, verabschiedete sich nach Köln. Im Rückblick eine präsidiale Fehlentscheidung.
Bei Rapid fand Präsident Rudolf Edlinger im Herbst 2013 mit Michael Krammer doch noch einen smarten und entscheidungsfreudigen Nachfolger. Das gegen alle Unkenrufe durchgesetzte Jahrhundertprojekt Allianz-Stadion eröffnet Rapid ab Sommer 2016 neue Chancen. Bis die Austria 2018 in der ausgebauten Generali-Arena einlaufen wird, hat Rapid schon zwei Jahre lang Millionen verdient.