Sturm versetzt Salzburg nächsten Dämpfer
Am Mittwoch hatten die Salzburger mit dem 0:3 bei Malmö FF im Champions-League-Play-off eine bittere Niederlage kassiert. Aber nach solchen soll sich ja der wahre Charakter einer Mannschaft zeigen. Diesen Test hat der Meister nicht bestanden: Gegen Sturm setzte es eine 2:3-Niederlage, bei der die Grazer nicht einmal besonders gut spielen, sondern nur auf die Salzburger Fehler warten mussten. Wie schon Malmö am Mittwoch.
Am Samstag gerieten die Salzburger noch früher in Rückstand als gegen Schwedens Meister, der in Minute 11 getroffen hatte: Ramalho hatte sich von Djuricin wie ein Schülerkicker ausspielen lassen, Stankovic übernahm den Ball und überhob Keeper Gulacsi, der wie schon beim 0:2 in Schweden ziemlich weit vor dem Tor gestanden war (4.). Es war das erste Gegentor für den Meister in der Liga nach über 450 Minuten.
Schock
Die Salzburger reagierten auf den erstmaligen Rückstand in dieser Bundesliga-Saison ähnlich geschockt wie im Champions-League-Play-off. Und sie begingen einen Fehler nach dem anderen. Sturm hatte deshalb eine Chance nach der anderen. Ein weiteres Tor musste einfach fallen.
In der 14. Minute war es soweit: Ankersen hatte sich von Schick den Ball abluchsen lassen, die Hereingabe des Sturm-Neuzugangs verwertete wieder Stankovic. Gulacsi machte dabei noch eine schlechtere Figur als beim 0:1. Der Vertrag des Ungarn war übrigens erst am Freitag bis 2019 verlängert worden, obwohl dieser sowieso noch drei Jahre gelaufen wäre.
Nach dem 2:0 hörten die Grazer aber mit dem Fußballspielen auf und weckten die Salzburger auf. Wie schon am Mittwoch wurde aber nur stupide durch die Mitte gespielt. Das 1:2 fiel trotzdem noch vor der Pause: Kampl konnte seelenruhig am Strafraum entlanglaufen und unter Mithilfe von Pliquett, der statt Gratzei das Tor hütete, einschießen (36.).
Nach dem Wechsel ging es weiter wie zuvor: Sturm schaute zu, wie Salzburg angriff, anstatt konsequent in die Zweikämpfe zu gehen wie in den ersten 20 Minuten. Und wenn man die Salzburger spielen lässt, schießen sie auch Tore: Soriano traf ungehindert nach Sabitzer-Vorarbeit zum 2:2 (55.).
Danach erinnerte sich auch Pliquett daran, dass er eigentlich dazu da ist, Schüsse abzuwehren: Er reagierte bei einem Soriano-Freistoß (61.) und einer Lazaro-Chance (77.) blendend.
Plötzlich war Sturm Graz wieder präsent und wurde von Salzburg zu einem weiteren Tor eingeladen: Djuricin traf in letzter Minute zum 3:2. Die Steirer gewannen damit auch das zweite Spiel in Salzburg in diesem Jahr. Der Meister bleibt aber immerhin auch nach 43 Runden in Serie Tabellenführer. Salzburg-Trainer Hütter sprach danach von einer "absolut enttäuschenden Woche", lobte aber auch die Moral seiner Elf. Sturm-Coach Milanic war natürlich "super zufrieden".
Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 8.359, SR Hameter
Tore:
0:1 ( 4.) Stankovic
0:2 (14.) Stankovic
1:2 (36.) Kampl
2:2 (55.) Soriano
2:3 (90.) Djuricin
Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ramalho, Hinteregger, Ankersen - Sabitzer, Ch. Leitgeb, Ilsanker, Kampl - Soriano, Alan (72. Lazaro)
Sturm: Pliquett - Todorovski, Madl, Spendlhofer, Klem - Hadzic, Offenbacher (72. Piesinger) - Schick, M. Stankovic (95. Barbaric), Beichler (63. Schmerböck) - Djuricin
Gelbe Karten: Ramalho, Leitgeb, Soriano, Ilsanker bzw. Beichler, Hadzic, Djuricin, Klem, Stankovic, Madl
Adi Hütter (Trainer Salzburg): "Durch das Ausscheiden in Malmö war natürlich ein Knacks in der Mannschaft, mental ist so etwas nicht leicht zu verkraften. Das war ein Nackenschlag, das steckte noch in den Hinterköpfen der Spieler. Und dann haben wir innerhalb kürzester Zeit wieder zwei Nackenschläge (Anm.: Tore) hinnehmen müssen.
Die Mannschaft ist dann aber wieder aufgestanden, hat Charakter gezeigt und hatte die Chance durch Ramalho auf den Lucky Punch. Das Ergebnis entspricht nicht dem Spielverlauf. Diese Woche ist für uns sicher sehr schwer zu verdauen. Es ist eine enttäuschende Woche, aber wir werden gestärkt daraus hervorgehen."
Darko Milanic (Trainer Sturm): "Meine Mannschaft hat sich für ihre Leistung belohnt, sie war sehr gut drauf. Wir haben super begonnen, wussten aber, dass Salzburg mit ihrer Dominanz und mit Ballbesitz die Oberhand gewinnen wird. Mit unserer Effektivität haben wir aber noch das Siegtor gemacht. Wir waren heute extrem effektiv. Wir wollten heute die Situation ausnützen."
Kevin Kampl (Torschütze Salzburg): "Das ist eine bittere Niederlage. Wir sind nach dem 0:2 stark zurückgekommen, das Tor kurz vor Schluss war extrem bitter. Wir dürfen jetzt den Kopf nicht hängen lassen, denn es warten nach der Länderspielpause der WAC und Celtic Glasgow. Wir werden jetzt gut regenerieren und dann voll angreifen."
Stefan Ilsanker (Salzburg-Spieler): "Die ersten 20 Minuten hat der Schock von Malmö noch nachgewirkt, danach haben wir uns gemeinsam hochgezogen und besseren und sicheren Fußball gespielt. Wir haben das Spiel ab der 30 Minute klar diktiert und bekommen aus einer Unachtsamkeit das 2:3. Wir sind jetzt in der Champions League ausgeschieden und haben nach sechs überragenden Meisterschaftsspielen eine Niederlage einstecken müssen - von welcher Krise soll man da bitte reden? Jetzt gilt es für uns, neue Ziele zu setzen, die in der Europa League liegen, und nach der Länderspielpause werden wir auch in der Meisterschaft wieder frisch durchstarten."
Marco Djuricin (Torschütze Sturm): "Ich freue mich irrsinnig für Marko (Stankovic), denn er hat extrem hart dafür gearbeitet. Ein Wahnsinn, zweimal in Salzburg zu gewinnen, das schaffen nicht viele. Ich wusste, dass ich noch zu meiner Chance komme, weil sie sehr offen waren. Heute heißt es, den Sieg genießen, dann die Länderspiel-Pause gut nützen und nachher so weiterspielen."
Marko Stankovic (Torschütze Sturm): "Heute ist uns alles aufgegangen, was wir während der Woche trainiert haben. Alles kann man gegen Salzburg nicht perfekt machen. Es war trotzdem der perfekte Arbeitstag, denn wenn man in Salzburg gewinnt, kann man nicht viel falsch gemacht haben. Ich bin schwer in die Gänge gekommen, jetzt ist der Knoten geplatzt und ab heute wird man den Stankovic sehen, den die Leute gewohnt sind."