Sport/Fußball

Rapid lässt Wr. Neustadt keine Chance

Was sind schon Niederlagen und Enttäuschungen gegen Krieg, Gewalt und Vertreibung? Nach der Gründung des (mittlerweile höchst erfolgreichen) Special Needs Team für Behinderte rückten die Verantwortlichen bei Rapid zum zweiten Mal in diesem Jahr ihren Blick auf die Schwächsten der Gesellschaft: In Zusammenarbeit mit der „Diakonie Flüchtlingsdienst“ wurden 330 Flüchtlinge in das Happel-Stadion eingeladen.

Die Gäste aus Syrien, Afghanistan und Somalia sahen drei Rapid-Tore nach den jüngsten drei Niederlagen in Folge und nie gefährdete drei Punkte gegen harmlose Wiener Neustädter.

Es war ein Duell der Schlafmützen: Rapid (neun Mal in 16 Spielen mit 0:1 in Rückstand) und Wiener Neustadt (schon zwölf Mal) sind die schlechtesten Starter der Liga. Dementsprechend lang dauerte es bis zur ersten gelungenen Kombination von Rapid: Zehn Minuten. Die erste Chance für Louis Schaub war davor aus einem schlechten Pass von Dennis Mimm entstanden (4.).

Der zweite präzise Angriff brachte die Führung. Thanos Petsos hatte den Ball erkämpft, Steffen Hofmann spielte mit seinem schwächeren linken Fuß nach längerem Leerlauf wieder einmal einen außergewöhnlichen, entscheidenden Pass. Florian Kainz war der Empfänger, die Vollendung durchaus elegant – 1:0 (12.).

Schaub mit links (13.), Schaub mit rechts (14.) – die Gastgeber drängten vor immerhin 12.300 Zuschauern auf die rasche Vorentscheidung. Verhindert wurde sie jeweils vom guten Goalie Thomas Vollnhofer.

Der Reibebaum

Und was machte Stefan Maierhofer? Der Ex-Rapidler hatte erst nach 17 Minuten seinen ersten Ballkontakt, dafür schon zuvor zwei Fouls begangen. Von den Fans blieben vorerst verbale Fouls am Reibebaum aus (dafür gab es Beschimpfungen für die Bundesliga nach den Derby-Sanktionen). Den ersten Torschrei als Neustadt-Trainer hatte Debütant Helgi Kolvidsson in Minute 27 auf den Lippen. Nach einem Fehler von Stefan Schwab scheiterte Osman Ali an Jan Novota. Es sollte tatsächlich die einzige Chance der Gäste bleiben.

Nach 27 Minuten bewies Steffen Hofmann, dass er sicher kein Kopfballspezialist mehr werden wird – nach Stangl-Flanke köpfelte er freistehend daneben.
Dass der Kapitän zur Pause verletzt ausgetauscht werden musste, lag an Daniel Schöpf. Ohne Ball trat er nach dem Routinier. Der nur einen Meter daneben postierte, sonst fehlerhafte Schiedsrichter Dominik Ouschan zeigte sofort Rot (43.).

In Überzahl war Rapid noch dominanter, aber auch sichtbar verunsichert – Schaub (56.) und Robert Beric (63.) scheiterten an Vollnhofer. Nach 70 Minuten war der Arbeitstag von Maierhofer vorbei. Beim Abgang gab es noch Beleidigungen von den Rängen. Unnötige Fan-Folklore, denn der Auftritt des „Langen“ war nicht nur sportlich, sondern auch emotional überschaubar und nie provozierend.

Zwei Minuten später war die einseitige Partie entschieden. Kainz hatte wieder einmal mit Mario Pollhammer seinen Spaß. Die perfekte Flanke verwerte Beric – 2:0 (72.). Es sollte nach einem Eckball ein noch schöneres Tor des Slowenen folgen: Mit der Ferse traf er zum 3:0 nach 78 Minuten.

Rapid-Trainer Zoran Barisic darf vorerst durchatmen, seine Sorgen werden zumindest kleiner. Jene der 330 Flüchtlinge kehrten mit dem Schlusspfiff zurück.

Live-Spielstände, Ergebnisse, Tabellen

SK Rapid Wien - SC Wiener Neustadt 3:0 (1:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 12.300 (richtig), SR Ouschan.


Tore: 1:0 (13.) F. Kainz
2:0 (72.) Beric
3:0 (78.) Beric

Rapid: Novota - Schrammel, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl - Petsos, Schwab (79. Wydra) - Schaub, S. Hofmann (46. Alar), F. Kainz (86. Schobesberger) - Beric

Wr. Neustadt: Vollnhofer - Pollhammer , Mimm , Sereinig, Denner - Osman Ali (81. Ranftl), Freitag, O'Brien, Schöpf - Rauter (65. Tieber) - Maierhofer (70. Maderner)

Rote Karte: Schöpf (43./Foul)

Gelbe Karten: S. Hofmann, Beric bzw. Maierhofer, Osman Ali, Freitag

Tabelle

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir sind von Anfang an gut ins Spiel gekommen. In der Phase bis zum 2:0 hätte ich mir noch mehr Ballzirkulation gewünscht, damit wir auf der Seite besser durchbrechen können. Wir haben aber auch extrem wenig zugelassen. Es war ein wichtiger Schritt, aber es ist noch viel zu tun."

Helgi Kolvidsson (Wr. Neustadt-Trainer): "Wir haben von Anfang an keine spielerische Sicherheit gefunden. Uns ist nicht viel gelungen. In der zweiten Hälfte hatte ich ein paar Mal den Eindruck, es könnte etwas werden für uns. Aber genau zu diesem Zeitpunkt, als wir auf Offensive geschaltet haben, haben wir das zweite Gegentor bekommen. Und dann war das Spiel gelaufen. Wir dürfen im Abstiegskampf nicht rechnen, sondern müssen auf uns schauen. Es sind noch genug Spiele zu spielen."

Stefan Maierhofer (Wr. Neustadt-Stürmer): "Wir haben die ersten 20 Minuten verschlafen und sind erst mit dem Gegentor munter geworden. Aber dann haben wir eine Rote Karte bekommen, die nicht nachvollziehbar war. Und dann war es irrsinnig schwer. Rapid ist der verdiente Sieger. Ich habe mich nach dem Spiel bei Novota bedankt, weil er bei meiner Gelben Karte nicht so theatralisch gefallen ist. Ich habe zwar einen halben Meter vorher zurückgezogen, aber wenn er theatralisch gefallen wäre, hätte ich vielleicht die Rote Karte bekommen. Wegen der Pfiffe gegen mich werde ich nicht weinen. Ich habe für Rapid immer alles gegeben."