Last-Minute-Tor: Austria siegt in St. Pölten
Im Sommer 2000 startete nach vielen Versuchen und ebenso vielen Pleiten wieder einmal ein St. Pöltner Verein das Unternehmen Bundesliga. In der 2. Landesliga West, der fünften Spielklasse, wurde mit einem Sieg gegen Wilhelmsburg losgelegt. An der Seitenlinie stand bei der damaligen Amateurtruppe des SKN St. Pölten Trainer Karl Daxbacher.
Jener Mann, der am Sonntag von den SKN-Fans ebenso wie von den angereisten Austria-Anhängern in der fast vollen NV-Arena gefeiert wurde. Von den Violetten für unzählige Erfolge in 21 Jahren als Spieler und Trainer. Von den St. Pöltnern für drei Meistertitel in insgesamt drei Jahren beim Verein.
Der wichtigste brachte Ende Mai den Aufstieg in die Bundesliga und damit die Rückkehr der NÖ-Landeshauptstadt in die höchste Spielklasse nach 22 Jahren.
Am Ende staunten die 7425 Zuschauer über ein kurioses Siegestor der Austria.
Überlegene Violette
Die Austria startete explosiv, kam nach zehn Sekunden erstmals vor das Tor der Hausherren. Beim SKN feierte Andreas Dober seine Rückkehr in die Bundesliga mit einem Freistoß, den Robert Almer parierte (10.).
Die erste Top-Chance vergab Larry Kayode, der nach Kehat-Lupfer allein vor Christoph Riegler verzog (15.). Als nur zwei Minuten später Raphael Holzhauser abzog und die Latte traf, schien eine Fortsetzung der violetten Siegesserie nahe. Ausgerechnet der einzige SKN-Neuzugang, Kai Heerings, war unsicher. Der Versuch, wie auch schon in der zweiten Spielklasse zu kombinieren, gelang nur einmal. Doch nach einer Grasegger-Flanke verließ Daniel Segovia ausgerechnet sechs Meter vor dem Tor die altbekannte Kopfballstärke (33.).
Besser machte es Larry Kayode. Ein Holzhauser-Eckball wurde von Petar Filipovic verlängert, der Stürmer vollendete mit der letzten Aktion der ersten Hälfte und Köpfchen zum 0:1 (45+2.).
Die St. Pöltner spielten brav, aber das war nicht genug, um Druck zu machen. Die Partie wäre wohl unaufgeregt einem Auswärtssieg entgegen geplätschert, wenn nicht Dober den geliebten Infight gesucht hätte. In fünf Minuten holte er drei Gelbe Karten heraus – und eine für sich selbst ab. Operation gelungen, das Feuer aus dem Aufstiegsjahr war zurück.
Mit einer Kopie des 0:1 gelang der Ausgleich. Ein Mader-Eckball wurde von Kevin Luckassen verlängert, Manuel Hartl köpfelte ein und sicherte sich seinen Platz in der Vereinsgeschichte des SKN (80.). Es folgte eine dramatische Schlussphase. Die Austria wackelte, beim SKN machten die Joker Ambichl und Schütz Dampf. Luckassen traf die Latte, Thürauers Schuss ging über das Tor der Wiener.
Das große Finale sollte noch kommen: Der bis dahin starke Riegler verließ sein Tor, Joker Ismael Tajouri erkannte die Chance, probierte es aus großer Entfernung. Und Riegler fälschte den Schuss auch noch in das eigene Tor ab – 1:2 in Minute 96.
St. Pölten, NV-Arena, 7.425, SR Schüttengruber.
Torfolge: 0:1 (45.+2) Kayode
1:1 (80.) Hartl
1:2 (96.) Tajouri
St. Pölten: Riegler - Dober, Huber, Heerings, Grasegger - Stec (63. Schütz), Brandl (77. Ambichl), Mader, M. Hartl - Thürauer - Segovia (57. Luckassen)
Austria: Almer - De Paula, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest, Holzhauser (87. Friesenbichler) - Venuto, Kehat (64. Grünwald), Pires (84. Tajouri) - Kayode
Gelbe Karten: Stec, Heerings, Dober, Luckassen, Schütz bzw. Venuto, Grünwald, Filipovic, Kayode