Austria verspielt den Europacup-Platz
Der Super-GAU ist Realität: Die Wiener Austria, wohlgemerkt der Meister der vergangenen Saison, verlor im letzten Heimspiel gegen Sturm Graz 1:2 – und verlor in der letzten Runde noch den Europacup-Startplatz an Grödig. Am Ende wurden die Wiener nur Vierter und schlichen mit hängenden Köpfen vom Feld.
Pack’ die Badehose ein und vergiss auf die Schwimmflügerl nicht: Der Dauerregen über Wien machte das finale Duell zwischen der Austria und Sturm Graz zur Wasserschlacht. Vorweg: In Anbetracht der widrigen Umstände war das Vorgetragene recht ansehnlich. Es hat schon schlimmere Spiele bei besseren Bedingungen gegeben.
Der Austria war die Anspannung aufgrund der Bedeutung des Spiels nicht nur im Umfeld anzumerken, auch auf dem Platz gab man sich zwar redlich bemüht, aber nicht locker. Ganz anders Sturm, zumal es für die Grazer tabellarisch um nichts mehr ging. Die Steirer spielten munter drauf los. Chancen, die nicht dem Zufall entsprangen, waren rar.
Ortlechner verfehlte mit einem Kopfball knapp, Hosiner zwang Goalie Pliquett mit einem Schuss zur körperlichen Vollstreckung, auf der anderen Seite prüfte Schloffer mit einem Versuch die Wachsamkeit von Torhüter Lindner.
Reine Nervensache
Die Zeit lief, vor allem der Austria davon, weil Grödig knapp vor der Pause in Innsbruck in Führung ging und die Wiener in der Tabelle überholte. Nach 45 Minuten war die Austria nicht europatauglich, weshalb der zweite Durchgang zur reinen Nervensache wurde.
Die Wiener mühten sich um die Spielgestaltung, Trainer Herbert Gager brachte auch personell offensive Kräfte mit Jun, der vor dem Spiel verabschiedet worden war, und dem jungen Horvath. Gefährlich wurde die Austria aber nicht wirklich.
Die Schlussphase war eine Achterbahn der Gefühle: Ohne eigenes Zutun lösten die Wiener plötzlich wieder ihr Europa-Ticket, weil Innsbruck gegen Grödig den Ausgleich erzielte. Es ging in der Folge hin und her.
Aus der Traum
Aber jeder Seitenblick gen Westen war überflüssig, weil die Austria nicht imstande war, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen. Es kam, was kommen musste, nämlich ein Konter von Sturm, den Beric zum 0:1 abschloss (75.). Der eingewechselte Jun glich zwar aus, aber der eingewechselte Beichler sorgte für das 1:2.
Auf der anderen Seite vergab Grünwald einen Elfmeter und damit den Ausgleich für die Austria. Der hätte am Ende sogar noch für den Europacup gereicht, da Grödig 3:3 spielte. Fassungslosigkeit in den Gesichtern der Veilchen.
Aber wer mit solch einem Kader am Ende nur Vierter wird, der ist selbst schuld. Die Austria stand nicht nur meteorologisch im Regen: Nach dieser Saison müssen sich alle hinterfragen, Spieler, sämtliche Trainer und auch die Führungsetage.
Wien, Generali Arena, 10.072, SR Schörgenhofer.
Torfolge: 0:1 (75.) Beric
1:1 (86.) Jun
1:2 (87.) Beichler
Austria: Lindner - Dilaver, Rotpuller, Ortlechner, Suttner (53. Jun) - Royer (57. Horvath), Holland, De Paula (76. A. Grünwald), Salamon - Hosiner, Kamara
Sturm: Pliquett - Todorovski, Madl, Vujadinovic, Klem - Schloffer (87. Schmerböck), Hadzic, Offenbacher, F. Kainz - Beric (91. M. Weber), Djuricin (76. Beichler)
Gelbe Karten: Suttner, De Paula, Dilaver bzw. Beric, Djuricin, Madl, Offenbacher, F. Kainz
Anmerkung: A. Grünwald setzte einen Elfmeter an die Kreuzlatte (89.).
Herbert Gager (Austria-Trainer): "In der ersten Hälfte hat es sehr wenig Chancen auf beiden Seiten gegeben, in der zweiten Hälfte war das Spiel offener. Knackpunkt war das zweite Gegentor gleich nach unserem Ausgleich. Im Nachhinein ist das der Punkt, der fehlt. Der vergebene Elfer ist bitter, aber das kann im Fußball passieren. Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute alles probiert. Einstellung und Wille haben heute sicher gepasst."
Zu seiner Zukunft: "Dazu kann ich nicht viel sagen, als Trainer ist man abhängig von den Entscheidungsträgern im Verein."
Darko Milanic (Sturm-Trainer): "Es war ein interessantes Spiel und am Ende sehr spannend. In der ersten Hälfte haben wir sehr gut kombiniert, waren ab der 30. Minute die bessere Mannschaft. In der zweiten Hälfte haben wir es zuerst aus der Hand gegeben, waren dann aber schnell wieder gefährlich. Die Leistung war sehr okay. Nach dem Spiel gegen St. Pölten haben wir miteinander geredet - heute haben wir als Mannschaft gespielt."
Thomas Parits (Sportvorstand Austria): "Es tut sehr weh, wir haben eine große Chance vergeben. Wir werden uns am Montag mit Gager zusammensetzen und eine Entscheidung treffen. Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Präsidenten, am Montag werden die Gremien entscheiden, wie es bei mir weitergeht."
Markus Kraetschmer (Wirtschaftsvorstand Austria): "Gratulation an Grödig, wir haben versagt. Jetzt muss die Analyse sehr tiefgreifend erfolgen. Wir werden einiges verändern müssen, um wieder in die Spur zu kommen. So wie die Mannschaft aufgetreten ist, hat sie den Sieg nicht verdient."
Heinz Lindner (Austria-Tormann): "Das ist eine klare Enttäuschung, wenn man sich vor Augen führt, dass wir zwei Matchbälle gehabt haben - in Grödig und heute gegen Sturm. Wahrscheinlich haben wir es nicht verdient. Aber es war ein anderes Spiel als in Grödig, wir haben es versucht und Engagement gezeigt. Die Bedingungen waren nicht leicht, aber wir haben trotzdem versucht, Fußball zu spielen."
Alexander Grünwald (Austria-Mittelfeldspieler/vergab Elfmeter): "Ich übernehme für den vergebenen Elfer die Verantwortung, das war mein Fehler. Wir waren mit Herz und Leidenschaft dabei. Umso bitterer ist es, dass es dann nicht gereicht hat."