Austria hält Salzburg auf Distanz
Die Austria wartet in dieser Saison weiter auf den ersten Sieg gegen Salzburg. Am Sonntag war man knapp dran, verspielte jedoch mit einem Mann mehr die Führung. Dennoch ist der Meistertitel wieder ein Stück näher gerückt. Der Vorsprung der Wiener beträgt weiter 13 Punkte. Neun Runden sind noch zu spielen.
Lukas Rotpuller ist ein Mann für besondere Spiele. Weil Kaja Rogulj nicht rechtzeitig fit wurde, durfte der junge Innenverteidiger wieder einmal gegen Salzburg seine Abwehrkünste unter Beweis stellen. Beim 0:0 in Salzburg hatte er sein Pflichtspiel-Debüt von Beginn an für die Austria gegeben und seine Sache ebenso gut gemacht wie am Ostersonntag. Dabei hatte er ohnehin schon genug Grund zum Jubeln, Rotpuller wurde 22 Jahre alt.
Nach 15 Sekunden stand der Tabellenführer jedoch unter Schock, als Svento völlig allein vor Goalie Lindner auftauchte, sein Ziel aber schlecht eingestellt hatte. Auf dem tiefen Boden entwickelte sich ein sehr intensives und zunächst kampfbetontes Schlagerspiel, in dem beide Teams versuchten, mit ihren vorhandenen technischen Mitteln zu punkten - und sich dabei über weite Strecken neutralisierten. Somit blieben wirklich gute Torchancen aus, weil beide Abwehrreihen aufmerksam agierten und gut standen.
Aufreger
Für den ersten Aufreger im Spiel sorgte Alexander Grünwald, der im Salzburger Strafraum zu Boden ging und für diese Schwindsucht die gelbe Karte zu sehen bekam. In der 29. Minute setzte er spielerisch einen Akzent, setzte sich auf der linken Seite durch und brachte Hosiner ins Spiel. Doch der Torjäger zögerte eine Sekunde zu lange. In dieser Phase übernahm die Austria dank des stark aufspielenden Mittelfelds mit Holland, Mader und Grünwald zunehmend das Kommando.
Es waren die Minuten des Alexander Grünwald, der in der 36. Minute abermals im Strafraum zu Fall kam. Die Frage aller Fragen: Gelb-rot für die zweite Schwalbe, oder doch Elfmeter? Schiedsrichter Schörgenhofer entschied sich für Strafstoß und die rote Karte für Vorsah wegen Torraubs. Und weil er schon im Mittelpunkt stand, schnappte sich Grünwald die Kugel und traf zum 1:0. Das rief die Sangeskunst der violetten Fans hervor - „Der Meister in diesem Jahr ist wieder die Austria“, hallte es durch die Generali Arena.
Schock
Salzburg musste mit einem Mann weniger auf Kräfte raubendem Geläuf die Partie drehen, konnte jedoch im zentralen Mittelfeld mit Leitgeb und Hierländer kaum Aktionen setzen. Vielmehr hoffte man auf die individuelle Klasse der Offensivgeister Kampl und Svento.
Der eingewechselte Hinteregger probierte es auf dem nassen Boden mit einem Schuss und stand kurz danach unfreiwillig wieder im Blickpunkt. Bei einer Ecke der Austria köpfelte Gorgon beinahe das 2:0. Bei dieser Aktion verletzte sich Hinteregger schwer, er krachte beim Luftduell mit Gorgon zusammen und blieb bewusstlos liegen. Plötzlich wurde es völlig still im Stadion. Hinteregger erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch und wurde ins Spital gebracht, wo er bis Montag bleiben muss.
Die Austria wollte die Entscheidung, der überragende Grünwald hatte sie nach einer Gorgon-Flanke
fast mit einem schönen Volley-Schuss auf dem Fuß. Im Gegenzug aber schlugen die Gäste praktisch aus dem Nichts: Ulmers Stanglpass verfehlte Freund und Feind, ehe Kampl am langen Eck auftauchte und aus spitzem und beinahe unmöglichem Winkel zum 1:1 traf.
Meister riecht Lunte
Der regierende Meister roch wieder Lunte, der vielleicht kommende Meister war kurz konsterniert. Vor allem, als Lindner mit einer schönen Parade einen Schuss von Soriano entschärfte. Auf der anderen Seite verjuxte Hosiner einen „Sitzer“. Salzburg, angeführt vom flinken Kampl, drängte auf den Sieg, brachte die violette Abwehr immer wieder in Verlegenheit.
Die Veilchen wiederum konnten trotz numerischer Überlegenheit nicht mehr zusetzen und mussten sich mit dem Unentschieden begnügen. Weil auch Stankovic in der Nachspielzeit den Matchball vergab. Der Vorsprung auf Salzburg beträgt somit weiterhin 13 Punkte.
Wien, Generali Arena, 12.180, SR Schörgenhofer.
Tore: 1:0 (37.) A. Grünwald (Foul-Elfmeter)
1:1 (61.) Kampl
Austria: Lindner - Koch, Rotpuller, Ortlechner, Suttner - Mader (71. Kienast), Holland, A. Grünwald - Gorgon, Hosiner (83. Stankovic), Jun
Salzburg: Walke - Schwegler, Vorsah, Rodnei, Ulmer - Leitgeb (46. Hinteregger/52. Ilsanker), Schiemer - Hierländer, Kampl, Svento (80. Teigl) - Soriano
Rote Karte: Vorsah (36./Torraub)
Gelbe Karten: Grünwald, Mader, Stankovic, Gorgon bzw. Rodnei, Schwegler
Peter Stöger (Austria-Trainer): "Ich war mit dem Spiel elf gegen elf sehr zufrieden. Da war die Mannschaft sehr aktiv. In der zweiten Hälfte haben wir mit Fortdauer zu viele Fehler im Spielaufbau gemacht. Wir haben gewusst, Salzburg ist auch mit zehn Spielern sehr gefährlich. Auch wenn ein Sieg möglich gewesen wäre, sind wir mit dem Punkt nicht unzufrieden."
Alexander Grünwald (Austria-Torschütze): "Wir sind noch immer nicht Meister. Wir waren die überlegene Mannschaft, haben aber die Chancen nicht verwertet. Aber es ist sicher ein kleiner Vorteil für uns für die verbleibenden Runden."
Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): "Wir wollten heute gewinnen. Aufgrund des Spielverlaufs mussten wir uns zur Pause aber neue Ziele setzen. Wir wollten nach der Halbzeit nach vorne verteidigen und wenn möglich noch einen Punkt holen. Das ist uns gelungen. Und mit etwas Glück hätten wir auch gewinnen können. Deshalb kann ich mit der zweiten Hälfte auch zufrieden sein. Bei Martin Hinteregger hoffen wir jetzt natürlich, dass er keine inneren Verletzungen hat. Da müssen wir jetzt die CT-Untersuchung abwarten."
Kevin Kampl (Salzburg-Torschütze): "Wir sind durch großen Willen und Teamgeist zurückgekommen. Wir haben gezeigt, dass wir alles füreinander geben wollen. Die Anfangsphase war ausgeglichen, dann haben wir der Austria zu viel Platz gelassen. Die Rote Karte war bitter, wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir nichts mehr zu verlieren haben. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, glaube ich, dass wir wieder so spielen können wie in der Herbstrunde."
Bei Martin Hinteregger ist am Montag noch eine Computertomografie durchgeführt worden, er wird wegen leichten Schwindelgefühls für eine weitere Nacht im Unfallkrankenhaus Meidling bleiben.
Der Salzburger Defensivspieler hat sich am Sonntag beim Zusammenprall mit dem Austrianer Alexander Gorgon in der Partie gegen Austria Wien eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen.
Faire Fans
Eine diagnostizierte Nasenbeinverletzung ist älteren Ursprungs und muss nicht akut behandelt werden. Der bereits im Spiel gegen die Admira zugezogene Mittelhandbruch wird in den kommenden Tagen in Salzburg operiert, Hinteregger fällt damit rund zwei Wochen aus.
Red-Bull-Salzburg-Trainer Roger Schmidt bedankte sich für das sportlich faire Verhalten der Fans von Austria Wien sowie die Worte von Trainer Peter Stöger.