Sport/Fußball

Die deutsche Liga hat neuen Pep

Der berühmte FC Barcelona? Degradiert zu Statisten. Das königliche Real Madrid? Abgefertigt wie Anfänger. Die Alleinunterhalter aus dem Land des Welt- und Europameisters? Mit einem Gesamtscore von 1:8 praktisch vor dem Aus in der Champions League. Passiert da gerade so etwas wie eine Wachablöse im europäischen Fußball.

Andres Iniesta wollte das, trotz des 0:4 seines FC Barcelona in München, so nicht sehen. „Die Bundesliga hat nicht La Liga überholt, Bayern und Dortmund haben sich nur gegen ihre Gegner durchgesetzt“, sagte er.

Bernd Schuster sieht das nicht ganz so. Der 53-jährige Trainer hat bei Real Madrid und Barcelona gespielt. „ Im Moment scheint die Zeit ganz klar für Deutschland gekommen zu sein“, sagt er. Dabei liegt der letzte deutsche Titel weit zurück, die Bayern haben 2001 zuletzt die Champions League geholt.

Deutscher Boom

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In Fußball-Deutschland läuft es sportlich wie wirtschaftlich sehr gut. Hochmoderne Fußballarenen erfreuen sich stets ausverkaufter Ränge, Dortmund hat mit mehr als 80.000 Fans pro Spiel den höchsten Schnitt in Europa. Vier von fünf Vereine der ersten Liga schrieben vergangenes Jahr schwarze Zahlen und spätestens seit den Transfers von Stars wie Ribery, Robben, Raul oder Huntelaar ist die Liga auch für Spitzen-Spieler interessant.

Schuster sieht auch das Nationalteam im Vorteil. „Die Substanz, die die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile hat, könnte dafür sorgen, dass man die Macht von Spanien übernimmt.“

Dem widerspricht Ex-Tormann Jens Lehmann. „Spanien wird es in absehbarer Zeit wirtschaftlich nicht besser gehen. Die Motivation, Fußball zu spielen wird größer sein als in Deutschland. Sie werden weiter gute Fußballer hervorbringen.“ Auch außerhalb Deutschlands glauben Experten nicht an eine Wachablöse. Arsenals Trainer Arsene Wenger meint: „Bei normalen Schiedsrichter-Entscheidungen wäre Dortmund gegen Malaga ausgeschieden. Wir können nicht ein Event nehmen und generelle Schlussfolgerungen ziehen.“ Zudem müsse man Bayern München als isoliertes Phänomen betrachten.

Spanisches Duett

Spaniens Teamchef Vicente Del Bosque glaubt gar noch an Aufstiegschancen von Real und Barca: „Man darf nicht überstürzt reagieren. Kann ja sein, dass wir Dienstag oder Mittwoch das, was wir jetzt sagen, zurücknehmen müssen.“ Außerdem, so Del Bosque, würden die besten Ausländer der Welt immer noch in Spanien spielen.

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Das sind Ronaldo und Messi bei den zwei Klubs, die die spanische Liga nach belieben dominieren – und auch wirtschaftlich bevorzugt werden. So gehen etwa 50 Prozent der TV–Gelder in Spanien auf ihr Konto, die andere Hälfte müssen sich die anderen 18 Vereine teilen. Das System ist umstritten, denn den anderen Vereinen wird dadurch ein finanzieller Riegel vorgeschoben. Zum Vergleich: Der deutsche Meister hingegen kriegt nur 5,8 Prozent der TV–Gelder der Bundesliga.

Unumstritten hingegen ist der Vormarsch der deutschen Bundesliga. Auch in der Fünf-Jahres-Wertung der UEFA liegt Deutschland in der Ausgangswertung für die Saison 2013/14 nur mehr 1,179 Punkte hinter der englischen Premiere League. Vorne liegt noch Spanien, aber ausgerechnet ein Spanier steht stellvertretend für den deutschen Aufschwung: Pep Guardiola, Ex-Erfolgstrainer von Barcelona, der ab nächster Saison die Bayern trainiert. Dieser hätte auch zu Chelsea oder Manchester City gehen können, doch entschied sich für Deutschland.