Sport/Fußball

Bayern und das Sammer-Märchen

Matthias Sammer? Wolfgang Feiersinger zieht die Stirn in Falten. Wenn der ehemalige österreichische Teamverteidiger heute diesen Namen hört, dann erinnert er sich an einen hoch professionellen, überehrgeizigen Kollegen bei Borussia Dortmund. Aber in erster Linie verbindet Feiersinger mit Sammer die dunkelste Stunde seiner erfolgreichen Profikarriere.

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Es war eben dieser Matthias Sammer, der Wolfgang Feiersinger 1997 beim Champions-League-Finale aus der Dortmunder Elf kickte, nachdem der Salzburger in den Runden zuvor stark aufgespielt hatte. Weil sich der Europameister Sammer für das Endspiel fit zurückmeldete und Trainer Ottmar Hitzfeld einem Wickel mit dem „Feuerkopf“ aus dem Weg gehen wollte, durfte Feiersinger den Triumph gegen Juventus nur als Tribünengast miterleben.

„Ich bin damals völlig neben den Schuhen gestanden und konnte mich über den Champions-League-Sieg gar nicht richtig freuen“, erinnert sich Feiersinger.

Seitenwechsel

Während sich der 48-jährige Salzburger Naturbursch’ vom Fußball zurückgezogen hat und als zufriedener Almwirt auf der Hochwildalm in Aurach bei Kitzbühel das Finale seines Ex-Vereins verfolgen wird, erlebt Matthias Sammer das innerdeutsche Endspiel im Wembley-Stadion in tragender Funktion: Seit vergangenem Sommer fungiert der langjährige Borusse bei Bayern München als Sportvorstand.

Mit Sammer ist der Erfolg zu den erfolgsverwöhnten Bayern zurückgekehrt. Doch Experten bezweifeln, dass die beeindruckende Saison des Rekordmeisters auch tatsächlich die Handschrift des Sportchefs trägt, den sie in München nicht ganz liebevoll „Problemsucher“ oder „Spaßbremse“ nennen. Und nicht nur die renommierte Zeit stellte zuletzt die Frage in den Raum: Was tut dieser Matthias Sammer eigentlich den ganzen Tag? Oder auf Österreichisch: Wos woar sei Leistung?

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Mahnvorstellung

Beim gelungen Rekordtransfer des Basken Javi Martinez (35 Mio. Euro), den einige in München bereits als besten Einkauf der Klubgeschichte feiern, hatte der neue, vermeintlich starke Mann, seine Hände genauso wenig im Spiel wie bei der Verpflichtung des neuen Cheftrainers Josep Guardiola, die die Bayern-Macher Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zur Chefsache erklärt haben. Und wer die Bayern-Stars nach dem Wirken und Einfluss von Sammer fragt, der erntet meist Achselzucken und fragende Blicke. Sammer tue eben Dinge, die nicht in der Zeitung stehen, hatte Präsident Hoeneß gemeint.

Tatsächlich fiel Matthias Sammer in den ersten zehn Monaten seiner Amtszeit am ehesten noch durch mahnende Worte auf. Er ist der Mann, der die Warnsignale ausstößt und in feinster Rhetorik die Gier nach Triumphen und Titeln einfordert. Vor dem Finale weicht er nun allerdings ein wenig von seinem Warnkurs ab: „Wenn wir unser Top-Niveau an diesem Tag erreichen, kann es keinen anderen Sieger geben“, meint Sammer.

Aber selbst dann würden sie in München das alte Bayern-Motto Mia san mia wohl nicht auf Mia sammer mia abändern.

Das Champions-League-Finale am Samstag kommentiert übrigens ein Österreicher für die UEFA-Homepage. Martin Zwischenberger wird für die deutschsprachige Version der Partie Bayern gegen Dortmund auf uefa.com zuständig sein.

Mario Götze muss auf das Champions-League-Finale verzichten. Alle Hoffnungen der Dortmunder auf eine rechtzeitige Genesung ihres 20 Jahre alten Mittelfeldspielers waren vergebens. Wie eine Untersuchung am Mittwoch ergab, ist die alte Verletzung des Nationalspielers bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining am Dienstag wieder aufgebrochen. „Das Finale war mein Ziel, und ich habe in den vergangenen Wochen hart darum gekämpft. Es tut mir unglaublich leid, der Mannschaft nicht helfen zu können“, sagte der künftige Bayern-Spieler.

Götze hatte sich im Halbfinal-Rückspiel am 30. April in Madrid einen Muskelfaserriss an der Oberschenkelrückseite zugezogen.

Hummels-Einsatz fraglich

Fraglich ist weiterhin der Einsatz von Mats Hummels. Der Dortmunder Abwehrchef, der sich am Samstag beim 1:2 gegen 1899 Hoffenheim eine Dehnung des Außenbandes zugezogen hatte, absolvierte jedoch am Dienstag erste Laufübungen.

Bei den Bayern beschäftigt sich Goalie Manuel Neuer derweil mit der Möglichkeit eines Elfmeterschießens und kündigt an, im Notfall wie im Vorjahr auch selbst einen Strafstoß zu schießen.

Eine Hiobsbotschaft erreichte den Rekordmeister aus den USA: Verteidiger Holger Badstuber muss nach seiner zweiten Kreuzbandoperation mit einer Pause von zehn Monaten rechnen.

Das Champions-League-Finale 2015 findet im Berliner Olympiastadion statt. Das entschied das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Donnerstag auf seiner Sitzung in London. Den Zuschlag für das Europa-League-Endspiel 2015 bekam Warschau.

CL wieder in Deutschland

Damit wird innerhalb von vier Jahren zum zweiten Mal die begehrteste Klub-Trophäe im europäischen Fußball in Deutschland vergeben. 2012 war München Austragungsort des Finales zwischen Bayern München und Chelsea gewesen. Die Engländer gewannen die dramatische Partie 4:3 im Elfmeterschießen.

In diesem Jahr spielen Borussia Dortmund und Bayern München am Samstag im Londoner Wembleystadion um den begehrten Pokal. 2014 ist Lissabon der Gastgeber des Champions-League-Finales.