Sport/Fußball

Bayern-Legionärin: "Ganz normale Frauen"

Einst war Österreich im Damen-Fußball für ein 0:20 gut. 20 Jahren später aber winkt erstmals die EM-Teilnahme, sofern auch die hohe Play-off-Hürde Russland (Sonntag in St. Pölten, Retourspiel in Rostow) genommen wird. Mitentscheidend für den starken Aufschwung des schwachen Geschlechts sind die Legionärinnen. Eine davon ist Viktoria Schnaderbeck, 22. Ihr kommt gegen die athletischen Russinnen im zentralen Mittelfeld eine Schlüsselrolle zu. Die Steirerin gehört dem FC Bayern an. Sie widerlegt optisch, rhetorisch und sportlich alle Vorurteile über Frauenfußball.

KURIER: Wie kommt ein Mädchen zum Fußball?
Viktoria Schnaderbeck: Bei jedem Familienfest von uns wurde Fußball gespielt.

Auch mir Ihrem Cousin, dem Nationalspieler und Bremen-Legionär Sebastian Prödl?
Ja, natürlich. Wir würden uns gern viel öfters sehen. Es spielt auch noch ein weiterer Cousin von mir beim GAK. Und mein Bruder ist bei Sturm. Und meine 13-jährige Cousine kickt auch schon im Verein.

Abgesehen vom Audi-Dienstauto, das Sie als Bayern-Spielerin fahren – können Sie vom Fußball leben?
Momentan könnte ich. Einige Kolleginnen sind auch Profis. Ich aber habe, nachdem ich in München maturierte, einen 20-Stunden-Job bei Allianz. Ich wollte mir ein zweites Standbein schaffen, weil man ja nie weiß, was passiert.

Sie erlitten schon beim Einstand in München als 17-Jährige einen Kreuzbandriss. Dachten Sie nie ans Aufhören?
Ich hatte schon zwei Kreuzbandrisse im rechten Kniegelenk. Aber Aufhören? Nein. Im Gegenteil. Diese Rückschläge haben mich geprägt. Ich bin mehr denn je auf Fußball fokussiert.

Wie oft trainieren Sie?
Wir trainieren auch Vormittags. Dienstag ist frei. Wir haben einmal ausgerechnet, dass unser Trainingsaufwand fast größer ist als der bei den Männern.

Haben Sie auch in Buben-Mannschaften gespielt?
Ja. Dass ich bis zum 15. Lebensjahr bei uns zu Hause beim TSV Kirchberg mit den Jungs in einer Mannschaft spielte, war für meine Entwicklung optimal. Dann brachte mir das Leistungszentrum in Weiz enorm viel.

Ist Ihnen bewusst, dass es noch Vorurteile gegenüber Damen-Fußball gibt?
Sie werden immer seltener. Die Damen-WM in Deutschland hat diesbezüglich enorm viel gebracht.Wir sind ganz normale Frauen, wir haben die gleichen Gefühle, wir schminken uns wie andere auch.

Teamchef Dominik Thalhammer meint im ÖFB-Magazin Corner, der Gerechtigkeitssinn sei bei Damen mehr ausgeprägt.
Über die Aufstellung wird bei uns noch mehr diskutiert als bei Männern.

Mit Laura Feiersinger, Sarah Puntigam, Carina Wenninger und Ihnen sind vier Österreicherinnen beim FC Bayern unter Vertrag. Haben Sie Kontakt zu David Alaba?
Anfänglich sind wir in München mit David öfters ausgegangen. Jetzt ist das auf Grund unseres dicht gedrängten, unterschiedlichen Programms kaum noch möglich.