Mit der Zeit sollen alle violetten Wunden heilen
Wechselhaft waren am Montag nur die Wetterbedingungen in Wien-Favoriten, sie wechselten von bewölkt zu sonnig und wieder zurück. Einhellig ist jedoch die Meinung, dass das Vorbereitungs-Programm der Austrianer intensiv und gut ist. Das behaupten einerseits die Spieler, das Trainerteam, die Verantwortlichen.
Andererseits bestätigen dies so manche Zaungäste, die mehrere Übungseinheiten unter Trainer Thorsten Fink genau beobachtet haben, wie beispielsweise Konditionstrainer Tritan Baholli, früher Assistent von Peter Schöttel bei Wr. Neustadt und Rapid. Er spricht gar von einem italienischen Trainingsstil mit viel taktischer Schulung, den Fink pflegt. Der Deutsche ging immerhin in die Schule von Trainer-Legende Giovanni Trapattoni.
Das 0:1 gegen den FC Zürich im letzten Test vor dem ersten Cup-Auftritt in Oberwart (am Freitag) bereitet den Violetten keine Sorgen. Fink: "Die Beine waren bei den meisten Spielern schwer, wir haben im Trainingslager viel gearbeitet. Jetzt werden wir darauf achten, dass wir die nötige Frische bekommen."
Geduldsspiel
Alexander Grünwald zeigt sich vom Trainerteam und dem Programm durchaus angetan. "Es ist intensiv. Wir arbeiten viel. Aber das brauchen wir ohnehin." Denn in der abgelaufenen Saison wurden die Austria-Kicker immer wieder wegen ihrer Fitness kritisiert, auch ein Grund für die Trennung von Fitness-Guru Heinrich Bergmüller. In den Tests gegen Krasnodar (0:0) und Union Berlin (1:0) wurde immerhin umgesetzt, was der Trainer im Camp am Millstätter See auch sehen wollte – eine stabile Defensive, die nicht viele Chancen und Tore des Gegners zulässt. Grünwald: "Das hat schon ganz gut ausgesehen. Aber es ist klar, dass nach so einer Saison nicht alles in kurzer Zeit passen kann. Es wird noch etwas dauern."
Das weiß auch Sportdirektor Franz Wohlfahrt, der gestern Besuch von einer anderen Austria-Legende erhielt: Toni Polster. Ein weiterer Austrianer, Roman Mählich, stand direkt auf dem Platz, mit Block und Kugelschreiber in der Hand und blickte Fink über die Schulter. Mählich, Individualtrainer in der Akademie, hospitiert im Rahmen der Trainerausbildung bei der ersten Mannschaft der Violetten.
Im Fokus
Wohlfahrt lässt seinen Kennerblick nach wie vor in Sachen Stürmer schweifen. Gesucht wird ein Typ wie ihn Marc Janko darstellt. Der Wunsch-Stürmer gab den Violetten letztlich einen Korb und unterschrieb beim FC Basel. Wohlfahrt: "Wir können nur einen Österreicher verpflichten, daher gibt es nicht allzu viele Kandidaten." Einer davon ist Salzburgs Marco Djuricin, der die finanziellen Möglichkeiten wohl übersteigen wird. Die Austria müsste mindestens zwei Millionen Euro überweisen.
Die viel wahrscheinlichere Variante ist Kevin Friesenbichler, der bei der B-Mannschaft von Benfica Lissabon unter Vertrag steht. Wohlfahrt telefonierte gestern während des Trainings mit Lissabon. Der 21-jährige Mittelstürmer hat einen Marktwert von 300.000 Euro (Quelle: Transfermarkt), ist aber auch bei Sturm Graz im Gespräch.
Neuer Chef
Mittlerweile gefunden hat Thorsten Fink einen neuen Kapitän. Die Schleife trägt Goalie Robert Almer, der erst im Sommer zur Austria zurückgekehrt ist. Er soll mit seinen Kollegen nach einer schlechten Saison das Ruder herumreißen. Österreichs Nationaltorhüter genießt das Vertrauen von Fink. Als Kapitän folgt der 31-Jährige Linksverteidiger Markus Suttner nach, der die Violetten im Sommer in Richtung des deutschen Bundesliga-Aufsteigers FC Ingolstadt verlassen hat.
Almer wagt, ebenso wie die Austria, einen Neustart. Zuletzt fehlte ihm bei Hannover die Spielpraxis, dennoch war er im Nationalteam die Nummer 1. Die möchte er in Hinblick auf die höchst wahrscheinliche Teilnahme an der EURO 2016 in Frankreich auch verteidigen. Die Kapitäns-Würde ehrt ihn. "Aber einer allein wird nicht reichen. Ähnlich wie beim Nationalteam muss auch bei der Austria die Verantwortung aufgeteilt werden. Das Zepter im Spiel müssen mehrere in die Hand nehmen."
Almer schwärmt von Finks Autorität. "Er spricht viel mit den Spielern, sagt, was er verlangt. Dieses Feedback ist extrem wichtig. Er geht mit den Spielern gut um. Klare Ansagen bringen uns weiter."