Sport/Fußball

Baumgartner: "Natürlich ist jetzt Feuer am Dach"

Natürlich ist jetzt Feuer am Dach.“ Austria-Trainer Gerald Baumgartner wollte beim sonntäglichen Vormittagstraining seiner Mannschaft gegenüber nichts beschönigen. Es gibt auch nichts gut zu reden nach dem Fehlstart in die Saison und dem 0:4 in Wolfsberg.

Der ungünstige Spielverlauf wurde als Begründung ausgeklammert, vielmehr gelten die Fehler, die man selbst begeht. Die oft mit Stolz zitierte Austria-Familie befindet sich jetzt in genau jener Situation, die man verhindern wollte. In einer kritischen nämlich.

Ob der inter-familiäre Zusammenhalt stimmt, zeigen keine Werbekampagnen oder wohlklingende Aussagen. Der Umgang miteinander in den kommenden Tagen und Wochen wird beweisen, wie intakt diese Familie tatsächlich ist. Am kommenden Wochenende empfangen die derzeit welken Veilchen Aufsteiger Altach mit dem Ex-Austrianer Damir Canadi als Trainer. Baumgartner nimmt es noch mit Humor: „Momentan kann kommen, wer will. Jeder Gegner wäre in unserer Situation ein schwieriger.“

Keine Ausreden

Baumgartner verlangt von seinen Spielern ein System, das nicht neu ist: Ein laufintensives Pressing, das mentale Bereitschaft voraussetzt. Bei seinen vorigen Stationen Pasching oder St. Pölten, so scheint es, konnten dies weniger qualifizierte Spieler viel flotter auf dem Platz umsetzen als die spielerisch profunderen Austrianer. „Das System ist nicht so schwer zu verstehen.“

Die Spieler stehen somit in der Verantwortung, das hat ihnen auch Baumgartner ausdrücklich erklärt. „Im Training haben wir eine sehr hohe Qualität. Im Spiel bringen wir es aber nicht.“ Der Austria fehlt ein Chef, ein Antreiber, der die Kollegen wach rüttelt, wenn ein Spiel in die falsche Richtung läuft. Deshalb hofft Baumgartner auf James Holland, der noch am ehesten diese Charaktereigenschaften mitbringt.

Die Austria-Spitze wäre nun gut beraten, dem Trainer den Rücken zu stärken. Das hat sie bei Nenad Bjelica ebenso wenig gemacht wie im Anschluss bei Herbert Gager. Die Folge: Beide Trainer mussten gehen, weil sie an Glaubwürdigkeit einbüßten. Wenn die Familienoberhäupter jetzt nicht zu Baumgartner stehen, ist die langfristige Krise vorprogrammiert. Und die Spieler hätten wieder jemanden gefunden, an dem sie sich abputzen können.
Derzeit wird die Austria ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht. Die Wiener besitzen von der fußballerischen Qualität her den zweitbesten Kader in Österreich. Allerdings klaffen Theorie und Praxis auf den Fußballfeldern seit längerer Zeit bei den Violetten auseinander, weil mehr als nur spielerisches Können einen echten Profi ausmacht. Dennoch gibt es noch einen Schwachpunkt in der Mannschaft.

Nachholbedarf

Der Sturm ist derzeit nur ein Lüftlein. Unterzahlspiel hin oder her, gegen Wolfsberg kamen die Wiener zu keiner hochkarätigen Chance. Dabei wurden der Austria bereits hochkarätige Stürmer angeboten, die Sportchef Thomas Parits nicht einmal begutachtete. Der Vertrag des 67-Jährigen wurde erst kürzlich um ein Jahr verlängert. Auch, weil Präsident Wolfgang Katzian auf die Dienste von Parits setzt, auch, weil es auch aus diesem Grund keinen weiteren Bewerber für eine Parits-Nachfolge gegeben hat. Die Wiener müssen schleunigst handeln. Sonst wird die Kritik noch lauter, sonst wird der Druck noch größer. Und Parits weiß: „Wir stehen alle unter Druck.“ Vor allem er selbst.