Sport/Fußball

Austria nach "kuriosem Herbst" in Schlagdistanz

Gerald Baumgartner war die Erleichterung nach Schlusspfiff anzusehen. Mit einem 1:0-"Arbeitssieg" gegen den SV Grödig verabschiedete sich seine Austria mit einem Erfolg in die Winterpause. Nach einem turbulenten Jahr blieben die Wiener auch bedingt durch das Schwächeln der Konkurrenz auf Schlagdistanz zu den vorderen Rängen.

"Auf den zweiten Platz fehlen uns nun vier Punkte, dabei waren wir schon 15 weg", erinnerte Baumgartner. Der Austria-Coach sprach diesbezüglich von einer "kuriosen Herbstmeisterschaft". Gegen Grödig bewahrte Teenager Marko Kvasina den seit Sommer praktisch Dauererklärungsbedarf leistenden Baumgartner vor einem ungemütlichen Urlaub.

Der ab kommendem Samstag 18-jährige Kvasina bewies bei seinem Torjubel in der 77. Minute ein gewisses Einfühlungsvermögen. "Ich bin zu den Fans gelaufen, die haben es sich nach dieser Saison verdient, ein bisschen zu jubeln", meinte Austrias Torschütze. Baumgartner lobte dessen Ehrgeiz.

"Kvasina hat sich schon im Training aufgedrängt. Wir werden den Ball aber flach halten. Wenn er vernünftig bleibt, kann er ein sehr guter Spieler werden", meinte der Trainer über den 1,94 Meter großen Angreifer. Dass der U19-Teamspieler überhaupt zum Einsatz kam, beschreibt auch ein wenig das violette Dilemma.

Seit Monaten versucht Baumgartner, der Austria seine laufintensive Spielphilosophie einzuimpfen. Einige Profis scheinen dafür weniger geeignet. Durch die Erkrankung von Omer Damari fehlte der Austria zuletzt der Paradestürmer. Flügelspieler Alexander Gorgon vermochte diese Lücke zu schließen, da Ola Kamara und der erneut auf der Tribüne sitzende Roman Kienast bei ihrem Coach schlechte Karten haben.

Nicht nur für diese beiden Akteure werden Abnehmer gesucht. Nur dann darf Baumgartner auf Verstärkungen hoffen. Er verwies nach der Grödig-Partie auf wiederholte Fragen zur Kaderplanung auf den Sportdirektor. Der im ersten Quartal 2015 als Sport-Vorstand scheidende Thomas Parits betont mit Verweis auf laufende Verträge stets eines: "Wir werden nur reagieren, wenn Spieler weggehen." Derzeit gebe es keine Anfragen.

Unzufriedenheit

Dass bei der Austria mit der Ausbeute von 26 Zählern aus 19 Runden keiner zufrieden ist, liegt auf der Hand. Von einem versöhnlichen Ausklang wollte Gorgon deshalb nichts wissen. "Das wäre übertrieben gesagt. Aber wenigstens nehmen wir etwas Positives mit", erklärte der 26-Jährige. "Es zieht sich schon lange durch mit der schlechten Stimmung, weniger guten Ergebnissen und teilweise schlechten Leistungen."

Zumindest die jüngere Bilanz macht den Austrianern auf ihrem fußballerischen Selbstfindungsprozess Mut. In den vergangenen acht Runden gelangen bei zwei Niederlagen vier Siege. "Es hört sich blöd an, aber man muss Geduld zeigen. Vielleicht muss man so ein halbes Jahr in Kauf nehmen", hoffte Gorgon auf eine weitere Steigerung im Frühjahr.

Im neuen Jahr wieder angreifen will auch Grödig. Die Salzburger liegen als Siebenter noch mitten im Rennen um die Europacup-Plätze. Trainer Michael Baur wollte deshalb "nicht Trübsal blasen". Der Tiroler erinnerte noch einmal daran, dass seine Mannschaft im Sommer als Abstiegskandidat gehandelt wurde.

Das Dilemma von Baur scheint jenes, dass Abgänge von Leistungsträgern im Winter unvermeidbar scheinen. An Stefan Nutz und Philipp Huspek sollen deutsche Zweitligisten interessiert sein. "Jetzt gehe ich einmal in den Urlaub, man wird sehen, was im Jänner passiert", meinte Huspek. Baur tappt diesbezüglich im Dunkeln: "Wir wissen nicht einmal, wie der Kader aussehen wird. Ich habe der Mannschaft nur gesagt, dass ich hoffe, uns im Jänner genau so wieder zu sehen."