Austria mit Bodenhaftung, Rapid auf dem Boden
Der Herbstmeister ist nicht mehr nur einen inoffiziellen Titel, sondern auch einen echten Pokal wert. Ligavorstand Christian Ebenbauer überreichte den Glaspokal nach dem 2:1 gegen Sturm an Alexander Gorgon. Der Austria-Kapitän hatte per Kopf zehn Minuten vor Schluss die Grazer bezwungen und damit Salzburg distanziert.
"Dieser Pokal ist vor allem für die Fans schön", meinte Gorgon – schon morgen wartet wieder eine schwere Aufgabe in Wolfsberg. Auch Trainer Thorsten Fink bleibt betont bodenständig: "So einen Pokal zur Hälfte kenne ich aus Deutschland nicht. Es ist auch nicht der Zeitpunkt, um unsere Ziele nach oben zu korrigieren." Vielleicht wird im Frühjahr darüber geredet. Der Deutsche erinnert damit wieder einmal an den letzten Trainer, der mit der Austria zur Saisonhälfte vorne stand – an Peter Stöger, der dann im Frühjahr 2013 auch vom Titel sprach und die Meisterschaft holte.
Psychischer Vorteil
Vorerst wird die Konkurrenz beeindruckt: "Für die Psyche kann Platz eins schon sehr gut sein", weiß Fink. Umso länger die Violetten oben stehen, umso mehr werden die Gegner verunsichert.
Die Austria dient Rapid-Sportdirektor Andreas Müller als gutes Beispiel für seine Kritik in Grün nach dem 1:2 bei der Admira: "Dass die Austrianer meistens so knapp wie gegen Sturm gewinnen, ist kein Zufall, sondern Qualität. Sie haben verinnerlicht, dass man nicht 90 Minuten glänzen muss. Sie können auch kratzen, spucken und beißen."
Fehlerparade
Diese Tugenden, vom Deutschen gerne als "auch mal dreckig sein" zusammengefasst, sind ihm in der Südstadt komplett abgegangen: "Okay, man kann einmal einen schlechten Tag haben. Und auf diesem Platz kann man auch die Kugel nicht so laufen lassen wie in Villarreal. Das haben die Spieler eigentlich schon beim Aufwärmen gemerkt, und der Trainer hat sie in der Pause nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen. Deshalb ist es mir unerklärlich, dass weiterhin diese wahnsinnigen Abspielfehler passiert sind. Bei einer glücklichen 1:0-Führung muss man so clever sein, auch mal den weiten, schnörkellosen Ball zu versuchen."
Die haarsträubenden Fehlpässe waren für Müller ein Kritikpunkt von vielen: "In den Zweikämpfen hat die Härte gefehlt, das taktische Verhalten war gar nicht da. So einen Auftritt hab’ ich von uns noch nie erlebt. Als wären alle neben sich gestanden."
Trainer Zoran Barisic erkennt "das schlechte Zweikampfverhalten" am Tag danach als wichtigsten von vielen Minuspunkten: "Ohne diese individuellen Fehler hätten wir aber vermutlich trotzdem gewonnen, weil wir beim 1:0 schon etwas an Stabilität gewonnen hatten."
Strebingers Schmerzen
Die beiden folgenschweren Fehler von Richard Strebinger haben den Tormann tief erschüttert. "Das zu verarbeiten, ist ein wichtiger Schritt, um ein richtig Guter werden zu können", glaubt Barisic.
Den nötigen Schutz bekommt der 22-Jährige von Müller: "Wir halten zu ihm. Ich lasse nicht zu, dass Strebinger als Sündenbock hingestellt wird. Dafür waren die Mitspieler viel zu schlecht."
Gegen Ried könnte dennoch die Nummer 3 Tobias Knoflach zum ersten Mal von Beginn an im Tor stehen. Strebinger plagen Schulterschmerzen, er muss genauer untersucht werden.