Sport/Fußball

Atlético: Ein Klub mit Tradition und Stars

Reduziert man den Fußball auf die Mathematik, dann ist die Austria am Dienstag gegen Atlético Madrid Favorit: Die Wiener holten in Ried ein 1:1, die Spanier verloren bei Espanyol 0:1. Doch so einfach ist es freilich doch nicht.

Denn mit Atlético kommt nicht nur der Gruppenfavorit in der Königsklasse, sondern auch ein Traditionsverein mit Stars.

Zwei davon stürmen an vorderster Front: David Villa und der gebürtige Brasilianer Diego Costa. Der galt lange als schwieriger Typ, jetzt ist er einer von Europas erfolgreichsten Torjägern. Und er kommt für die spanische Seleccion infrage.

Experten nennen ihn jetzt den „totalen Stürmer“ und „Spieler der Stunde“. Lob, das er bis dato nicht kannte. Denn Diego Costa galt als Rüpel, Flegel, als Enfant terrible. Er provozierte Gegenspieler bis aufs Blut, brachte Schiedsrichter zur Verzweiflung – und lebte ganz gut mit dem schlechten Ruf. So, als bräuchte er die Anfeindungen für sein Spiel. Die Herren Rogulj und Ortlechner werden am Dienstag ab 20.45 Uhr im Happel-Stadion Bekanntschaft machen mit dem außergewöhnlichen Angreifer. Der in David Villa, von Barcelona gekommen, seinen kongenialen Sturm-Partner gefunden hat.

Viel Konkurrenz

Atlético galt lange Zeit als dritte Kraft im spanischen Fußball, dazwischen rutschte man ins Mittelfeld ab. Derzeit ärgern die Rot-Weißen die zwei Großen Real und Barcelona und dribbeln munter an der Tabellenspitze mit, wenngleich man am Samstagabend bei Espanyol Barcelona 0:1 verlor.

Dafür hatte man im Derby Real im Estadio Bernabeu besiegt und bei den Königlichen für interne Unruhe gesorgt.

Die Visitenkarte von Atlético kann sich sehen lassen: Neun spanische Meistertitel, zehn Cupsiege, ein Weltpokal (1974), zwei Mal Sieger der Europa League (2010 und 2012), ein Europacup der Pokalsieger (1962).

Viel Geld

Große Spieler geigten im Estadio Vicente Calderon am Manzanares-Fluss auf: Argentiniens Weltmeister-Goalie Ubaldo Fillol, der Deutsche Bernd Schuster, Uruguay-Star Diego Forlan, Portugals Paulo Futre, die Argentinier Diego Simeone und Sergio Agüero, der Kolumbianer Radamel Falcao, der Italiener Christian Vieri, Fernando Torres oder der Mexikaner Hugo Sanchez.

Voraussichtlich mit der Saison 2015/’16 wird der Klub ins Estadio de Madrid umziehen, das für rund 200 Millionen Euro in eine 73.000 Zuschauer fassende Multifunktionsarena umgebaut werden soll.

Der Verein profitiert seit einigen Jahren auch vom „dezentralen“ Vermarktungssystem der TV-Rechte in der spanischen Liga: So nahm man 2011 satte 42 Millionen Euro ein.

Die Stars von Atlético Madrid

Wer, wenn nicht er, weiß, was Atlético Madrid bedeutet? Gerhard Rodax stürmte Anfang der 1990er-Jahre für den spanischen Spitzenklub und kickte zusammen mit großen Spielern wie Bernd Schuster und Paolo Futre. Rodax kann genau einschätzen, was auf die Austrianer zukommt.

KURIER: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Spanien-Zeit?
Der 3:2-Sieg über Spanien in Malaga war sicher das Sprungbrett. Allerdings war davor auch schon die Rede von einem möglichen Wechsel, ich habe ja um den Goldenen Schuh des besten Torschützen mitgespielt, neben Hugo Sanchez. Mein Name war in Spanien also zumindest schon einmal bekannt. Die Zeit selbst war dann sehr interessant, lehrreich und intensiv. Ich bin von der Admira gekommen, wo bei Heimspielen im Schnitt 3000 Zuschauer gekommen sind. Die haben wir in Madrid beim Training gehabt.

Das Abenteuer währte nicht allzu lange. Bereuen Sie das?
Nein. Im Nachhinein betrachtet wäre vielleicht ein kleinerer Klub zum Einstieg für mich besser gewesen. Wenn man aber ein Angebot von Atlético Madrid erhält, dann nimmt man es an.

Wären Sie nicht gern länger geblieben?
Ich darf mich nicht beklagen, ich hatte schon viel Glück. Dumm war nur, dass zwei Jahre danach das Bosman-Urteil kam. Da wäre mehr möglich gewesen.

Wie stehen die Chancen der Austria in den kommenden zwei Spielen gegen Atlético?
Wenn die Spanier die Austria nicht unterschätzen, dann wird es leider nur eine ganz geringe Chance geben.

Derzeit ist Atlético in der Primera Division eine große Nummer.
Der Verein ist endlich dort, wo er hingehört, hat viele Fans. Das ist der Arbeiterklub, es steckt nicht so viel Geld dahinter wie bei Real. Madrid ist aber keine reiche Stadt.