Sport/Fußball

Arnautovic? „Jetzt muss etwas passieren“

KURIER: Herr Herzog, womit sind Sie gerade beschäftigt?
Andreas Herzog:
Mit der Kaderzusammenstellung. Wir haben jetzt mit den USA zwei Freundschaftsspiele, bekommen aber erst danach bei den drei WM-Qualifikationsspielen alle Spieler abgestellt. Daher haben wir Probleme.

Jamaika, Panama und Honduras sind die Gegner. Wie viele Punkte planen Sie ein?
Neun wird schwer, aber sieben wären super. In Jamaika wird’s wieder 40 Grad haben, und die werden wieder reinhauen wie die Esel.

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Wie ist das Niveau in der Major League Soccer?
Es ist kein Unterschied zur österreichischen Liga. Aber auch zu Holland nicht. Ich hab zuletzt bei Alkmaar gegen Zwolle einen Spieler beobachtet. Da ist Rapid gegen Salzburg ein Leckerbissen dagegen. Das Entscheidende sind die Top-Teams. Wenn die regelmäßig international dabei sind, hat die Liga einen ganz anderen Stellenwert.

Welchem Österreicher trauen Sie als Nächstes den Sprung ins Ausland zu?
Markus Suttner. Er hat sich sehr gut entwickelt, außerdem suchens auf der ganzen Welt gute Linksverteidiger, die mitgehen und aus dem vollen Lauf flanken können. Auch Hosiner kann es schaffen, aber für einen Stürmer ist es automatisch schwieriger, wenn du irgendwo hinkommst und vielleicht nicht gleich triffst.

Blutet Ihnen das Herz, wenn Sie nach Bremen schauen?
Ein bisserl schon. Als sie gegen Hoffenheim 2:0 geführt haben, war ich mir sicher, dass sie durch sind. Nach dem 2:2 hab’ ich dann schon wieder geflucht.

Was ist bei Ihrem Ex-Klub alles falsch gelaufen?
Am Anfang hat Klaus Allofs als Manager einen super Job gemacht. Seine Treffer bei den Transfers von Ailton, Pizarro, Micoud oder Özil waren fantastisch. In den letzten Jahren hat er aber Böcke geschossen. Da wurden 20 oder 30 Millionen Euro investiert, die nicht gerechtfertigt waren. Und das kann sich Bremen nicht leisten.

Ist Arnautovic so ein Bock?
Sein Einkauf hat sich nur ansatzweise rentiert. Er ist kein Flop wie Alberto oder Ekici oder Elia, weil er doch immer wieder gute Spiele gemacht hat. Aber ich habe Ansprüche an ihn wie an Ibrahimovic. Er muss 15 bis 20 Tore pro Saison machen.

Am 7. Juni entscheidet sich für Österreich gegen Schweden vielleicht die WM-Qualifikation. Soll ihn Marcel Koller einberufen? Was würden Sie tun?
Ich hätte schon meine Idee. Wie viele kannst’ nominieren?

23 Spieler.
Na, da wär’ er bei mir schon dabei. Ob er dann von Haus aus spielt, hängt davon ab, wie er trainiert, ob er geläutert ist und aus dem Blödsinn etwas gelernt hat.

Wie würden Sie als Teamchef jetzt mit ihm umgehen?
Ich weiß nicht, ob er sich jetzt fit hält. Aber ich würde ihm sagen, dass ich ihn auf Herz und Nieren prüfen werde. Und dass er weg ist, wenn er beim Einrücken nicht annähernd fit ist. Du kannst die Situation, dass er jetzt von allen abgewatscht wird, auch nützen und ihm klarmachen, dass er allen das Gegenteil beweisen kann, wenn er die Partie fast im Alleingang gewinnt. Diese Chance würde ich ihm geben.

Aber hat er nicht schon sehr viele Chancen bekommen?
Das stimmt. Immer zu reden und zu erzählen „Ich bin g’scheiter geworden“, ist zu wenig. Es muss jetzt einmal etwas passieren.

Sie haben im KURIER als einziger von vier Experten das Champions-League-Finale richtig getippt. Wer wird gewinnen?
Die Bayern. Das sind die besten Bayern, die ich je gesehen habe. Ein Grund könnte Javier Martinez sein. 40 Millionen für ihn auszugeben, erschien mir zu Beginn auch sehr viel. Aber wenn er auf dem Platz war, haben die Bayern noch kein einziges Tor aus dem Spiel heraus bekommen. Das sagt alles. Vielleicht war er genau der, der ihnen noch gefehlt hat.