Sport/Fußball

Ivanschitz: "Das ist wie in einem Traum"

Andreas Ivanschitz wirkt vor dem Camp, mit dem sich das Nationalteam ab Freitag in Seefeld auf die Länderspiele gegen Island und Tschechien vorbereitet, ausgeglichen und zufrieden. Seit Sommer 2013 geht der 30-Jährige seinem Beruf als Fußball-Profi im spanischen Valencia bei UD Levante nach und zieht eine positive Saisonbilanz. Vor allem aber privat ist er zum Spanien-Fan geworden, genießt das gute Wetter, die Mentalität der Menschen und die gute Küche.

KURIER: Nach einem Jahr als Legionär in der spanischen Primera Division – was hinterließ bei Ihnen den größten Eindruck?

Andreas Ivanschitz: Das ist schwer zu sagen, es ist vielmehr ein toller Gesamteindruck, in so einer Liga spielen zu dürfen. Vor allem die ersten Wochen waren für mich sehr cool. Vor dem Wechsel zu Levante hatte ich kaum Spanien-Bezug, außer, dass meine Oma ein Haus auf Teneriffa besitzt.

Wie groß war die sprachliche Herausforderung?

Wir haben von Beginn an gebüffelt, meine Frau und ich lernen nach wie vor mit einem Lehrer. Es ist extrem wichtig, in die Sprache reinzukommen, denn die Spanier erwarten das von einem. Im Verein können die Spanier nicht so gut Englisch, daher musste ich mich anpassen, um alles mitzubekommen und um mitreden zu können.

War das schwer?

Spanisch ist nicht einfach, aber auch nicht schwer zu erlernen. Meine Frau spricht auch gut, ich habe mit der Sprache allein schon durch das Training im Alltag mehr zu tun. Auch die Kinder sprechen schon teilweise Spanisch. Unser Sohn Ilia (7) spielt im Nachwuchs von Levante und schnappt viel auf.

Und wie steht’s um Ihre 4-jährige Tochter Nahla?

Die hat im Kindergarten überhaupt keine Scheu. Wenn sie mit den Kindern unterwegs ist, gibt sie sogar Kommandos auf Spanisch. Ein Traum. Da hilft sicherlich die internationale Schule, wo neben Englisch auch Spanisch unterrichtet wird. Wir fühlen uns sehr wohl hier.

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Ihr Vertrag läuft noch eine Saison, danach gibt es eine Option auf eine weitere. Wollen Sie noch einige Jahre in Spanien verbringen?

Das kann durchaus sein. Ich würde gerne bleiben.

Was ist für Sie das Besondere an Spanien?

Mir gefällt die Art der Menschen, die Kultur, natürlich das gute Wetter. Und wenn du parallel dazu in so einer Top-Liga deinem Beruf nachgehen kannst, das ist wie in einem Traum. Da kann man nur zufrieden sein.

Sie als Burgenländer müssen die Antwort kennen: Welcher Wein ist besser? Ein burgenländischer oder doch der spanische Rioja?

Ich tendiere als Burgenländer eher zum heimischen Wein. Wobei, ich muss gestehen, dass ich in dem Jahr zum Paella-Fan geworden bin. Und dazu ein Glaserl Rotwein, das hat schon Lebensqualität.

Zum Sportlichen: Gibt es da Negatives zu berichten?

Auch nicht (lacht). Wir sind Zehnter geworden, ich hatte 31 Einsätze, 20 von Beginn an. Wir haben Meister Atlético Madrid und Valencia geschlagen, ein Remis gegen Barcelona geholt. Ich bin zufrieden.

Verraten Sie es bitte, weil Sie gegen beide gespielt haben: Wer ist nun besser – Ronaldo oder Messi?

Darauf wird man nie eine Antwort finden. Ich bin Fan von beiden. Es ist eine besondere Herausforderung, wenn man gegen sie spielt. Messi beeindruckt mit seiner Schnelligkeit. Ronaldo war über die Saison gesehen präsenter, hat eine unglaubliche Dynamik dank seines Körpers. Vor allem in den Kopfball-Duellen ist er eine Macht, das habe ich früher im Fernsehen gar nicht so wahrgenommen. Du hast das Gefühl, er springt ein bis zwei Meter höher als du. Das ist beeindruckend. Was aber beide haben, ist diese ständige Gier nach Erfolgen.

Beeindruckend sind in Spanien auch die Stadien. Erzählen Sie!

Das Nou Camp in Barcelona hat Tradition und Geschichte, das Oval ist riesig. Das Bernabeu von Real Madrid erdrückt dich aber, wenn du auf den Platz kommst. Das Stadion ist mitten in der Stadt, die Tribünen gehen steil hinauf. Da bekommst du fast keine Luft. Traumhaft ist auch das neue San-Mames-Stadion von Bilbao.

Was haben Sie als Fußballer in der Primera Division Neues dazugelernt?

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Vor allem die Beginnzeiten. Wir hatten von allem etwas. Gegen Rayo Vallecano hat das Spiel in Madrid um 23 Uhr begonnen, gegen Osasuna wurde in Pamplona um 12 Uhr Mittag angepfiffen. Daran habe ich mich erst gewöhnen müssen, weil sich der Tag extrem in die Länge zieht, wenn das Match beginnt, wenn man sonst schon ins Bett geht.

Ist die Fußball-Philosophie eine andere in Spanien? Kommt sie Ihrem Stil nicht besonders entgegen?

Ich habe mein Spiel ein wenig umstellen müssen, bin dann gut zurechtgekommen. Bei Levante haben wir etwas defensiver gespielt als beispielsweise in Mainz unter Thomas Tuchel. Aber ich weiß nicht, ob das eine spanische Philosophie ist oder spezifisch für unser Team gilt.

Sie haben schon einen Dreier vorne stehen bei Ihrem Alter. Sind Sie im Herbst Ihrer Karriere oder noch im Spätsommer?

Also den Dreier kann ich nicht ändern. Ich fühle mich jung und frisch, nicht ausgelaugt. So gesehen bin ich mitten im Hochsommer! Ich hatte nie schwere Verletzungen, achte auf meinen Körper und hoffe, dass ich noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen kann.

Am Freitag rücken Sie ins Nationalteam-Camp in Seefeld ein. Wird die kommende Qualifikation Ihre letzte sein?

Ganz ehrlich, so weit denke ich nicht. Ich weiß ja nicht, wie es mir in zwei Jahren geht. Ich kann nur hier und jetzt dem Teamchef zeigen, dass ich hungrig und gerne dabei bin.

Aber wäre es nicht würdig, Ihre Teamkarriere mit der EURO 2016 zu beenden?

Vieles ist denkbar. Wie gesagt, soweit schaue ich nicht voraus. Ich will mit dem Team zur EM fahren.

So verlief der Saison-Abschluss von Ivanschitz und Co.