Als die Schuhe noch ein Kilo wogen
Von Florian Plavec
Fußball fasziniert gerade wegen seiner Einfachheit. 22 Spieler, zwei Tore, ein Ball, eine Wiese, sonst nichts. Man braucht keine Hallen, keine Pisten. Die Ausrüstung spielt keine Rolle, die Stoppelschuhe haben sich seit Jahrzehnten nicht verändert.
Irrtum. Vergangene Woche wurde der Fußballschuh der Zukunft präsentiert. Zumindest wenn es nach Diego Penocchio geht, dem Vizepräsidenten des italienischen Erstligisten Parma und nach Enrico Campari, einem Unternehmer, der zwischen 1989 und 1993 beim Formel-1-Rennstall Ferrari gelernt hat, mit Hightech-Materialien zu arbeiten.
"Fußball ist ein Sport, in dem es kaum technische Innovationen gibt", sagt Campari. "Meine Freunde bei Ferrari haben mir gesagt: Die Stollen werden im Fußball bald so wichtig sein, wie die Reifen in der Formel 1." Deshalb entwickelten die beiden Unternehmer für Fußballschuhe Schraubstollen mit einem Gelenk. Bereits in diesem Sommer steigt die Kampfmannschaft von Parma auf die neuen Stoppeln um, auf den Markt sollen sie noch im Herbst kommen.
"SASpik" ist die Abkürzung für "Shock Absorber Spike". "Die beweglichen Stollen funktionieren wie Stoßdämpfer", sagt Campari. Dadurch wird die Belastung auf Füße und Gelenke deutlich reduziert. "Fußballer werden viel seltener Mikro-Verletzungen erleiden und dadurch seltener ausfallen."
Die Schuhe
Fußballschuhe sind heutzutage Hightech-Produkte, von denen die ersten modernen Fußballer im 19. Jahrhundert nicht einmal zu träumen gewagt haben. Damals kickten die Männer noch mit Arbeitsstiefeln mit Stahlkappen, in nassem Zustand wogen die Schuhe mehr als ein Kilogramm (aktuelle Modelle wiegen ein Fünftel davon).
1925 wurden die ersten Schuhe mit Wechselstollen hergestellt, die entsprechend dem Untergrund ausgetauscht werden konnten. Erst ab den 60er-Jahren rückte die Schutzfunktion in den Hintergrund und es kamen die ersten Schuhe auf den Markt, die unter dem Knöchel endeten und präzise Pässe und eine bessere Ballbeherrschung zuließen.
Der Ball
Die ersten Fußbälle wurden aus Blasen von Tieren hergestellt, die mit dem Mund aufgeblasen und verknoten wurden. Da diese Bälle oft platzten, wurde ab dem 19. Jahrhundert die Blase durch eine Hülle aus Leder geschützt. Mit der Erfindung der Kautschukblase konnten ab Mitte des 19. Jahrhunderts annähernd runde Bälle hergestellt werden. 1972 legte der englische Verband fest, dass der Ball einen Umfang von 68 Zentimeter haben muss und bei Spielbeginn zwischen 396 und 453 Gramm haben sollte (heute: 410 bis 450 Gramm).
Bei Partien bei Regen konnte es vorkommen, dass sich das Gewicht verdoppelte – wodurch es häufig zu Gehirnerschütterungen kam. Dieses Problem wurde erst 1970 gelöst, als "adidas" für die WM den Ball namens "Telstar" entwickelte, der mit einer Kunststoff-Folie beschichtet war. Seit dem "Azteca" (Mexiko 1986) verdient das "runde Leder" diesen Ausdruck nicht mehr – der "Azteca" war der erste vollsynthetische Ball.
Die Kleidung
Früher wurden die Spieler der zwei Mannschaften nur durch gleichfarbige Kappen oder Armbinden gekennzeichnet. In einem Fußball-Handbuch von 1867 findet sich erstmals die Forderung nach verschiedenfarbig gestreiften Trikots für die Teams. Allmählich wurden die traditionellen langen Hosen oder Knickerbocker (mit Hosenträgern) von kurzen Shorts verdrängt. 1909 wurde vorgeschrieben, dass der Tormann eine andere Farbe tragen muss, nummerierte Trikots wurden nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt.
Schienbeinschützer
Schienbeinschützer Ex-Ferrari-Techniker Campari entwickelte auch neue Schienbeinschoner aus Carbon, Kevlar und Zylon, einer extrem leichten aber teuren Faser, die in der Formel 1 zum Schutz der Benzintanks verwendet wird. Für Profis werden die Schützer maßgeschneidert. Campari: "Wir arbeiten mit 3-D-Scannern, um Fußballerbeine millimetergenau zu vermessen."
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