Sport/Fußball

Almer: Die Nummer 1 ist die Nummer 1

Robert Almer ist derzeit gut gelaunt. In seinem Leben läuft es rund. Beruflich, weil er bei der Wiener Austria Woche für Woche zwischen den Pfosten steht und dabei eine gute Figur macht. Und privat, weil er im Februar zum zweiten Mal Vater wird.

Gestern strahlte er im Wiener Prater mit der Sonne um die Wette, gab ebenso wie seine Teamkollegen geduldig den vielen Fans Autogramme und posierte für Selfies. Für den Torhüter Almer ist dieses Trainingslager aber nicht ganz so wie jedes andere in der Vergangenheit. Immerhin kam er erstmals seit langer Zeit wieder als die klare Nummer 1 bei seinem Verein zum Nationalteam. Ist daher nun alles anders?

„Nein, denn im Grunde hat sich für mich nichts grundsätzlich geändert. Aber es ist natürlich angenehmer, so wie es jetzt ist.“ Almer, der violette Kapitän, hat nun einen ganz anderen Rhythmus und viel mehr Spielpraxis. Und eine gute Form aktuell, wie er beim 1:0 gegen die Admira am Samstag unter Beweis stellte und den Veilchen mit tollen Reflexen und Paraden den Sieg rettete.


Mittendrin

Doch etwas hat sich sehr wohl geändert für den 31-Jährigen. „Beim Spielaufbau bekommst du mehr Rhythmus und Ruhe. Die Harmonie mit den Vorderleuten ist daher besser, wenn du immer spielst. Da geht es vielmehr um das Spiel mit dem Fuß, das ohnehin schon 80 Prozent des Tormann-Spiels ausmacht.“
Almer weiß, dass sich das Tormann-Spiel in den letzten zehn Jahren deutlich geändert hat, jetzt alles Hand und Fuß haben muss. „Es hat sich sogar extrem verändert. Aber es kommt natürlich auf die Ausrichtung der Mannschaft an.“ Ist das Team offensiv eingestellt, rückt der Torhüter weit auf, steht kaum noch bei Ballbesitz im eigenen Strafraum. Vielmehr wird er zum elften Feldspieler. „Ich verlasse immer öfter meinen Arbeitsplatz, den Strafraum. Statistiken sagen, dass sich für einen Tormann viel zwischen Elfmeterpunkt und 20-Meter-Linie abspielt. Ich finde das von der Konzentration her besser, weil du mehr im Spiel bist. Steht ein Goalie immer hinten drinnen, besteht die Gefahr, dass die Gedanken abschweifen.“

Durchs Feuer gehen

Einen konzentrierten Almer wird es auch am Samstag benötigen. Denn Teamchef Marcel Koller gibt für das EM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien als Devise aus: „Müssen tun wir alle sterben. Aber wir wollen gewinnen. Und es zählen die drei Punkte.“ Das heißt, Österreich wird von Anpfiff weg in die Offensive gehen. Und Almer wird wieder einmal weit vor seinem Tor stehen.

Der Steirer genießt schon seit langer Zeit das Vertrauen von Teamchef Koller. Der setzte auf ihn in Zeiten, als Almer bei seinen Vereinen kein Leiberl hatte und somit keine Rolle spielte. Für Koller war es eine Gratwanderung mit viel Risiko, das sich aber bezahlt machte. Denn Almer hat im Team stets gute Leistungen erbracht.

„Das hat er aber nicht nur bei mir so gemacht, Marc Janko ist ein ähnliches Beispiel. Ich werde Koller wohl ewig dafür dankbar sein. Da gehst du für deinen Teamchef schon durchs Feuer.“ Nachsatz: „Aber ich musste dennoch Leistung bringen. Wenn ich mich jede Partie anschütte, kann er mich nicht halten. Er hat sehr viel Mut bewiesen, an mir festzuhalten.“

Die Krönung

Almer könnte seine durchaus turbulente Karriere mit einer möglichen EM-Teilnahme 2016 krönen. „Die letzten Jahre waren nicht immer schön. Auch aufgrund vieler Verletzungen.“ Heute geht er mit seinem Körper viel sorgsamer um, kann Signale viel früher deuten als noch vor einigen Jahren. „Natürlich arbeite ich anders als ein 19-Jähriger. Vor allem im regenerativen Bereich.“

Umso mehr kann Almer Spiele im Wiener Prater vor 50.000 Fans genießen. „ Auf solche Momente arbeitet man hin, damit man dabei bleibt. Ein volles Haus, dann die Bundeshymne – so etwas vergisst man sein Leben lang nicht.“