Sport/Fußball-WM

Misstöne in Deutschland nach schwachen WM-Tests

Richtig glücklich verabschiedete sich nach der holprigen WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien keiner der deutschen Fußball-Nationalspieler in die drei freien Tage. Auch Joachim Löw verließ die Leverkusener BayArena nach dem mageren 2:1 gegen Saudi-Arabien am Freitag mit gemischten Gefühlen. "Wir müssen sicherlich noch drauflegen, klar", sagte der Bundestrainer.

Der frühere Austria- und Tirol-Trainer brachte das erste Match nach dem 1:2 gegen Österreich, gleichzeitig die letzten 90 Minuten vor dem WM-Ernstfall in gut einer Woche in Moskau gegen Mexiko, so auf den Punkt: "Wir haben zu viele Chancen ausgelassen und zu viele Chancen des Gegners zugelassen."

Das große Thema waren aber die Pfiffe gegen Ilkay Gündogan. Die Aufregung um die Fotos von ihm und dem wegen einer Knieprellung geschonten Spielmacher Mesut Özil mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan Mitte Mai ebbt nicht ab. Im Gegenteil: Sie schaukelte sich in Leverkusen weiter hoch.

"Das hat mich schon geschmerzt", sagte Löw. "Ich habe ihn in der Kabine gesehen, er ist auch geknickt, wenn er ständig ausgepfiffen wird." Er hoffe, dass Gündogan die Situation durchstehen könne. "Wir werden ihn unterstützen", versicherte der Bundestrainer.

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"Wir wollen Weltmeister werden"

Gündogans Kollegen starteten Appelle an die Fans. "Ab jetzt bitte ich die Leute einfach darum, daran zu denken, dass wir Weltmeister werden wollen. Dafür brauchen wir den Illy, dafür brauchen wir den Mesut", sagte Stürmer Mario Gomez: "Es sollte nicht versucht werden, das Ding weiter zu spalten, sondern wieder eine Brücke zu bauen, damit man wieder mit ganz anderen Gedanken in die WM gehen kann." Gündogan und Özil verließen das Stadion kommentarlos. "Solche Pfiffe schaden der Mannschaft", äußerte Kapitän Manuel Neuer.

Viele sportlich positive Erkenntnisse konnte Löw vor der Abreise des Weltmeisters nach Russland am Dienstag nicht mitnehmen in die letzte Erholung vor dem WM-Turnier. In der ersten Hälfte gab es zumindest offensiv gute Aktionen. Da tat sich besonders Marco Reus hervor. "Er hat wirklich gute Aktionen gehabt, da war ich sehr zufrieden mit ihm", lobte Löw den Dortmunder. Reus legte Timo Werner das 1:0 auf. Saudi-Verteidiger Omar Hausawi erhöhte per Eigentor.

Erfreulich war auch das 45-Minuten-Comeback von Innenverteidiger Jerome Boateng. Er dürfte nun auch gegen Mexiko beginnen können. Negativer Schlusspunkt war nach vielen defensiven Nachlässigkeiten das späte 1:2 von Taissir Al-Dschassim, der im Nachschuss nach einem von Marc-Andre ter Stegen gehalten Elfmeter traf. Löw gab dennoch ein WM-Versprechen: "Wenn es losgeht, werden wir da sein."