Fußball, Tennis und Co.: Was der Corona-Lockdown für den Sport bedeutet
Der Spitzensport ist bei der neuen Verordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie insofern glimpflich davongekommen, als der Trainings- und Wettkampfbetrieb fortgeführt werden kann. Allerdings sind im Freien und in Hallen keine Zuschauer mehr zugelassen. Viele Vereine werden auf die Verlängerung des Hilfsfonds angewiesen sein. Stellte beispielsweise die Fußball-Bundesliga am 10. März nach Ausspruch des Zuschauerverbots den Spielbetrieb ein, so wird der Ball nun weiterrollen.
Es sei denn, die Corona-Infektionen werden mehr und verhindern die Durchführung von Spielen. Wie es derzeit zum Beispiel in der Eishockeyliga ICE der Fall ist. Auch in der Männer-Basketballliga und -Handballliga wurden schon mehrere Partien verschoben.
Spitzensport vs. Amateursport
Ihren Sport weiter ausüben dürfen somit Spitzensportler, auch aus dem Bereich des Behindertensportes, und Sportler, die aus ihrer Tätigkeit Einkünfte erzielen oder bereits an internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben. Auch deren Betreuern, Trainern und Vertretern der Medien ist es nach wie vor gestattet, Sportstätten zu betreten. Darauf ist aber auf einen Mindestabstand von einem Meter zwischen Sportlern und anderen Personen zu achten sowie ein Mundnasenschutz zu tragen.
Während der Spitzensport, wenn auch ohne Zuschauer, weiterlaufen darf, wird der Amateursport mit Inkrafttreten der neuen Pandemie-Verordnung stillstehen. Damit werden unter anderem die Fußball-Ligen von der Regionalliga abwärts gestoppt. Auch der Hallenbereich ist für alle Hobbysportler tabu, Freiluftsportstätten wie Golf- oder Tennisplätze dürfen jedoch offenbleiben. Erlaubt sind aber nur noch individuelle Sportaktivitäten, bei denen man nicht mit anderen in Kontakt kommt.
Die Freizeitsportler sind damit in einer ähnlichen Situation, in der sie ab 1. Mai waren, als verschiedene Sportstätten im Freien für den Breitensport wieder geöffnet wurden, darunter neben den oben erwähntem auch Leichtathletik-Anlagen sowie Pferdesport- und Schießanlagen. Davor hatte seit 16. März der Sport zur Eindämmung der Pandemie komplett geruht, Sportstätten waren geschlossen, der Vereinsbetrieb eingestellt.
Kein Fußball, dafür Golf und Tennis
"Nützen wir die Zeit, um in Bewegung zu bleiben. Das ist gut und gesund für Herz und Hirn", sagte Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) am späten Samstagnachmittag auf der Regierungs-Pressekonferenz, bei der der zweite Lockdown verkündet wurde. "Die Sportstätten im Freien sind für den Einzelsport weiter geöffnet", versicherte er. Man kann also seine Golfrunde drehen, auf der Laufbahn Kilometer abspulen oder ein Einzelmatch im Tennis spielen. Das Kickerl mit Freunden ist indes untersagt.
Sportarten mit Körperkontakt, und dazu zählt eben auch der Fußball, sind also fortan untersagt. Will man sich fit halten, muss man sich eine Alternative suchen. Anders als im ersten Lockdown werden aber auch Parkanlagen offenhaben, Frisbeewerfen beispielsweise wird damit zumindest möglich sein. In der kalten Jahreszeit eine Möglichkeit zum Sporteln im Innenbereich zu finden, wird jedoch unmöglich werden, da auch alle Freizeiteinrichtungen wie Bäder und Fitnessstudios geschlossen werden.
Auch Laufen und Radfahren - so das Novemberwetter noch länger angenehme Temperaturen bietet - sowie (Schneeschuh)-Wandern und Skitouren werden unter Beachtung der ohnehin geltenden Abstands- und Hygieneregeln damit möglich sein. Wer bereits neue Alpinski erstanden hat, muss hingegen auf den Dezember und eine Aufhebung der bis Ende November gültigen Maßnahmen hoffen. Denn Skifahren auf präparierten Pisten geht vorläufig nicht, da Seilbahnen und andere Aufstiegshilfen nur von Spitzensportlern benützt werden dürfen.
- Hans Niessl (Sport Austria-Präsident):
"Wir haben nun die paradoxe Situation, dass eine Gesundheitskrise u.a. dadurch bekämpft wird, indem der österreichische Gesundheitsmotor schlechthin, der organisierte Vereinssport, abgebremst wird! Deshalb möchte ich nochmals festhalten, dass es bei der Sportausübung - dank guter Konzepte - zu keinen problembehafteten Clusterbildungen gekommen ist." Gefordert wir u.a. die Umsetzung eines 6 Punkte umfassenden Pakets. "Mit diesem 6-Punkte-Programm haben wir die Chance, unsere Vereine durch diese sich nun nochmals verschärfende Krise zu bringen und unsere vielfältige österreichische Sportkultur aufrechterhalten zu können. (...) Unsere 15.000 Sportvereine mit ihren 576.000 Ehrenamtlichen und 2,1 Millionen Mitgliedern sind ein systemrelevanter - auch volkswirtschaftlich bedeutsamer - Faktor! Nur einen Teil von ihnen zu verlieren, wäre in vielerlei Hinsicht fatal."
- Sandra Reichel (Damen-Tennis-Turnier-Veranstalterin Linz):
"Wir planen es auf jeden Fall. Wir werden das Turnier, wenn wir dürfen, auf jeden Fall durchführen. Wie es ausschaut, wenn man die Verordnung liest, dürfen wir, aber ich kann erst am Montag die letzten Details mit der Gesundheitsbehörde abklären."
- Christian Ebenbauer (Vorstand Fußball-Bundesliga):
"Die Gesundheit steht an erster Stelle. Es ist klar, dass die Situation anhand der Zahlen keine Kompromisse erlaubt, und deshalb sehe ich es in erster Linie pragmatisch. Der Spielbetrieb in der ersten und zweiten Liga kann fortgesetzt werden, das ist für uns als Bundesliga einmal das Wichtigste. Wir sind froh, dass es den Profiligen-Topf gibt. Er ist kurzfristig wichtig fürs Überleben, aber mittel- bis langfristig absolut keine Lösung. Es ist bedauerlich und dramatisch, dass der Breiten- und Amateursport wieder stillsteht. Denn der Fußball lebt von den Fans, nicht nur im Stadion, sondern von denen, die selbst im Breitensport spielen."
- Herwig Straka (Turnierveranstalter Erste Bank Open):
"Es ist eine Entscheidung, die kann man nicht beeinflussen, viel mehr als froh sein kann man eh nicht. Laut Feedback von Spielern und Sponsoren ist es mit Zuschauern 1000 und eins, auch wenn es nur 1.000 Fans sind, aber die Stimmung war trotzdem da und es ist ein anderes Erlebnis."